Tirschenreuth
30.10.2019 - 17:53 Uhr

Mit der Trauer auf den Weg machen

Gerade jetzt im Herbst und an Allerheiligen merken wir den Verlust von geliebten Menschen besonders stark. Für Trauernde gibt es von der Caritas im Landkreis Tirschenreuth jetzt ein Angebot, den Schmerz zu lindern.

Angelika Wegmann (Mitte) mit den Trauerbegleiterinnen Frieda Bächer, Elke Burger, Hildegard Dötterl und Johanna Wührl (von links). Bild: sfo
Angelika Wegmann (Mitte) mit den Trauerbegleiterinnen Frieda Bächer, Elke Burger, Hildegard Dötterl und Johanna Wührl (von links).

Einen ambulanten Hospizdienst gibt es im Landkreis Tirschenreuth bereits. Dabei stehen speziell für diese Situationen ausgebildete Helfer Sterbenden in ihren letzten Stunden bei. Künftig bietet die Caritas auch Trauerbegleitung für die Hinterbliebenen an. Alle, die den Verlust eines geliebten Menschen zu verkraften haben und Unterstützung bei der Trauerbewältigung möchten, sind dazu eingeladen. Angelika Wegmann ist bei der Caritas Ansprechpartnerin für beide Angebote.

Trauer ein Tabuthema

Zu Trauerbegleiterinnen ausbilden lassen haben sich Frieda Bächer aus Schönhaid, Hildegard Dötterl aus Poppenreuth bei Waldershof und Johanna Wührl aus Wiesau. Sie alle sind auch als Hospizbegleiterinnen tätig. Die Vierte im Bunde ist Elke Burger aus Kemnath, die seit 2013 als Hospiz- und Trauerbegleiterin ehrenamtlich im Einsatz ist. Auch die drei frisch geschulten Frauen machen ihren Dienst ehrenamtlich.

Zur Trauerbegleitung gekommen sind sie durch ihre Berufe - zwei von ihnen arbeiten in der Pflege und sind in ihrem Arbeitsalltag nicht selten mit dem Thema Tod konfrontiert - oder haben einen Sterbefall von Familienmitgliedern verschmerzen müssen. Eines haben die Trauerbegleiterinnen Burger, Bächer, Dötterl und Wührl gemeinsam. Sie gestalten den Umgang mit der Trauer und die Zeit nach dem Ableben eines Nahestehenden für die Hinterbliebenen so angenehm wie möglich.

Der Anspruch der Begleitung sei es, dann anzusetzen, wenn die Trauer eintritt, so Wegmann. "Die Betroffenen sollten ein halbes Jahr warten, bis sie die Trauerbegleitung in Anspruch nehmen", erklärt sie. "Tränen fließen sehr häufig", so Burger. In den Gesprächen, so die Frauen, schaffen sie eine angenehme Atmosphäre, um die Hemmschwelle zu senken, über die eigene Trauer zu sprechen. Es sei immer noch ein Tabuthema, sind sie sich einig. Durch ihr Angebot wollen sie das Thema auch ein Stück weit "enttabuisieren". "Viele wollen mit der Familie nicht darüber sprechen", weiß Frieda Bächer. Die Begleitung biete Zeit und Raum, die Trauer woanders auszuleben, so Wührl.

Begleitende haben Zertifikat

Die Erzählungen der Trauernden verarbeitet jede von ihnen anders. Durch ihre Erfahrung im Hospizdienst hat jede ihren individuellen Weg dafür gefunden. So ist es für die eine ein Waldspaziergang und für die andere ein Besuch in der Kirche, um die Gedanken zu klären. Um mit besonders belastenden Eindrücken der Betroffenen besser umgehen zu können, hat jede Trauerbegleiterin auch die Möglichkeit, eine "Supervision" in Anspruch zu nehmen. Geschulte Mitarbeiter übernehmen die Betreuung der Begleiterinnen, sprechen mit ihnen über schwierige Situationen. Auch in der Ausbildung zur Trauerbegleiterin wird der eigene Umgang mit Trauer reflektiert und die Persönlichkeit gestärkt, um für den Umgang mit Trauernden gewappnet zu sein. Die Ausbildung umfasst mehr als 72 Unterrichtsstunden und schließt mit einem Zertifikat ab.

