Über 22 Jahre betrieb der gemeinnützige Verein Kuratorium für Dialyse und Nierentransplantation (KfH) am Krankenhaus Tirschenreuth ein KfH-Nierenzentrum, ein weiteres besteht seit über 32 Jahren in Weiden. Wegen Fachkräftemangels sowie gestiegener Kosten für Energie und Personal musste der Standort in Tirschenreuth Ende Februar dieses Jahres geschlossen werden.
Eine gleichermaßen sichergestellte Behandlung der nierenkranken Patienten an beiden Standorten habe nicht mehr sichergestellt werden können, hieß es vonseiten des KfH – für die Stadt Tirschenreuth und für die Patienten kam diese Entscheidung überraschend. Rund 30 Patienten mussten sich einen neuen Platz in den umliegenden Zentren in Weiden, Marktredwitz oder Kemnath suchen.
Sonderlösung für den Landkreis
Mit einem Brandbrief wandte sich Mitte März Tirschenreuths Bürgermeister Franz Stahl an Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek. Unterstützung kommt nun auch von Landrat Roland Grillmeier, der in einem Schreiben an den Minister ebenfalls um Unterstützung aus München bittet. "Es kann und darf nicht sein, dass ein funktionierendes Dialysezentrum geschlossen bleibt", schreibt Grillmeier. Die Einrichtung sei ein wichtiger Bestandteil der örtlichen Gesundheitsversorgung und "im ländlichen Raum dringend erforderlich".
In den Vordergrund rückte der Landrat eine mögliche Nachfolgeregelung, welche über eine internistisch-nephrologische Gemeinschaftspraxis aus Bayreuth möglich wäre. Sechs Ärzte arbeiten an fünf Standorten, unter anderem in Kemnath und Pegnitz, der Standort Tirschenreuth könnte durchaus von dort betrieben werden.
Grillmeier bat beim Gesundheitsminister um eine „Sonderlösung“, sprach von einem Sonderbedarf für den Landkreis. Nur so könne weiterhin die wohnortnahe Versorgung der Dialysepatienten im Landkreis Tirschenreuth gesichert werden. "Stirbt das Dialysezentrum, verliert der Landkreis ein weiteres Standbein der medizinischen Versorgung. Wo bleiben hier die gleichwertigen Lebens- und Versorgungsbedingungen zwischen Stadt und Land?“, fragt Grillmeier.
Versorgungsangebot ausreichend
Auf Nachfrage von Oberpfalz-Medien teilte das Gesundheitsministerium mit, dass man bereits Kontakt mit der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB) aufgenommen habe. Diese sei für die Sicherstellung der ambulanten vertragsärztlichen Versorgung, zu der auch ein Dialysezentrum zählt, zuständig. Diese sei bestrebt "die wohnortnahe Versorgung der Patienten auch für die Zukunft sicherzustellen".
Allerdings habe eine Analyse ergeben, dass eine solche Versorgung durch die umliegenden Einrichtungen wie Weiden und Marktredwitz möglich sei. Dort seien auch Kapazitäten für die Patienten aus Tirschenreuth frei. Das Versorgungsangebot sei "nach bundesrechtlichen Vorgaben ausreichend" und mit "vertretbarem Aufwand erreichbar".
Bedeutet diese Aussage nun das endgültige Aus für das Dialysezentrum in Tirschenreuth und ist der Zulassungsantrag der Gemeinschaftspraxis aus Oberfranken damit vom Tisch? Zu diesen Fragen wollte sich die KVB am Freitag nicht äußern. Jedoch machte sie darauf aufmerksam, dass bei einer entsprechenden Entscheidung auch der von der KVB unabhängige Zulassungsausschuss Ärzte Oberpfalz involviert sei. Für die Antworten zu den Fragen zur Zukunft der Einrichtung in Tirschenreuth müsse sich die Kassenärztliche Vereinigung noch hausintern abstimmen: "Die Angelegenheit ist ein Sicherstellungsthema und daher sehr komplex."
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