Im gesamten Oberpfälzer Wald sind im Jahr 2020 die Übernachtungen um 30,7 Prozent zurückgegangen, im Teilgebiet Landkreis Tirschenreuth sogar um 34,3 Prozent. Damit hat die Pandemie den Zuwachs der letzten zehn Jahre innerhalb weniger Monate zunichte gemacht. Mit Blick auf gesamt Bayern zeigt sich, dass der Oberpfälzer Wald damit noch nicht einmal zu den größten Verlierern der Krise gehört: Im ganzen Bundesland beträgt das Minus 40,6 Prozent.
Die massivsten Einbrüche habe der Städtetourismus zu verzeichnen, erläutert Stephanie Wenisch, Tourismusreferentin des Kreises Tirschenreuth und Geschäftsführerin der Tourismusgemeinschaft Oberpfälzer Wald, in einer Mitteilung. Besonders problematisch stelle sich auch die Situation in den Kur- und Heilbädern dar. Dies zeigt sich in den Detailzahlen des Oberpfälzer Waldes: Die Stadt Weiden muss ein Minus von 44,0 Prozent bei den Übernachtungen hinnehmen, der stark vom Sibyllenbad in Bad Neualbenreuth geprägte Landkreis Tirschenreuth verzeichnet ein größeres Minus (34,3 Prozent) als die Partnerlandkreise Neustadt/WN (-32 Prozent) und Schwandorf (-23,3 Prozent).
Nachgelagerte Wertschöpfungskette
Was man dabei nicht vergessen darf: Diese Verluste treffen nicht nur die direkt im Tourismus tätigen Unternehmen wie Unterkünfte, Gastronomie oder Museen, sondern die ganze nachgelagerte Wertschöpfungskette – schließlich gehen Urlaubsgäste auch zum Bäcker oder Metzger oder kaufen im Einzelhandel ein. Eine aktuelle Berechnung des touristischen Beratungsfirma "dwif" geht von Ausgaben von etwa 113,10 Euro pro Übernachtungsgast und Tag im Oberpfälzer Wald aus. Hochgerechnet auf die Übernachtungsrückgänge im Jahr 2020 bedeutet dies einen Wertschöpfungsverlust von rund 39 Millionen Euro im gesamten Oberpfälzer Wald, davon allein 15,7 Millionen Euro im Landkreis Tirschenreuth, rechnet Wenisch vor. Und dabei ist der ebenfalls wichtige Tagestourismus noch gar nicht eingepreist.
Wirft man einen Blick auf die bayerischen Zahlen zu den verschiedenen Arten von Übernachtungsbetrieben, sind die Campingplätze (-12,6 Prozent Übernachtungen) noch am besten durch das Krisenjahr gekommen; am schlimmsten traf es Jugendherbergen und Hütten (-61,7Prozent) und Hotels (-48,9 Prozent). „Natürlich gab es den Sommer über eine starke Nachfrage nach Reisen innerhalb Deutschlands und auch in der Region konnten wir zu einem gewissen Grad davon profitieren – etwa durch eine gestiegene Aufenthaltsdauer der Gäste. Aber ein Blick auf den Jahresverlauf führt eben auch ganz eindeutig vor Augen, dass man im August nicht den Verlust des ganzen übrigen Jahres wettmachen kann. Ein Bett, das im April und Mai nicht gebucht war, kann man schließlich im Sommer nicht doppelt belegen,“ erklärt Tourismusreferentin Wenisch.
Auswirkungen auf Jahre
Alles andere als ein rosiges Tourismusjahr für die Region also – und die nach wie vor hohen Infektionszahlen und der verlängerte Lockdown lassen aktuell noch nicht allzu viel Hoffnung bei den Betrieben und Tourismusverantwortlichen aufkommen. „Für viele unserer Betriebe geht es mittlerweile wirklich um die blanke Existenz. Nicht nur im Übernachtungsbereich, besonders in der Gastronomie und im Kultur- und Veranstaltungssektor machen wir uns große Sorgen um unsere Partner. Vor allen Dingen auch, weil die Hilfszahlungen oft nur schleppend eingehen – und manche Bereiche, etwa Brauereigasthöfe oder Privatvermieter, sowieso durch das Raster fallen und keine Finanzzuschüsse erhalten,“ berichtet Wenisch von den vielschichtigen Sorgen der Tourismusbranche. Dies werde auf Jahre große Auswirkungen auf die Liquidität und Investitionsmöglichkeiten haben.
"Nicht nur im Übernachtungsbereich, besonders in der Gastronomie und im Kultur- und Veranstaltungssektor machen wir uns große Sorgen um unsere Partner."
Trotzdem wollen weder Betriebe noch Touristiker den Kopf in den Sand stecken. Die Tourismusgemeinschaft Oberpfälzer Wald bereite sich bereits jetzt auf den Restart vor, um dann den Betrieben und Tourist-Infos wieder mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und die Öffnung mit entsprechenden Marketingaktionen zu begleiten. Wenisch betont: „Unseren Partnern kann ich nur den größten Respekt zollen, mit welchem Durchhaltevermögen sie der Situation begegnen."
Kreative Angebote
Sie verweist auf die Gastronomie, die mit Abhol- und Lieferangeboten versucht, zumindest ein paar wenige Einnahmen zu erzielen. Oder Gastgeber, die beispielsweise kleinere Renovierungsarbeiten vornehmen und sich etwa im Bereich Onlinebuchung fortbilden. Die Museumsfachstelle gibt virtuelle Einblicke in die Landkreis-Museen, im Geschichtspark Bärnau-Tachov werden Online-Vorträge angeboten. Und ein Kulturveranstalter aus Mitterteich hat kurzerhand einen Cocktail-Lieferdienst gestartet. "Das ist schon Wahnsinn, mit welcher Kreativität in der Region der Krise getrotzt wird“, lobt Wenisch.
Aber die gesamte Tourismusbranche hoffe nun nur auf eines: sinkende Infektionszahlen und eine baldige Öffnung der Betriebe und Einrichtungen. Ein Start zu den Osterferien würde die Aussichten für dieses Jahr schon deutlich verbessern, ist sich Wenisch sicher. Doch ob Corona dem Tourismus diese Perspektive erlaubt, wird sich in den nächsten Wochen zeigen.
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