Trabitz
18.11.2019 - 15:20 Uhr

Aufgebrochene Bankautomaten in Immenreuth und Trabitz: 40-Jähriger vor Gericht

Es gibt viele Facebook-Videos, die Arber G. am Steuer schneller Autos zeigen. Immer auf der Überholspur. "Ich wollte mal Rennfahrer werden", so der 40-Jährige zu den Richtern. Die bisherige "Karriere": Berufseinbrecher.

In kleinen Schritten geht es derzeit für Arber G. voran, der hier in Fußfesseln zum Prozess vorgeführt wird. Der Hauptangeklagte ist großer Autofan. Zur Tatzeit besaß er einen Sportwagen Nissan GT-R. Bild: Gabi Schönberger
In kleinen Schritten geht es derzeit für Arber G. voran, der hier in Fußfesseln zum Prozess vorgeführt wird. Der Hauptangeklagte ist großer Autofan. Zur Tatzeit besaß er einen Sportwagen Nissan GT-R.

Der 40-Jährige ist Hauptangeklagter im Prozess um aufgebrochene Bankautomaten in Immenreuth und Trabitz. Vor der 1. Strafkammer unter Vorsitz von Gerhard Heindl breitet der Angeklagte seine "internationale" Laufbahn aus. Während des Kosovo-Krieges kommt er als Kind nach Schweden. Schon in Linköping leistet er sich als junger Mann "kleinere Autodelikte", wie er es nennt. 2006 wird der gelernte Kfz-Mechaniker in Finnland bei einem Einbruch erwischt, 2009 bei einem Einbruch in Deutschland. Beide Male sitzt er Haftstrafen ab. Er lebt, wie er fährt: Vollgas. Zwischen all den Gefängnisaufenthalten verlobt sich Arber G. mit drei Frauen und wird zweimal Vater. Das alles in knapp zehn Jahren.

Party in Schweizer Clubs

Es folgt: die Schweiz. 2017 wird er in Vevey am Genfer See beim Einbruch in eine Bank verhaftet. Schon damals ist sein Cousin dabei: Dardan G. (28) aus der Nähe von Bremen, zweiter Angeklagter im Weidener "Automatenknacker-Prozess". Freimütig gibt Arber G. Auskunft über den ausschweifenden Lebensstil. "In der Schweiz haben wir erst nur Party gemacht in den albanischen Clubs." Als das Geld ausgeht, geht man zur Bank. Nachts, mit Brecheisen und Hydraulikspreizer.

Genau wie an Heiligabend 2018 in Immenreuth. Die Immenreuther singen "Stille Nacht", als die Cousins keine 300 Meter von der Kirche entfernt in die Raiffeisenbank eintreffen. Sie haben schwarze Skimasken über die Köpfe gezogen. Kein einziges Mal sei an den fünf Tatorten ein Kunde aufgetaucht, sagt Arber G.

Dabei zieht sich so ein Aufbruch. Arber G. hebelt jeweils ein rückwärtiges Fenster auf. Im Schalterraum knipst er die Kabel zur Alarmanlage ab und wartet vor der Tür eine halbe Stunde ab. Als alles ruhig bleibt, geht der 40-Jährige erneut in die Bank und öffnet von hinten den Geldautomaten. Klingt einfach. Ist harte "Arbeit". Arber G. hat Brecheisen und Hydraulikspreizer im Einsatz. "Ich habe gekämpft." Das Geld stopft er in einen Rucksack.

Unklarheit um Beutehöhe

Vor Gericht würdigen sich die Cousins keines Blickes. Es gibt eine Unstimmigkeit, was die Höhe der Beute aus Immenreuth anbelangt. Laut Bank waren 92 000 Euro im Automaten. Arber G. brachte aber nur 62 000 Euro mit, die halbe-halbe geteilt wurden. Hat er den jüngeren Cousin betrogen?

Dritter Angeklagter in Weiden ist dessen jüngerer Bruder. Der 26-Jährige soll die Autos für die Fahrten in die Oberpfalz besorgt haben. Die Drei und ihre Freundinnen lebten damals gemeinsam in einem angemieteten Landhaus bei Bremen. Da war Platz für ihre Autos. Dardan - Azubi mit 700 Euro netto - fuhr einen Audi R 8 (100.000 Euro). Wie geht das? "Ich tue mich schwer", sagt Richter Matthias Bauer. Es dränge sich der Eindruck auf, dass "illegale Mittel eingepreist waren".

Am Montag, dem zweiten Prozesstag, sagen Polizeibeamte aus Eschenbach und Kemnath aus. Weiterer Zeuge ist der Kriminalbeamte der Spurensicherung. Sie beschreiben die Tatorte Immenreuth und Trabitz. In der Luft lag ein stechender Geruch: Die Täter hatten Salzsäure versprüht. Ein grauer Teppichläufer befand sich "in Auflösung". Von der Bank in Trabitz führte ein Trampelpfad über eine Wiese, auf dem sich das Gras gelb verfärbte: möglicherweise durch Säure von den Schuhsohlen der Einbrecher.

Acht Prozesstage stehen noch aus: Gehört werden Beamte aus Bad Segeberg, die das Trio observierten, ebenso Angehörige. Fortsetzung am Mittwoch, 4. Dezember, 9 Uhr.

Der Fuhrpark der angeklagten Brüder. Bild: exb
Der Fuhrpark der angeklagten Brüder.
 
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