Mit Walter Siegert senior hat die Stadt Tirschenreuth einen engagierten Mitbürger verloren. Der Tirschenreuther verstarb in seinem 88. Lebensjahr am vergangenen Freitag. In vielen Bereichen - ob in Kirche, Vereinen oder der Stadtpolitik - hatte sich Siegert in seinem Leben stets für die Gesellschaft eingesetzt und dabei immer im offenen Miteinander für eine für alle Seiten verträgliche Lösung gesucht. Mit geradlinigem Wesen und großer Aufgeschlossenheit hat der Verstorbene sich viele Freunde gemacht.
Siegert hat am eigenen Leib die Vertreibung aus der alten Heimat und die Entbehrungen in den Auffanglagern in Wiesau und Tirschenreuth erlebt, beschreibt er in einem Artikel im "Neuen Tag" im Jahr 2007. Aufgewachsen in Wintersgrün zwischen Chodau und Neudek im Egerland, wurde der damals Elfjährige 1946 zusammen mit seiner Mutter gezwungen, die Tschechoslowakei zu verlassen. Alles Eigentum wurde ohne Entschädigung konfisziert, die Vertriebenen gelangten völlig mittellos über Eger und Wiesau in das Flüchtlingslager in Tirschenreuth. Zehntausende von Vertriebenen sind damals über den Landkreis Tirschenreuth nach Bayern gekommen.
Nachdem Siegert und seine Mutter sich dort mit vielen anderen Heimatvertriebenen einen großen Saal geteilt hatten, wurden sie bei der Familie Ludwig Wild (Reichl) in Grün bei Tirschenreuth untergebracht. "Ich bin diesen Menschen heute noch unendlich dankbar für ihre freundliche Aufnahme. Herr Wild war zu mir wie ein Vater", berichtete Siegert damals. Sein eigener Vater war zu diesem Zeitpunkt noch in englischer Gefangenschaft und stieß erst 1949 zur Familie. Mit äußerster Sparsamkeit konnte sich die Familie nach einigen Jahren mit einem Haus den Grundstock einer Existenz in Tirschenreuth errichten. Nach der Schulzeit ab 1950 arbeitete Siegert als Maurer bei der Firma Schicker. 44 Jahre lang blieb er dem Betrieb treu, bis er in den Ruhestand ging. 1960 heiratete er seine Bertraut. Das Ehepaar hat sechs Kinder.
In seiner neuen Heimat war Walter Siegert in fast allen Tirschenreuther Vereinen aktiv. Der Tirschenreuther war als sehr hilfsbereiter Mensch bekannt, der mit zupackte, wo er gebraucht wurde. 1992 wurde Siegert etwa von der Faschingsgesellschaft Tursiana als Turso-Ordensträger auserkoren.
Besonders für die Stadtpolitik setzte sich der Verstorbene ein. 1972 trat er der CSU bei und wurde im gleichen Jahr in den Stadtrat gewählt. Im Anschluss war Siegert 36 Jahre lang, bis 2008, im städtischen Gremium. Von 1984 bis 1996 hatte er das Amt des Dritten Bürgermeisters inne. 2003 verlieh ihm der Freistaat die Kommunale Verdienstmedaille, ein Jahr später machte die CSU Walter Siegert zum Ehrenmitglied. 2008 erhielt Siegert die Ehrenmedaille in Gold der Stadt.
Walter Siegert war außerdem am Zustandekommen der Städtepartnerschaft mit Lauf an der Pegnitz maßgeblich beteiligt. Solange es seine Gesundheit erlaubte, beherbergte der Tirschenreuther auch gerne Leute aus der französischen Partnerstadt La Ville du Bois während ihres Austauschs bei sich und seiner Familie.
Um Walter Siegert trauern seine Frau Bertraut sowie die vier Söhne Günter, Karl-Heinz, Walter und Harald und die zwei Töchter Sonja und Yvonne mit ihren Familien. Der Sterberosenkranz in der Stadtpfarrkirche Tirschenreuth findet am Freitag, 20. Januar, um 13.30 Uhr statt. Der Trauergottesdienst beginnt um 14 Uhr, anschließend ist die Beerdigung.













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