Manchen hilft ein Gang in die Kirche, um die Trauer zu verarbeiten. Bild: sfo
Manchen hilft ein Gang in die Kirche, um die Trauer zu verarbeiten.

Moderne Bestattungskultur

Das Grab als Nutzgarten, eine Bestattung in Feuer oder auf See, eine Körperspende für die Wissenschaft. So kann der letzte Wille eines Menschen aussehen. "Die Bestattungskultur hat sich geändert", sind sich die Frauen einig. Die modernen Formen, wie sie sagen, werden zunehmend akzeptiert. Doch das bringt auch eine Veränderung der Trauerbewältigung mit sich. Rituale, wie das Rosenkranzbeten, helfen den Betroffenen, die Trauer schon währenddessen zu verarbeiten.

Durch die neue Bestattungskultur fehle der Raum, mit einem Verlust fertig zu werden. Aus diesem Grund gibt es die Trauerbegleiterinnen. Sie helfen auch, einen Ort der Trauer anzubieten, der den Betroffenen oft fehlt, wenn es keine Grabstätte gibt. Dies ist zum Beispiel bei einer Beisetzung auf Hoher See der Fall.

"Wir sind wie gute Freundinnen für die Betroffenen", sagen die Trauerbegleiterinnen. Gemeinsame Spaziergänge könnten ebenso helfen wie der gemeinschaftliche Gang auf den Friedhof oder in die Kirche, ein Restaurantbesuch oder einfach nur ein Gespräch. "Wichtig sind auch Orte, an denen auch gelacht werden darf", sagt Johanna Wührl. Wie Trauer mit Lachen zusammenpasst? "Die Betroffenen sind dankbar, wenn sie mit einem Lächeln das Gespräch verlassen können", weiß sie. Und bekanntlich macht es ja gesund, das Lachen.

Ein Spaziergang in der Natur kann bei der Trauerbewältigung helfen. Bild: tr
Ein Spaziergang in der Natur kann bei der Trauerbewältigung helfen.
Der Kontakt zu den Frauen:

Möchte man den Dienst einer Trauerbegleiterin in Anspruch nehmen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Neben Einzelgesprächen, die direkt mit den Trauerbegleiterinnen geführt werden, gibt es auch regelmäßig Trauertreffen. Die ausgebildeten Trauerbegleiterinnen Elke Burger und Hildegard Dötterl bieten jeden dritten Montag im Monat einen Trauertreff im Pfarrzentrum Wiesau von 18.00 bis 20.00 Uhr an. Auch ein Trauerseminar ist geplant. Es soll ab dem 6. November in zweiwöchigem Turnus in Erbendorf im Caritas-Heim stattfinden. Acht Treffen wird es in geschlossener Gruppe geben. Um vorherige Anmeldung für das Seminar wird bei der Caritas-Geschäftsstelle Tirschenreuth telefonisch unter 09631/7 989 211 oder per E-Mail unter geschaeftsstelle[at]caritas-tirschenreuth[dot]de gebeten.

Bei Interesse an einem Einzelgespräch, mit einer Trauerbegleiterin der Teilnahme am Trauertreff oder dem Trauerseminar kontaktiert man ebenfalls die Geschäftsstelle. Die Angebote in Anspruch nehmen kann jeder Trauernde, unabhängig von seiner Konfession - nur die Zeitspanne vom Eintreten eines Trauerfalls bis zur Inanspruchnahme eines der Angebote sollte mindestens ein halbes Jahr betragen. (sfo)

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.