Tirschenreuth
11.08.2022 - 11:15 Uhr

Schulpflicht für ukrainische Kinder: So sehen die Pläne im Landkreis Tirschenreuth aus

Ab September herrscht Schulpflicht für alle ukrainischen Schüler. Im Landkreis Tirschenreuth betrifft dies rund 250 Kinder und Jugendliche.

Aktuell leben im Landkreis Tirschenreuth rund 250 ukrainische Kinder und Jugendliche. „Ab September herrscht für alle Flüchtlingskinder aus der Ukraine Schulpflicht, bisher erfolgte der Schulbesuch freiwillig“, darauf macht Schulamtsdirektorin Martina Puff bei einem Pressegespräch im Landratsamt aufmerksam. Das kommende Schuljahr solle eine Art Übergangsjahr werden, in dessen Mittelpunkt das Erlernen der deutschen Sprache stehe.

"Eine gute Beherrschung der Sprache ist eine wesentliche Voraussetzung für eine erfolgreiche Schullaufbahn und für die gesellschaftliche Teilhabe“, ist sich Landrat Roland Grillmeier sicher. Momentan sind 860 Flüchtlinge im Landkreis in 24 Kommunen untergebracht. Die Verantwortlichen schätzen, dass von den 250 Kindern und Jugendlichen rund 50 Schüler die Berufsschule Wiesau besuchen werden, 17 Kinder werden aufs Gymnasium gehen und der Rest wird sich auf die Grundschulen und Brückenklassen verteilen.

Regelunterricht für Grundschüler

Der Landrat sieht in der Beschulung der Kinder durchaus eine Herausforderung für das Schulamt. Die Notunterkunft in Fockenfeld funktioniere gut: „Die Leute dort fühlen sich wohl und gut aufgehoben.“ Er zeigt sich überzeugt, dass die Flüchtlingsproblematik die Menschen noch lange beschäftigen wird.

Schulamtsdirektorin Martina Puff betont: „Für die Flüchtlingskinder aus der Ukraine soll die richtige Schulart mit einem passenden Schulabschluss gefunden werden." So sollen die Grundschüler, im Alter zwischen sechs und zehn Jahren, am Regelunterricht teilnehmen. „Damit wird ein intensives Sprachbad sowie eine vielfältige Begegnung mit gleichaltrigen Schülern ermöglicht. Weiter gibt es ein ergänzendes Angebot im Bereich der Sprachförderung“, kündigt Puff an.

Wichtig sei: Schüler mit noch nicht erfüllter Vollzeitschulpflicht (5. bis 9. Jahrgangsstufe) werden in der Regel Brückenklassen zugeordnet. „Brückenklassen stellen ein schulartunabhängiges Angebot dar. Sie bedeuten keinesfalls eine Zuordnung in eine Schulart“, erklärt die Schulamtsdirektorin. Brückenklassen für die Jahrgangsstufen 5/6 werden an den Mittelschulen in Mitterteich, Tirschenreuth, Waldsassen und Kemnath gebildet. Darüber hinaus stehen für die Jahrgangsstufen 7 bis 9 Brückenklassen an den Realschulen Waldsassen und Kemnath sowie am Stiftland-Gymnasium zur Verfügung.

Kontakt in Ukraine halten

Folgender Stundenplan mit 23 Stunden ist für die Brückenklassen vorgesehen: 10 Stunden Deutsch als Zweitsprache, 5 Stunden Mathematik, 4 Stunden Englisch und 4 Stunden Wahlpflichtfächer wie Sport, Musik, Natur und Technik. Die Verantwortlichen hoffen, dass dann Anlagen, Fähigkeiten und Interessen zutage treten und es erste Rückschlüsse gibt, welche Schullaufbahn für die Kinder künftig geeignet ist. In einer Brückenklasse sollen nicht mehr als 10 bis 20 Schüler unterrichtet werden. Für jede dieser Klassen wird ein Lehrer der Schule als Klassenbetreuer bestimmt.

Schüler mit erfüllter Vollzeitschulpflicht, ab der 10. Jahrgangsstufe, die im kommenden Schuljahr 16 Jahre alt sind und keine mittlere Bildung nachweisen, sollen die Berufsintegrationsklasse am Berufsschulzentrum Wiesau besuchen. Das große Ziel sei, die Schüler aus der Ukraine mit im Unterricht zu integrieren. German Helgert, Direktor der Realschule Kemnath, betont, dass gleichzeitig der Kontakt zur Heimatschule in der Ukraine aufrecht erhalten werde. „Den Kindern soll eine digitale Möglichkeit eingeräumt werden, mit ihrer Schule in der Heimat in Kontakt zu bleiben“. Gleichwohl weist er darauf hin, dass die Beschulung mit den Kindern aus der Ukraine schon eine Herausforderung werde. Unterstützung gibt es von ukrainisch sprechenden Lehrern.

Eltern sind informiert

Albert Bauer, Leiter des Stiftland-Gymnasiums Tirschenreuth, nennt es bemerkenswert, was bisher schon an den Schulen geleistet wurde, galt es doch große bürokratische Hürden zu überwinden. Thomas Metzler, Leiter des Berufsschulzentrums Wiesau, lobt die 13 Ukrainer, die heuer die Berufsschule besuchten: „Die waren regelmäßig da und sehr zuverlässig.“ Helgert weiß zudem von vielen Unterstützern und Helfern, die dafür sorgen, dass die ukrainischen Schüler auch zur Schule kommen. Er sieht in der Schulpflicht keine größeren Probleme.

Auch Bauer weist darauf hin, dass der Unterricht in den bisherigen Willkommensgruppen schon gut funktioniert habe. Mit Ende des Schuljahres 2022/2023 würden die Schüler eine Prüfung ablegen müssen, die dann deutlich mache, welche Schulform für sie künftig in Frage kommt. Die Eltern der betroffenen Kinder seien bereits über die Schulpflicht zum Beginn des neuen Schuljahres am Dienstag, 13. September, informiert.

Hintergrund:

Schulpflicht für ukrainische Schüler

  • 1. bis 4. Jahrgangsstufe: Regelunterricht in Grundschulen
  • 5./6. Jahrgangsstufe: Brückenklassen (schulartunabhängiges Angebot) an den Mittelschulen in Mitterteich, Tirschenreuth, Waldsassen und Kemnath
  • 7. bis 9. Jahrgangsstufe: Brückenklassen an den Realschulen Waldsassen und Kemnath sowie am Stiftland-Gymnasium
  • Berufsintegrationsklasse am Berufsschulzentrum Wiesau
 
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