Miteinander sind sie 369 Jahre alt, der Altersdurchschnitt liegt bei knapp 74 Jahren. Ihre Dienstjahre zusammengenommen ministrieren Konrad Hopf, Albert Zölch, Peter Dörfler, Wolfgang Fiedler und Josef Zahn seit rund 60 Jahren. Ans Aufhören denkt von ihnen keiner. „Wir machen so lange weiter, wie es gesundheitlich geht.“
Das Fünfer-Gespann kennt sich, jeder Handgriff ist Routine. Hopf (82) und Zölch (79) sind bereits fertig umgekleidet und warten in der Sakristei auf der Bank, während ihre beiden Kollegen Zahn (71) und Fiedler (72) gerade das weiße Ministrantengewand über den schwarzen Rock ziehen. Dann rauscht Peter Dörfler mit schnellem Schritt durch die Tür. Mit 65 Jahren ist er der jüngste Seniorenministrant.
Humor darf nicht fehlen
Schnell wirft er sein Gewand über und füllt Weihrauchkörner in das Schiffchen nach. Derweil werden Späße gemacht und sich unterhalten. „Bei uns ist es nie staad, immer mit Humor“, sagt Dörfler. Bei den Scherzen hinter den Kulissen sind sich die Männer ihres Amtes bewusst. Als die Turmglocken aufhören zu läuten, wird es auch in der Sakristei der Tirschenreuther Stadtpfarrkirche still. Aufstellung zum Einzug.
Jeden Donnerstag um 9 Uhr ministrieren die fünf erwachsenen „Lausbuben Gottes“. Sie sind der Donnerstagstrupp. Dienstältester Seniorenministrant ist Konrad Hopf. Der 82-jährige Tirschenreuther ministriert bereits seit über 20 Jahren. Im zivilen Leben war der „Oberministrant“, wie er von seinen Kollegen genannt wird, Busfahrer. Seit über zehn Jahren sind Albert Zölch, Wolfgang Fiedler und Josef Zahn mit dabei. Vor etwa vier Jahren stieß dann Peter Dörfler dazu.
Wichtige Stütze
„Wir sind alle gefragt worden, ob wir mitmachen wollen“, sagt der 72-jährige Fiedler. „Oder eher gebettelt worden“, schiebt der Tirschenreuther nach. „Von alleine kommt keiner dazu“, stimmt Josef Zahn zu. „Was ich schon Leute gefragt hab“, sagt Konrad Hopf. Auch unter fleißigen Kirchgängern sei Nachwuchs nicht einfach zu finden.
Die Seniorenministranten hatte Pfarrer Georg Maria Witt vor über 40 Jahren eingeführt. Weil Stadtpfarrer Georg Flierl in den 1980ern drei Jahre als Kaplan in Tirschenreuth war, kannte er das Konzept „Seniorenministranten“ bereits. In der Oberpfalz ist die Pfarrei Tirschenreuth eine von wenigen, die Seniorenministranten hat.
„Ohne die Männer wäre vieles gar nicht machbar“, weiß der Stadtpfarrer. Weil die insgesamt rund 75 Messdiener – Kinder und Jugendliche – in die Schule oder die Arbeit müssen und vormittags nicht ministrieren können, sind die erwachsenen Kollegen eine wichtige Stütze. „Die fünf sind absolut zuverlässig“,. lobt der Geistliche.
Den größten Unterschied spürt Flierl im Bezug auf die Routine. „Die Kleinen brauchen ein bisschen, bis sie Sicherheit haben.“ Gemeinsame Gottesdienste ministrieren die Senioren und die jüngeren Kollegen nicht. Außer wenn etwa bei einer Beerdigung Not am Mann ist. Bei Hochfesten wie Weihnachten oder Ostern lassen die Senioren den Jüngeren den Vortritt.
Das Quintett ist ein eingespieltes Team. Zusätzlich mittwochs ministrieren immer Josef Zahn, der auch im Kirchenchor singt, und Wolfgang Fiedler. Beide sind zudem Lektoren und Kommunionhelfer. Sie wechseln sich donnerstags in diesem Amt ab. Beim heiligen Amt donnerstags hat dann jeder Seniorenministrant seinen festen Dienst. Dörfler kümmert sich um das Weihrauch-Schiffchen, Hopf schwingt das Weihrauchfass. Den Altardienst übernehmen der pensionierte Lehrer Albert Zölch und der ehemalige Polizist Fiedler.
Als Pinguin am Altar
Anders als die jungen Kollegen treten die Seniorenministranten immer in schwarz-weiß auf. „Als Pinguine“, scherzt Fiedler. Jeder hat sein eigenes Gewand. Der Name steht auf dem Kleiderbügel. Für die Kirchgänger ist der Anblick der älteren Herren ganz normal. „Viele Auswärtige sind neidisch auf uns Tirschenreuther“, weiß Konrad Hopf. „Sie sind begeistert, dass wir die Dienste übernehmen und finden, dass man das unbedingt mal gesehen haben soll“, sagt der 82-Jährige stolz.
„Das Ministrieren ist für uns alle selbstverständlich.“ Der Donnerstagvormittag ist geblockt, ein fester Termin. Auch in den Schulferien. „Ich nehme mir da gar nichts anders vor“, sagt der Dienstälteste. „Ob ich etwas ausmache oder Arzttermine vereinbare: Donnerstag geht nicht!“
Peter Dörfler versucht, als Gläubiger Christ jeden Tag in die Messe zu gehen. „Als Ministrant am Altar erlebt man den Gottesdienst sogar noch intensiver“, ist er überzeugt. „Als Bub hat man doch noch Flausen im Kopf. Wir sind uns schon bewusst, was wir machen. Der Draht nach oben ist besser.“ Jetzt im Alter habe der Dienst am Altar mehr Tiefgang, finden die Senioren. „Für uns ist es eine große Ehre. “
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.