Kein Blatt vor den Mund nahm Jürgen Hofmann am Sonntag beim Jubiläumsfest des Trachtenvereins „D’Haidnaabtaler“ auf dem Trabitzer Dorfplatz. Den kulturpolitisch Verantwortlichen schrieb der Vorsitzende des Oberpfälzer Gauverbands der Heimat- und Trachtenvereine ins Aufgabenheft, sich die Erhaltung der Trachtenvereine zur Herzenssache zu machen: „Wenn das verschwinden sollte, sind Bayern und die Oberpfalz arm dran.“
Um die Zukunft der „Haidnaabtaler“, die sich als innerlich gefestigte Gemeinschaft mit attraktiver Nachwuchsarbeit präsentierten, müsse man sich allerdings kaum sorgen, schätzte Hofmann. Mit „75 Jahren gelebter Tradition und gelebten Brauchtums“ zeichne der Verein ein Gegenbild zu einer Zeit, „in der alles schnelllebiger wird und so vieles Alte schlechtgeredet wird“, und es sei zu wünschen, dass ihm dies weiterhin gelinge: „Wenn ihr so weitermacht, können wir zu eurem 100-Jährigen unser Gaufest in Trabitz feiern.“
Gründungsmitglied dabei
Über diese Entwicklung, die die Frucht von „Leidenschaft, Einsatz und Herzblut vieler Gleichgesinnter“ sei, freute sich insbesondere Gründungs- und Ehrenmitglied Bernhard Hartmann, der den 1950 im Gasthof seiner Familie gegründeten Verein von 1986 bis 1993 geleitet und gemeinsam mit Gattin Helene die Schirmherrschaft für das Fest übernommen hatte. Hartmann erinnerte an den Initiator des „Volks- und Gebirgstrachtenvereins“ Martin Steinkohl, einen aus Miltach stammenden Niederbayern, der die Gemeinschaft bis 1972 leitete, und wünschte dem Verein „für weitere 75 Jahre“, dass es ihm gelingen möge, „viele Heimatverbundene für die Trachtenbewegung zu begeistern“. Dies erhoffte sich auch der aktuelle Vereinsvorsitzende Johannes Pamler.
Im Namen von Landkreis und Gemeinde gratulierten Landrat Andreas Meier und zweiter Bürgermeister Josef Marzi den „Haidnaabtalern“ zum Jubiläum und unterstrichen die Wichtigkeit von Traditionsbewusstsein, Zusammenhalt, Identität, Verantwortung und Toleranz in einer bewegten Zeit. „Ihr lebt diese bleibenden Werte vor, ihr gebt jungen Menschen Wurzeln, und das ist wichtiger denn je“, hielt Marzi fest. In seiner Predigt zum Festgottesdienst im voll besetzten Festzelt, dem ein rund 200 Meter langer Festzug vorausging und der von der Eschenbacher Stadtkapelle begleitet wurde, schlug auch Pfarrer Eduard Kroher eine Brücke von der Vereinsgründung zur Gegenwart: Vor 75 Jahren, nach Jahren von Verheerung und Zusammenbruch, habe der auf Traditionspflege gerichtete Verein als Halt gebendes Element fungiert. Diese Rolle könne er auch in einer Gegenwart spielen, in der sich aufs Neue Unsicherheit, Unruhe und Kriegsangst breitmachten.
Kinder tanzen im Gottesdienst
„Auf die große Weltpolitik haben wir keinen Einfluss, aber wir sollen und können das tun, was uns in unserem Einflussbereich möglich ist“, mahnte der aus Pichlberg stammende Amberger Geistliche und rief zur Besinnung auf Werte wie Einmütigkeit und Verantwortungsbewusstsein auf, die bei den „Haidnaabtalern“ noch hochgehalten würden. In einer kurzen Spielszene beschworen Kinder der Tanzgruppen Liebe, Rücksicht, Freude, Geduld, Vergebungsbereitschaft und Treue als unabdingbare Grundsteine eines guten Gemeinschaftslebens und baten in ihren Fürbitten Gott um Segen für Proben und Aufführungen, den Zusammenhalt im Verein, den Frieden in Familie, Gesellschaft und Welt und das heimatliche „schöne Fleckchen Erde“: „Lass uns nie vergessen, wie schön wir es hier haben, und hilf uns, die Erde zu schützen.“
Für Verdienste um den Verein wurden im Auftrag des Trachtengaus Elisabeth Steinkohl und Monika Pemp (jeweils 25 Jahre „aktive Trachtenarbeit“) sowie Josef Dziwok (50 Jahre „aktive Trachtenarbeit“, Vorsitzender von 1993 bis 2018) geehrt. Was die „Haidnaabtaler“-Tanzgruppen „draufhaben“, bewiesen sie schon beim Partyabend am Samstag mit einer zur Hochform auflaufenden Vorbacher Band „Horrido Express“, als die Plattler für ihre mitreißenden Tanzeinlagen „Standing Ovation“ des rund 400-köpfigen Publikums ernteten. Am Sonntagnachmittag schließlich gehörte die Festzeltbühne nochmals den „Haidnaabtaler“-Tanzensembles aller Altersstufen, die vor vollem „Haus“ ihr großes Repertoire vom „Schlamperer“ über „Oh Susanna“ bis zu den „Holzhackerbuam“ zum buchstäblich Besten gaben.
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