Tirschenreuth
24.02.2019 - 12:15 Uhr

Sterne in der Lichtsuppe

Falsche Beleuchtung führt zur Lichtverschmutzung. Vogel- und Insektensterben und Gesundheitsschäden für Menschen sind die Folgen, sagt Peter Postler. Dabei müssten nur richtige Lampen her.

Peter Postler (rechts hinten) ist es ein großes Anliegen, dass die Stadt Tirschenreuth wieder dunkler wird. Sonst könne es sein, dass die Sternwarte weit weg von der Kreisstadt versetzt werden müsste. BN-Vorsitzender Josef Siller (links) begrüßte den Leiter der Sternwarte Tirschenreuth als Referenten. Bild: ubb
Peter Postler (rechts hinten) ist es ein großes Anliegen, dass die Stadt Tirschenreuth wieder dunkler wird. Sonst könne es sein, dass die Sternwarte weit weg von der Kreisstadt versetzt werden müsste. BN-Vorsitzender Josef Siller (links) begrüßte den Leiter der Sternwarte Tirschenreuth als Referenten.

Der Vortrag des Sternwarten-Leiters über Lichtverschmutzung war eindringlich und kam nicht zu mahnend rüber. Denn nach Peter Postlers Erfahrung wissen die Leute nur viel zu wenig Bescheid darüber, welche Schäden LEDs anrichten könnten. Grundsätzlich, sagte er vor einem kleinen, aber interessierten Publikum, sei gegen den Einsatz der Lampen nichts auszusetzen, Nur seien viele LEDs aufgrund des starken UV- und Blaulichts schädlich. Nicht nur für Insekten, auch der Mensch sei gesundheitlich in Gefahr.

Eingeladen zum Vortrag über die Auswirkungen der Lichtverschmutzung, die auch Lichtemission oder Lichtsmog genannt wird, hatten der Bund Naturschutz und der Landesbund für Vogelschutz in Zusammenarbeit mit der Katholischen Erwachsenenbildung. BN-Vorsitzender Josef Siller verwies auf das erfolgreiche Volksbegehren für mehr Artenschutz. Es seien nicht nur die Landwirte schuld am Insektensterben, betonte Siller. Da gehe es um ein großes Ursachenbündel. "Und jeder einzelne muss dafür die Verantwortung mittragen." Peter Postler zeichnete dann anhand von anschaulichen Beispielen ein dramatisches Bild eines Sternenhimmels, der weltweit immer weniger sichtbar sei. "Unsere Sterne ertrinken in einer Lichtsuppe", formulierte der Referent. Dem Leiter der Gerhard-Franz-Sternwarte Tirschenreuth war es auch ein persönliches Anliegen, dass Tirschenreuth wieder dunkler wird. "Sonst müssen wir eines Tages die Sternwarte verlegen", so Postler. Er demonstrierte die schleichende Lichtverschmutzung auch auf dem Land mit Fotografien, wo er die Beleuchtung von Industriegebäuden oder Kirchen anprangerte. Wie das auf einer Landkarte aussehe, könne man im Internet auf "Night Earth" deutlich erkennen. Meist sei es Unwissenheit, die dazu führe, dass helle LED-Lampen die ganze Nacht über brennen und ihr Licht gen Himmel verschwenden. Oftmals sei es ausreichend, die Beleuchtung nur bis Mitternacht aktiv zu halten. "Die Energie bleibt im Himmel stecken", prangerte Postler den Faktor Verschwendung an. Dabei könne man mit der richtigen Beleuchtung die LEDs weiter nutzen und sogar noch 30 bis 40 Prozent Strom einsparen. Als Alternativen zeigte der Sternenkundler für Kommunen und Privatleute passende Beleuchtungen, deren Lichtquellen nur dorthin streuen würden, wo sie auch nötig sind.

Am Wichtigsten sei, UV- und Blaulicht mit orangem, weicherem Licht auszutauschen. So könne man Vögel und Insekten schützen, die sonst beim Umschwärmen der Lampen bedroht seien. Zugvögel würden sogar die Orientierung verlieren. Und auch der Mensch sei stark betroffen, denn das Blaulicht schalte die Produktion des wichtigen Hormons Melatonin aus, was zu Schlafstörungen bis hin zu Krebs führen könne. Mit vielen Beispielen zeigte Postler auf, dass dieses Problem weltweit erkannt worden sei. So habe Tschechien bereits ein Gesetz gegen die Lichtverschmutzung erlassen.

Und es gebe nun "Dark Sky Parks", was eine Zertifizierung von Kommunen und ganzen Landstrichen sei, die sich zu "dunklen Flecken" in ihrem Gebiet offen bekennen. In Deutschland gebe es das schon unter anderem in der Rhön und in der Eifel. Fulda sei für seine Lichteinsparung als erste "Sternenstadt" ausgezeichnet worden. Peter Postler konnte sich für den Landkreis Tirschenreuth auch einen derartigen "Dark Sky Park" vorstellen. Es müsse ja nicht gleich überall sein, aber vielleicht könne man im östlichen Teil damit beginnen, schlug der Sternenexperte vor.

Die beleuchtete Stadtpfarrkirche ist natürlich ein attraktiver Hingucker im nächtlichen Tirschenreuth. Peter Postler stellt allerdings infrage, ob das noch zeitgemäß sei. Er wünscht sich für die Kreisstadt einen "Dark Sky Park". Bild: ubb
Die beleuchtete Stadtpfarrkirche ist natürlich ein attraktiver Hingucker im nächtlichen Tirschenreuth. Peter Postler stellt allerdings infrage, ob das noch zeitgemäß sei. Er wünscht sich für die Kreisstadt einen "Dark Sky Park".
Peter Postler. Bild: ubb
Peter Postler.
Anhand von anschaulichen Grafiken zeigte Postler, wie die Lampen ihr Licht verschwenderisch in den Himmel schicken. Nur die rechts gezeigten Exemplaren erfüllten den Anspruch, ihr Licht sparsam zu streuen. Bild: ubb
Anhand von anschaulichen Grafiken zeigte Postler, wie die Lampen ihr Licht verschwenderisch in den Himmel schicken. Nur die rechts gezeigten Exemplaren erfüllten den Anspruch, ihr Licht sparsam zu streuen.
 
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