Tirschenreuth
29.01.2021 - 16:29 Uhr

Sorge um Erhalt der Geburtshilfe in Tirschenreuth

Die Geburtshilfe in Tirschenreuth ist wegen der relativ geringen Zahl an Entbindungen seit Jahren ein Sorgenkind. Und die jüngste Personalentwicklung trägt nicht gerade zur Beruhigung bei, wie im Kreisausschuss deutlich wurde.

Auf der Geburtsstation in Tirschenreuth sind Bilder der geborenen Babys der vergangenen Monate zu sehen. Im Kreisausschuss diskutierten die Räte am Montag zur Zukunft der Entbindungsstation. Bild: ws
Auf der Geburtsstation in Tirschenreuth sind Bilder der geborenen Babys der vergangenen Monate zu sehen. Im Kreisausschuss diskutierten die Räte am Montag zur Zukunft der Entbindungsstation.

Nach einer Wortmeldung von Hans Klupp entspann sich im Kreisausschuss eine Diskussion zur Zukunft der Entbindungsstation in Tirschenreuth. Dem Sprecher der Freien Wähler war eine Aussage von Landrat Roland Grillmeier sauer aufgestoßen, der in einer Pressemeldung der Kliniken AG zur beruflichen Veränderung von Dr. Michael Rüth zitiert wurde: "Die Gynäkologie und Geburtshilfe am Krankenhaus Tirschenreuth wird so lange aufrechterhalten, wie es medizinisch, wirtschaftlich und personell möglich ist."

Grillmeier müsse sich als Aufsichtsratsvorsitzender des Klinikverbunds viel stärker für den Erhalt der Geburtshilfe einsetzen, forderte Klupp. "Das ist deutlich zu kurz gesprungen", wertete er die Aussage des Landkreischefs. Dabei gelte es doch, vehement dem Eindruck entgegenzutreten, das Krankenhaus Tirschenreuth werde ausgesaugt. "Eine Entbindungsstation ist die Visitenkarte des Hauses. Sie muss unter allen Umständen erhalten werden", sagte der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler.

Auf Nachfolgersuche

Anlass der Pressemeldung war die Aussicht, dass Dr. Michael Rüth nach einigen Jahren als Chefarzt spätestens 2022 ans Klinikum Weiden gehen wird, um sich in der gynäkologischen Onkologie weiterzubilden. Man bemühe sich nach besten Kräften, die Geburtshilfe und Gynäkologie in Tirschenreuth weiterzuführen und die Nachbesetzung schnell zu sichern, hieß es.

Tirschenreuth21.01.2021

"Wenn man ernsthaft sucht, findet man auch Ärzte", sagte Klupp in der Sitzung. Am Geld solle es nicht liegen, antwortete der Landrat: "Wir sind sogar bereit, mehr Defizit zu übernehmen", deutete er eine Absprache mit der Stadt Tirschenreuth an. Die Bemühungen um eine Nachfolge gingen durchaus über eine normale Ausschreibung hinaus. Im Übrigen verteidigte Roland Grillmeier seine Aussage zur Wirtschaftlichkeit. Der zitierte Beschluss des Aufsichtsrats zum Erhalt der Einrichtungen in Tirschenreuth sei identisch mit der Aussage seines Vorgängers im Klinikverbund, spielte er auf Wolfgang Lippert an.

Keine Frage der Kosten

"Wir müssen auch realistisch sein und dieses Jahr Bilanz ziehen, ob es weitergeht", sagte der amtierende Aufsichtsratsvorsitzende. Die Geburtsstation stehe und falle mit Dr. Rüth, der Außergewöhnliches geleistet habe: "So viele Ärzte, die über das geforderte Maß hinausgehen, gibt es nicht." Hier nannte Grillmeier vor allem die Rufbereitschaft.

"Kinderkriegen im Landkreis muss möglich sein", brachte SPD-Sprecher Uli Roth seine Meinung auf den Punkt. Der Erhalt der Geburtshilfe dürfe auch keine Frage der Kosten sein. Außerdem brachte Roth die Rede auf Dr. Albert Roßmann, der doch erst 2020 als weiterer Chefarzt für den Standort Tirschenreuth vorgestellt worden sei.

"Wir brauchen ja auch Oberärzte, der Unterbau fehlt", warf Tirschenreuths Bürgermeister Franz Stahl ein. "Vier bis fünf Ärzte müssen in der Abteilung rund um die Uhr alles am Laufen halten", präzisierte Landrat Grillmeier: "Dr. Rüth hat fast zwei Stellen erfüllt."

Stahl bekräftigte die Absicht der Stadt Tirschenreuth, sich am Erhalt der Geburtshilfeabteilung zu beteiligen: "Nicht mit Millionenbeträgen, aber der Wille ist da." Dr. Rüth verlasse ja übrigens nicht das Klinikum, sondern bleibe im Verbund der AG: "Es ist nur ein Wechsel von einem Zimmer zum nächsten." Dass er seinen Chefarztposten in Tirschenreuth behalte, lasse die rechtliche Situation nicht zu.

Matthias Grundler (Zukunftsliste) fasste am Ende der Debatte zusammen, dass sich das Thema Kliniken nicht für politische Auseinandersetzungen eigne: "Wir wollen alles in Bewegung setzen, die Geburtshilfe in Tirschenreuth zu erhalten. Darüber herrscht Einigkeit in allen Fraktionen."

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Tirschenreuth29.01.2021
 
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