Das Berlin Institut für Bevölkerung und Entwicklung und die Wüstenrot-Stiftung interessieren sich für "abgehängte Regionen". Weil davon immer öfter die Rede ist untersucht Frederick Sixtus, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts und seine Kollegin Sabine Sütterlin, ob dieses Bild stimmt und wie die Menschen ihre Situation wahrnehmen.
Im ersten Schritt haben die beiden zunächst alle deutschen Landkreise und kreisfreien Städte statistisch verglichen. Untersucht wurden etwa die Arbeitslosenquote, das kommunale Steuereinkommen, Schulabbrecher, Breitbandausbau, öffentliche Verkehrsanbindung, oder gesundheitliche Infrastruktur. "Es zeigten sich klare regionale Unterschiede in den Lebensverhältnissen und den Möglichkeiten gesellschaftlicher Teilhabe", erklärt der wissenschaftliche Mitarbeiter des Instituts. "Wir haben die Landkreise und kreisfreien Städte in sechs Gruppen eingeteilt." Diese sind aufgeteilt in kreisfreie Städte und Landkreise mit sehr guten, mittelmäßigen und verbesserungswürdigen Chancen auf gesellschaftliche Teilhabe. "Das heißt nicht, dass Regionen der schlechtesten Kategorie in allen Punkten schlecht abschneiden", sagt Sixtus. Und: "Tirschenreuth steht gar nicht so schlecht da."
In einem zweiten Schritt reisen Sixtus und seine Kollegin derzeit durch Deutschland in 15 ausgewählten Städte. Mit dabei sind neben Tirschenreuth und Bärnau auch Berlin, Cottbus, Dresden, Hamburg, Ludwigsburg, Gelsenkirchen, Landkreise oder kreisfreie Städte in Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein. Über die Hälfte der Orte sind in ländlichen Regionen. "In Gesprächen mit Personen des öffentlichen Lebens sowie in Diskussionen mit Bürgern möchten wir erfahren, wie die Menschen dort ihre Situation einschätzen." Sie führen dabei Interviews mit etwa Bürgermeistern, Pfarrern, der Volkshochschule, der Arbeiterwohlfahrt, dem Bauernverband, oder dem Roten Kreuz. "Die Interviews laufen gut, allerdings würden wir gerne noch mit mehr ,normalen' Bürgern ohne spezielle Funktion sprechen." Im dritten Schritt wollen die Mitarbeiter des Instituts herausfinden, ob ihr Ergebnis der Wahrnehmung der Leute entspricht oder nicht und woran das liegen könnte.
Es zeigten sich klare regionale Unterschiede in den Lebensverhältnissen und den Möglichkeiten gesellschaftlicher Teilhabe.
Bürger sprechen
Öffentliche Diskussionsrunden finden am Montag, 14. Januar, um 17 Uhr im Kursraum III der Volkshochschule im Amtsgebäude an der Mähringer Straße 7 in Tirschenreuth und am Dienstag, 15. Januar, ebenfalls um 17 Uhr im Hotel "Zur Post" in Bärnau statt.
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