Tirschenreuth
29.01.2019 - 14:31 Uhr

Tirschenreuther Kolpingsfamilie in Zugzwang

Fortbestehen oder Auflösung: Die Tirschenreuther Kolpingsfamilie weiß nicht, wie es weitergeht. Es finden sich keine Nachfolger für die Vorstandsämter. Auch jüngere Mitglieder fehlen. Das frustriert.

Die Tirschenreuther Kolpingsfamilie hat Nachwuchs-Probleme. Im Mai stehen Neuwahlen an und das bisherige Führungsteam mit Herbert Konrad, Roswitha Bäuml und Elmar Pilz (von links) würde sich über Unterstützung aus der jüngerer Generation freuen. Bild: szl
Die Tirschenreuther Kolpingsfamilie hat Nachwuchs-Probleme. Im Mai stehen Neuwahlen an und das bisherige Führungsteam mit Herbert Konrad, Roswitha Bäuml und Elmar Pilz (von links) würde sich über Unterstützung aus der jüngerer Generation freuen.

Eigentlich will Elmar Pilz mit seinen 79 Jahren nach knapp 10 Jahren an der Spitze des Vereins sein Amt als Vorsitzender niederlegen. Im vergangenen Jahr musste er einige Operationen über sich ergehen lassen. "Ich bin wieder hergestellt, aber jünger werde ich nicht", sagt er. Doch es findet sich kein Nachfolger. "Es wird darauf hinauslaufen, dass ich es noch mal drei Jahre lang mache." Mit Blick auf Gesundheit und Alter denken auch weitere der insgesamt sechs Vorstandsmitglieder der Tirschenreuther Kolpingsfamilie ans Aufhören. Auch zweite Vorsitzende Roswitha Bäuml wünscht sich einen Wechsel. "Ich schaff das alles nicht mehr", sagt die 62-Jährige. Im Mai steht die Generalversammlung mit Neuwahlen an, Nachfolger für die vakanten Positionen gibt es nicht.

Vereinsarbeit frustrierend

74 Mitglieder und einen Altersdurchschnitt von 72 Jahren hat die Kolpingsfamilie der Kreisstadt. Viele Mitglieder wohnen auswärts, nehmen selten am Vereinsleben teil. In Tirschenreuth selbst sind es 40 bis 50 Leute. Ein paar Mitglieder unter 50 Jahren hätte der Verein - die sind aber familiär oder beruflich eingespannt und können sich wenig einbringen, geschweige denn im Vorstand engagieren. Ganz fehlt der Alterskegel von 30- bis 40-Jährigen. Dabei versteht das Gremium seine Mitglieder, wünscht sich aber dennoch manchmal mehr Engagement.

Auch wenn die Mitglieder wissen, dass es mit ihrem Verein Spitz auf Knopf steht, niemand möchte Verantwortung übernehmen. Das bedauern Vorsitzender Elmar Pilz, seine Stellvertreterin Roswitha Bäuml und Schriftführer Herbert Konrad. "Das ist manchmal frustrierend und unbefriedigend", erklärt Konrad. "Wenn man den großen Aufwand gegenüber dem geringen Zulauf sieht", klagt das Trio. Einige Aktionen können schon nicht mehr durchgeführt werden. Die 50. Altkleidersammlung vergangenes Jahr war die vorläufig letzte. "Das ist schwere Arbeit", erklärt Konrad. Bis zu acht Tonnen Altkleider müssen mit mehreren Fahrzeugen abgeholt und dann in den Lkw umgeladen werden. Leider bleibt die Organisation und Arbeit an wenigen Einzelnen hängen. "Das Schlimmste ist, dass sich mache gar nicht abmelden oder nicht zurückrufen. Wie soll man da arbeiten?", ist Bäuml enttäuscht. Auch bei anderen Veranstaltungen müsse man froh sein, wenn 18 Leute kommen, oft immer die gleichen. "Wenn wir unser Stammpersonal nicht hätten ...", daran will die zweite Vorsitzende gar nicht denken. Einige Veranstaltungen legte der Vorstand für ältere Mitglieder schon vom Abend auf den Nachmittag: "Da hatten wir mehr Zuspruch. Einige unserer Mitglieder sind über 80 Jahre alt und seit 65 Jahren bei Kolping." Das sei sehr lobenswert, helfe aber der Aufrechterhaltung des Vereinslebens nicht. "Wir brauchen ganz dringend jüngere Leute." Laut Konrad reiche es schon, wenn sich die Arbeit auf ein paar Schultern mehr verteilen ließe. Was sich der 70-jährige Schriftführer als ansprechendes Projekt für die Altersgruppe 30- bis 40-Jähriger vorstellen könnte, wäre ein Familienkreis. "Was da früher los war", erinnert er sich. Aber auch da braucht es jemanden, der das in die Hand nimmt und leitet. Dabei sei die Idee von Kolping immer noch aktuell. Die Themen will der kirchliche Verein auch an Nichtmitglieder vermitteln: "Die Vorträge locken schon an." Einige Besucher hätten auch Interesse bekundet, der Kolpingsfamilie beizutreten.

Wachrütteln

Der Vereinsspitze ist sehr daran gelegen, dass die Geschichte der Kolpingsfamilie Tirschenreuth nach 135 Jahren eine Zukunft hat. Man will nicht das Gremium sein, das die Vereinigung in der Kreisstadt auflösen muss. Aber selbst als der Vorstand vergangenes Jahr seine Mitglieder über die prekäre Lage informierte, sei wenig Rückmeldung gekommen. "Das war ernüchternd", sagt Pilz.

Bevor am Freitag, 8. Februar, ein Infoabend über das Leben und Wirken von Adolf Kolping stattfindet, sprechen die Organisatoren mit dem Referenten aus Regensburg über ihre Situation. "Wir wollen wissen, was passiert, falls Neuwahlen scheitern. Wie es dann weitergeht." Aber so weit soll es nicht kommen. Die Kolpingsfamilie versucht mit dem Vortrag, wachzurütteln und zu informieren, wofür der Verein steht. "Wenn zumindest zum Vortrag möglichst viele Interessierte kommen, wär das schon was."

 
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