Tirschenreuther Architekt Peter Brückner über die öffentlichste aller Künste

Tirschenreuth
20.10.2022 - 17:11 Uhr
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Ist Architektur Kultur? Für Peter Brückner auf jeden Fall. Im Podcast Kulturkiosk spricht er darüber, wie sich Architektur und Kultur gegenseitig beeinflussen und wie die Architektur der Kultur ein Zuhause gibt.

Für den Architekten Peter Brückner ist Architektur "zu hundert Prozent" Kultur.

Baukunst - ein Wort, das Architektur und Kultur vereint. Denn obwohl man bei einem Architekten nicht unbedingt an einen Kulturschaffenden denkt, ist die Baukunst am Ende eben doch: Kunst. "Architektur ist natürlich eine kulturelle Sache, auf der anderen Seite auch die öffentlichste aller Künste", erklärt Peter Brückner. Dass Architektur eine öffentliche Kunst ist, liege schon in der Natur der Sache. "Sie ist immer präsent, sie ist in allen Bereichen hier immer vorhanden und man geht daran vorbei." Und das sei eine große Herausforderung, so Brückner. "Wir haben eine Verantwortung für die Öffentlichkeit - alle Menschen, die sich in Städten bewegen, schauen auf die Gebäude."

Er und sein Bruder leiten das Architekturbüro Brückner und Brückner in Tirschenreuth und Würzburg. Zusammen mit ihrer Belegschaft haben sie einige prestigeträchtige Projekte übernommen, und damit auch der Kultur ein Zuhause gegeben. Etwa mit dem Centrum Bavaria Bohemia in Schönsee, das sich mit kulturellen Themen diesseits und jenseits der tschechischen Grenze auseinandersetzt. Oder der Kulturspeicher Würzburg, bei dem aus einem alten Hafengelände ein Museum wurde.

Dieses Projekt war das erste, das der Architekt und sein Bruder Christian, ebenso Architekt, gemeinsam in Angriff genommen haben. Der Vater der beiden war Bauingenieur. Beide Brüder sind in seine Fußstapfen getreten und haben sein Baubüro übernommen. "Mein Bruder hat erst etwas anderes gemacht, man macht ja nicht das, was der Vater und der Bruder machen." Christian wohnt inzwischen in Würzburg, Peter in seiner Heimat Tirschenreuth. Trotzdem arbeiten sie eng zusammen. "Wir haben gemerkt, dass Distanz manchmal Nähe schafft."

Sie beide eint die Faszination zum Bauen sowie eine besondere Affinität zur Kunst und Dingen, die sich um die Kunst herum bewegen. Dabei ist ihnen vor allem eins wichtig: Qualität. Und das bedeutet für Brückner: "Räume, innen wie außen, die idealerweise den Menschen berühren, die natürlich auch die Aufgaben, für die sich geschaffen sind, perfekt erfüllen." Die haptischen Oberflächen und Materialien sollten sich in einen Kontext einfügen, am besten über einen langen Zeitraum altern können, sogar noch verbessern.

Distanz schafft Nähe

Denn Architektur ist keine modische Erscheinung, findet der Architekt. "Gebäude sollen 30, 50 Jahre stehen können." Da gehört es auch dazu, das Gebäude nahtlos in seine Umgebung einzufügen. "Jedes Gebäude wird für seinen Ort geschaffen, dieser Ort verlangt entsprechende Antworten." Dabei will er Dinge nicht nachbauen und so tun, "wie sie immer nicht waren. Wir als Architekten sollten in der Lage sein, mindestens genauso qualitätsvoll Lösungen zu schaffen." Auch Nachhaltigkeit spielt in seinem Prozess eine große Rolle. Sei es, denkmalgeschützte Gebäude mit neuem Nutzen zu füllen - "die sind schon da und müssen nicht noch gebaut werden", sich historische Bauweise zum Vorbild zu nehmen oder ganz neue Techniken auszuprobieren. Etwa gebe es Baustoffe, die aus Pilzen gemacht werden und so von selbst weiterwachsen.

Doch ist Architektur nun Kultur? "Für mich Hundert Prozent. Es gibt ja auch den wunderbaren Begriff der Baukultur, wo diese beiden Dinge zusammenkommen." Die habe etwas mit Qualität zu tun, sie habe etwas mit den Orten zu tun, an denen man sich befindet. Da merke man es ganz deutlich. Auf die Frage nach seinem Lieblingsstil muss Brückner nachdenken. "Das kann ich nicht sagen. Es sind eher einzelne Gebäude, die mich berühren." Die müssen nicht groß oder klein sein. Brückner schwärmt vom Dach auf dem Olympiapark in München genauso wie der kleinen Brücke über einen Bach, die von einem Baumeister perfekt gefügt wurde.

Das neueste Projekt des Baubüros, das Diözesanmuseum Freising, wurde Anfang Oktober eingeweiht. Wieder ein Museum. Deshalb: Hat Architektur Einfluss auf Kultur? "Das würde ich mir wünschen." Zum Podcast mit Peter Brückner:onetz.de/podcast

Hintergrund:

Auswahl von Projekten von Brückner und Brückner

  • Gymnasium Neustadt
  • Büro- und Verwaltungsgebäude der Ziegler Group
  • Feuerwehr Tirschenreuth
  • Musikakademie Hammelburg
  • Rathaus Waldsassen
  • Pfarrkirche St. Augustin Coburg
  • Burg Falkenberg
 
 

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