Vor dem Tierheim in Tirschenreuth wartet gegen 9.30 Uhr eine kleine Familie aus Erbendorf. Ihr 15 Jahre alter Rüde sitzt in einem Zwinger hinter dem Tor. "Der Hund ist gestern weggelaufen. Er wurde dann hierher gebracht. Wir haben ihn gesucht. Über Facebook haben wir dann mitbekommen, dass er hier ist", sagt der Besitzer. Gerade die sozialen Medien helfen, dass entlaufene Fundtiere schnell wieder zurück in ihr Zuhause kommen.
"Wenn Fundtiere gepostet werden, wird das stark von den Leuten geteilt. Das funktioniert wirklich", erklärt Tierheimleiterin Daniela Riedl. Im Juni ging der Kreistierschutzverein mit einem Instagram-Profil online. "Follows, Reposts und Likes sind sehr erwünscht", heißt es auf Facebook. Das Ziel ist es, neue Besitzer für rund 100 Katzen, 25 Hunde und 12 Stallhasen zu finden.
Tierheime nicht systemrelevant
Während des Corona-Lockdown war die Einrichtung komplett geschlossen. "Die Tierheime mussten - meines Wissens nach - zubleiben, da sie nicht als systemrelevant eingestuft worden sind", erklärt Riedl. Hinzu kommt, dass die Einrichtung personell nur von wenigen Mitarbeiter gestützt wird. Es gibt drei Festangestellte, zwei Ehrenamtliche und aktuell eine Ferienarbeiterin. "Wäre bei uns nur einer ausgefallen, hätten wir ein echtes Problem gehabt", sagt Riedl. Fundtiere wurden weiter aufgenommen.
Aber sind in der Krise vermehrt Tiere im Landkreis ausgesetzt worden? "Nein", antwortet Riedl. Da in der Krisenzeit keine Tiere vermittelt worden sind, seien auch nicht mehr Tiere in Not gewesen. Aber das Gassigehen wurde zeitweise ausgesetzt. "Das können viele nicht verstehen, warum wir das gemacht haben", weiß Riedl. Sie begründet die Maßnahme mit mehr Arbeitsaufwand. "In der Regel dürfen sich unsere Hunde viel am Hof oder in unserem Außengehege bewegen." Kommen jedoch Freiwillige, die mit dem Hund einen Spaziergang unternehmen wollen, freut sich nicht nur ein Hund darauf, sondern die ganze Gruppe. "Wir müssen die Hunde dann erst voneinander trennen und das Tier, das Gassi gehen soll, zu dem Freiwilligen bringen. Das ist für uns immer ein Arbeitsaufwand, der schwer zu stemmen ist."
Suche nach Arbeitskräften
Zur Zeit sucht die Leiterin zwei weitere Arbeitskräfte. "Es ist aber nicht so einfach, Leute zu finden.", sagt Riedl. "Viele kommen mit einer verklärten Vorstellung hierher. Oft wird die Arbeit unterschätzt." Zwinger reinigen, Katzenklos säubern, Wäsche waschen, Kot entfernen, Tiere pflegen und füttern, Rasenmähen, Tierarztbesuche oder Einkäufe erledigen sind typische Tätigkeiten. "Wir brauchen Personal, das von 8 bis 17 Uhr da ist." Bezahlt werden die Stunden nach dem Mindestlohn.
Für die Leiterin ist es ein Balanceakt, neue Leute einzustellen und gleichzeitig die Bezahlung zu gewährleisten. "Wir zahlen das vom Verein aus", erklärt sie. "Unsere Personalkosten sind mit 120.000 Euro die höchsten Kosten." Weitere Kosten werden für Strom, Heizung, Tierarzt, Reparaturen usw. fällig. So belaufen sich die Gesamtkosten der Einrichtung auf rund 200.000 Euro pro Jahr. Im vergangenen Jahr hat das Tierheim die Fundtierpauschale für die Gemeinden von 50 auf 80 Cent erhöht. "Das hat uns viel geholfen." Auf diese Weise versucht Riedl, auch höher werdende Lebenshaltungskosten zu kompensieren. Weiterhin finanziert sich die Einrichtung über Spenden, doch auch das reicht nicht für große Sprünge. Beim Besuch des Gemeindetages 2019 sprach die 51-jährige Leiterin mehrere Probleme an. Unter anderem ging es um den schlechten baulichen Zustand des Gebäudes, den Bau eines Hundehauses sowie Platzmangel für Futterspenden, Decken und Transportboxen. Doch was ist daraus geworden?
Neues Dach über Hundezwinger
"In den vergangenen zwei Jahren musste ich immer wieder ins Krankenhaus", sagt Riedl. Deswegen konnten nur schwierig bauliche Maßnahmen umgesetzt werden. Nun nehmen sie und ihre Mitarbeiter aber wieder einiges in Angriff. "Wir haben das Dach über unserem Hundezwinger erneuert." Durch das alte regnete es immer wieder durch, da das Holz morsch war. An der Frontseite des Hauses kommt ein Gehege für die Kaninchen - auch das wird überdacht. In den Eingangsbereich kommt ein Container. "Das wird ein Empfangsbereich, wo sich Besucher auch bei schlechtem Wetter unterstellen können." Wegen des Hundehauses müssen noch fleißig Spenden gesammelt werden und mit den Gemeinden gesprochen werden.
Normal geöffnet ab September
Durch die Coronakrise hatte das Tierheim für Besucher nur nach Terminvereinbarung geöffnet. "Ab 1. September haben wir wieder zu unseren regulären Zeiten offen", sagt Riedl. Das Tierheim ist dann Montag, Donnerstag und Freitag von 14 bis 16.30 Uhr wieder für Besucher und Interessierte zugänglich.
Dauerthema Katzenkastration
Beim Rundgang durch das Katzenhaus erzählt Leiterin Daniela Riedl: „Wir kriegen immer wieder Tiere von Menschen, die verstorben sind oder ins Altenheim kommen. Erst vor Kurzem haben wir sechs Katzen erhalten und drei waren trächtig.“ Noch immer gibt es viele unkastrierte Katzen. Das führt dazu, dass sich die Tiere schnell vermehren. Zudem können nicht sterilisierte weibliche Wohnungskatzen dauerrollig werden und freilaufende Kater verstreuen ihre Düfte. Aufgrund von finanziellen und personellen Engpässen kann sich das Tierheim dem Problem nur sporadisch stellen. „Wir versuchen das, was nötig ist“, erklärt Riedl.
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