"Wir sind absolut zufrieden. Wir hatten eine phantastische Resonanz", sagt Professor Ralf Wagner nach der Auswertung der Runde zwei der Prospektive Covid-19-Kohorte Tirschenreuth (TiKoCo19), so der richtige Name der Studie, bei der die Anwesenheit von Sars-CoV-2 spezifischen Antikörpern untersucht wird.
Die Teilnehmer seien an ihren Antikörpertitern (Maßzahl für die Menge bestimmter Antikörper im Blut) interessiert gewesen, weiß der Studienleiter. Er habe aber auch den Eindruck gewonnen, dass die Tirschenreuther einen Beitrag leisten möchten, um der Wissenschaft und der Politik Daten an die Hand zu geben, mit denen man der Pandemie begegnen kann. "Die Beteiligung war prima, obwohl uns Nebel, zum Teil schlechtes Wetter und die jahreszeitlich früh einsetzende Dunkelheit von den Rahmenbedingungen nicht unbedingt ins Blatt gespielt haben", erklärt Wagner.
Lob für Blutabnahmezentren
Die Blutabnahmezentren hätten erneut hervorragend funktioniert und Kreisgeschäftsführer Holger Schedl und sein Team vom BRK Tirschenreuth hätten, wie schon in Runde eins, gute Rahmenbedingungen für die Blutabnahmen geschaffen. Auch die zahlreichen Studenten und die Prüfärzte der Universitäten aus Erlangen und Regensburg hätten engagiert und begeistert mitgezogen.
"Von den 4174 Personen, die einer erneuten Kontaktaufnahme nach der ersten Runde zugestimmt haben, haben 3549 Personen teilgenommen. Das entspricht einer Teilnahmequote von 85,05 Prozent und hat unsere Erwartungen positiv übertroffen", sagt der Professor.
10 Prozent Antikörper-positiv
Der Anteil der bereits in der ersten Runde Antikörper-positiv getesteten Personen, die auch an der zweiten Runde teilgenommen haben, hat sich gegenüber der ersten Runde kaum verändert. Das heißt: etwa 10 Prozent sind Antikörper-positiv. Erfreulich sei, dass fast alle der in der ersten Runde Antikörper-positiv getesteten Personen ihre Antikörper behalten haben. Im Mittel sind die Antikörpertiter (Menge) leicht, aber in keiner Weise besorgniserregend abgesunken, teilt der Studienleiter mit. Nur in ganz wenigen Einzelfällen sei es zum Absinken der Antikörpertiter unter die Nachweisgrenze gekommen. Bei einer ganzen Reihe von Teilnehmern haben die Antikörpertiter auch zugenommen. Etwa 20 Teilnehmer, die in der ersten Runde noch keine Antikörper hatten, wurden diesmal Antikörper-positiv getestet.
Ob die Werte reichen, um sich von einer Neuansteckung zu schützen, könne man ohne belastbare Studienergebnisse, zum Beispiel durch das Erfassen von Zweitinfektionen, so einfach nicht sagen, erklärt Wagner. "Bis heute kann niemand sagen, welcher Antikörpertiter notwendig ist, um sich vor einer Infektion zu schützen. Dies ist weltweit Gegenstand aktueller Untersuchungen." Auf der Basis von Erfahrungen mit anderen Virusinfektionen würde man aber davon ausgehen, dass nach einer überstandenen Corona-Infektion im Falle einer erneuten Infektion zumindest mit einem abgemilderten Krankheitsverlauf zu rechnen ist.
"Wir sind absolut zufrieden. Wir hatten eine phantastische Resonanz."
Post für Studienteilnehmer
Eine große Mehrzahl der Studienteilnehmer sei noch vor Weihnachten per Brief über das Ergebnis verständigt worden. Dabei wurde auch eine Tendenz "Antikörper gleich geblieben, zugenommen, abgenommen" mitgeteilt. In Einzelfällen musste die Analyse vertieft werden. Diese Teilnehmer wurden nach Vorliegen der finalen Testergebnisse nachträglich informiert.
In Teil drei der Studie - die abhängig von der Entwicklung des Infektionsgeschehens in der zweiten Aprilhälfte geplant ist - werde man "das komplette Ausmaß der Neuinfektionen näherungsweise ermitteln können, das ja durch den Virusnachweis (PCR) gar nicht komplett erfasst wird", so Wagner. Er erinnert an Teil eins der Studie: "Im Juni/Juli 2020 hatte die Dunkelziffer den Faktor 5. Also 80 Prozent der Infektionen blieben unerkannt. Wie hoch auch abhängig von der Frequenz der PCR-Testung – die Dunkelziffer im Frühjahr 2021 sein wird, das können wir annähernd in der dritten Runde ermitteln."
Drei Monate lang wacker gehalten
Der Landkreis Tirschenreuth habe sich im Oktober, November, Dezember mit niedrigen Inzidenzzahlen wacker gehalten, sagt Wagner. "Wir können aber entlang der bayerischen Grenze nachvollziehen, dass die grenznahen Landkreise oft mit den österreichischen und tschechischen Nachbarlandkreisen mitgehen", versucht er die derzeit extrem hohen Inzidenzwerte im Landkreis zu erklären. "Angesichts der Fallzahlen im angrenzenden Landkreis auf der tschechischen Seite liegt der Verdacht nahe, dass es hier zu einem Austausch/Eintrag nach Tirschenreuth gekommen ist." Letzteres ließe sich durch Sequenzierung der Virusvarianten auf beiden Seiten der Grenze festmachen.
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