Die Gemeinderäume der evangelischen Kirchengemeinde platzten am vergangenen Donnerstag aus allen Nähten, als Dorothea Woiczekowski-Fried Einblicke in das Judentum gab. Weil die vorbereitete Bestuhlung in den Gemeinderäumen nicht ausreichte, zog die Veranstaltung spontan in den ungeheizten Kirchenraum um, heißt es in der Pressemitteilung. Aus Tirschenreuth und anderen Orten des Landkreises sowie darüber hinaus sind – am 85. Jahrestag der schrecklichen Ereignisse der Pogromnacht 1938 – rund 100 Menschen zusammengekommen und haben ihr Interesse am jüdischen Leben in Deutschland gezeigt.
Die Referentin überlebte die Zeit der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft nur, weil wohlwollende Menschen in einem schlesischen Dorf ihre jüdische Mutter mit den Kindern versteckt hielten. Die Kinderärztin im Ruhestand erzählte von ihrem jüdischen Glauben, den sie und ihre Familie lange verstecken mussten.
Weiter berichtete sie von den Ursprüngen und Bräuchen jüdischer Feiertage. In ihrem Vortrag beschrieb sie die Freude und die Düfte beim Schabbat und an anderen wichtigen Jahresfesten. Dabei reichte Woiczekowski-Fried kulinarische Kostproben herum. Durch das viele Anschauungsmaterial, das durch die Reihen ging sowie die Möglichkeit während des Vortrags Fragen zu stellen, wurde die Veranstaltung lebendig.
Die evangelische Pfarrerin Stefanie Schön, die den Abend moderierte, stellte besonders die bereichernde Vielfalt der Religionen sowie die tiefen christlichen Wurzeln im Judentum heraus. Auch Stadtpfarrer Georg Flierl betonte: "Ein Christ, der es ernst meint, kann niemals Antisemit sein."
Eingeladen zu dieser Veranstaltung hatten der Kirchenvorstand mit Pfarrerin Stefanie Schön und der katholische Pfarrgemeinderat. Von elf bis über 80 Jahren waren sämtliche Altersgruppen unter den Besuchern vertreten.
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