Ein Spiegelbild des Lebens

Tirschenreuth
04.01.2019 - 12:10 Uhr

Die Stadt will ihrer Geschichte ein weiters Kapitel verpassen. Viele Autoren arbeiten derzeit an der neuen Stadtchronik.

Vom 7. bis 15. Juli 1951 wurde der 100. Geburtstag der Liedertafel Tirschenreuth gefeiert. Hans Möstl, Zeitzeuge der 50er Jahre, spricht in der Chronik „vom größten Heimatfest, das in der Ortsgeschichte stattgefunden hat“. Zur Begrüßung der Gäste wurde in der Regensburger Straße ein künstliches Stadttor errichtet, das an die große Vergangenheit der Stadt erinnern sollte. Tausende Gäste haben es durchfahren, acht Tage war Tirschenreuth kulturelles Zentrum der Oberpfalz. „Ein so großartiges Fest, das man einfach nicht vergessen darf“, meint Hans Möstl.

Ganz in der Tradition der großen Chronisten der Stadt Tirschenreuth, Ludwig Mehler und Johann Brunner, hat die Stadt die Erstellung einer Chronik in Auftrag gegeben. Die Zeit ab 1949 bis zum Jahr 2020 soll dort beleuchtet werden. Die Zeit der "Einzeltäter", wie es im 19. und frühen 20. Jahrhundert noch möglich war, ist aber vorbei. Die Themenvielfalt ist für eine Person zu groß. Deshalb hat Bürgermeister Franz Stahl eine Vielzahl von Autoren eingeladen, sich zu bestimmten Themen Gedanken zu machen. Erste Ergebnisse liegen vor, eine Redaktion um den Bürgermeister wird die nächsten Monate intensiv an der weiteren Gestaltung arbeiten.

Die Idee hatte Bürgermeister Franz Stahl selbst. Von der Direktorin des Staatsarchivs in Amberg, Dr. Maria Rita Sagstetter, stammte der Tipp, dass moderne Chroniken heute von vielen Bürgern aus unterschiedlichen Professionen und Richtungen geschrieben werden. Nur so könne der Vielzahl der Themen Rechnung getragen werden.

Autoren-Mannschaft

So eine Autoren-Mannschaft hat sich Franz Stahl dann auch gesucht. Mit dabei absolute Profis wie Stadtheimatpfleger und Autor vieler Bücher, Eberhard Polland, oder erfahrene Regisseure wie Manfred Grüssner, Marianne Stangl oder Gaby Saller. Aber auch Polit-Profis wie Peter Gold oder Karl Scheidler als erfahrener Berichterstatter über die Katholische Kirche sind dabei. Für die Schulen schreiben Uschi Huber, Christine Günthner und Wilhelm Trisl. Viele weitere Vertreter von Vereinen und Organisationen runden das Team ab. In der Redaktion, die eigene Bereiche wie Wirtschaft oder Gartenschau erstellt und alle Themen abschließend bearbeitet, sitzen erfahrene Journalisten wie Mirko Streich oder der Ressortleiter des "Neuen Tags" in Tirschenreuth, Wolfgang Benkhardt. Vor allem dessen Erfahrungen als Leiter des Buch- und Kunstverlags Oberpfalz spielen eine große Rolle. Peter Geyer, den man durchaus als "Urgestein" der Tirschenreuther Stadtverwaltung bezeichnen darf, Beate Heinrich als Archivleiterin und Thomas Sporrer als freier Journalist unterstützen diese Arbeit. Werner Schirmer als erfahrener Lokalredakteur des "Neuen Tags" wird beratend unterstützen. Aktuelle Fotos steuert vor allem Norbert Grüner, ebenfalls Redakteur beim "Neuen Tag", bei.

Lebendige Chronik

Was die Stadt unbedingt vermeiden will, ist eine Chronik, die nur für das Regal gemacht wird, dort verstaubt und von der nächsten oder übernächsten Generation weggeworfen wird. "Es soll eine lebendige Chronik werden, ein Spiegelbild des Lebens in unserer Stadt über die Jahrzehnte hinweg", formuliert Franz Stahl den Anspruch an das Werk. So sollen auch alle Vereine mit Fotos und kurzem Text vorgestellt werden. "Wer sich von den Vereinen noch nicht gemeldet hat, bitte nachholen", so das Stadtoberhaupt.

Mit Euro-Passion

Im Herbst 2020, pünktlich zum Weihnachtsgeschäft, soll die Chronik erscheinen. Was unbedingt noch rein soll, ist die Euro-Passion. "Eine riesige Ehre für alle Beteiligten und auch die Stadt Tirschenreuth", so Peter Geyer, der für die Organisation verantwortlich zeichnet. Dazu kommt, dass dann die Kommunalwahlen stattgefunden haben und die Weichen für die nächsten Jahre auch politisch gestellt sind. Aktualität ist wichtig. "Es gibt nichts Schlimmeres als eine Chronik, die schon beim Erscheinen veraltet ist", so Wolfgang Benkhardt, der eine lange Erfahrung mit solchen Werken hat. Für alle Beteiligten, vor allem für die Redaktion, ist diese Chronik eine große Herausforderung. Wahrscheinlich wird es die letzte Chronik über Tirschenreuth sein, die man noch als Buch erwerben kann. Die Zukunft wird wohl digital sein.

Im Blickpunkt:

Fotos und „Gschichten“

„Wer hat Fotos aus der Zeit kurz nach dem Krieg bis in die Moderne? Wo sind die Zigarrenkästen der Väter und Großväter, gefüllt mit Erinnerungen an die Stadt, an Straßen und Plätze, an Menschen, die es Ihnen wert sind, in der Chronik aufzutauchen? Sollten Sie solche Schätze noch haben?“, dann bittet Bürgermeister Franz Stahl, diese in der Stadtverwaltung bei Frau Heinrich abzugeben. Es werden Kopien gemacht. Noch besser wäre auch ein kleine – oder große – Geschichte dazu. Ein Beispiel: Vom 4. bis 11. Dezember 1949 fand im Rathaussaal der Kreisstadt eine der ersten Kunstausstellungen nach dem Krieg statt. Hat jemand Bilder von diesen ersten Schritten der heimischen Künstler nach dem Krieg? Herbert Molwitz war mit 14 Werken vertreten. Oder gab es noch weitere interessante Veranstaltungen in diesen frühen Jahren?

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