Die Zuhörer ließen sich in der Werkshalle der Trabitzer Schreinerei Hösl auf eine anderthalbstündige Reise durch 300 Jahre Musikgeschichte "von Barock bis Rocky" entführen. Eigentlich sei es eher ein Spaß gewesen, als sich Musikschuldirektor Joachim Steppert und seine Schülerin Ramona Hösl, Gattin von Firmeninhaber Sebastian Hösl, im lockeren Gespräch über die Möglichkeit eines Konzerts im aparten Ambiente einer Werkstatthalle unterhalten hätten.
Steppert erinnert sich: "Aber dann haben wir uns mal die Schreinerei angesehen und fanden den Saal vom Raumangebot und von der Akustik her bestens geeignet für ein solches Experiment." Doch nicht nur deshalb habe sich ein solches Projekt angeboten, ergänzte Pressaths Bürgermeister und Musikschulvereins-Vorsitzender Bernhard Stangl: "Schreinerei und Musik passen wunderbar zusammen, denn für beides ist Holz wichtig, aus dem man wunderbare Möbel, aber auch Musikinstrumente machen kann."
Von Holz zu Metall
Für das nächste Werkstattkonzert könnte man vielleicht ein Metallbauunternehmen als Gastgeber und "angemessenen Rahmen für die Blechbläser" gewinnen, scherzte Stangl und fügte hinzu: "Sollte heute mal irgendein schräger Ton zu hören sein, dann schiebt's einfach auf die 'Ampel' - die ist ja momentan an allem schuld."
Dieser augenzwinkernde Ratschlag des SPD-Rathauschefs war freilich überflüssig, denn die Solisten und Ensembles gaben auch an der ungewöhnlichen Location ihr Bestes. Mit ihren 20 Vorträgen schlugen sie einen Bogen vom spätbarocken Mitbegründer der klassisch-sinfonischen Tondichtung Giovanni Sammartini über so unterschiedliche Filmmusik-Klassiker wie "Over the Rainbow" (Der Zauberer von Oz), "Probier's mal mit Gemütlichkeit" (Disneys Dschungelbuch) und "Eye of the Tiger" (Rocky III) bis hin zu Kostproben aus Samba, Pop, Blues und Jazz.
Besonders begeisterte das Violinistinnenduo Ramona Hösl und Sigrun Eichmann mit ihrer Melodienfolge aus Johannes Brahms' "Ungarischem Tanz Nr. 5" und Klaus Badelts modernem "He's a Pirate" aus dem zweiten "Fluch der Karibik"-Film. Tosenden Beifall gab es auch für die musikalische Reverenz der Dixie-Combo an die legendäre multikulturelle Dixieland-Blues- und Jazzkultur von New Orleans.
Schöne Momente
Bravourstücke verschiedener Art lieferten Flötistin Emilia Nickl und Joachim Steppert mit "Moderato e cantabile" aus der "Sonatina semplice" des tschechischen Komponisten Petr Eben und Ramona Hösl, die Jennifer Rushs "The Power of Love" interpretierte.
"Zwischen Hobelbank und Notenständer" führte Moderator Jonas Plössner kenntnisreich durch den Abend: Der Medienproduzent und Veranstaltungstechniker mit Pressather Wurzeln gehört als langjähriger Saxofonschüler selbst dem Musikschul-Blasorchester an. Den Verantwortlichen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gab er als Wunsch mit auf den Weg, "sich für die Nachwuchsgewinnung im Handwerk wie in der Musik einzusetzen und die Vielfalt und Schönheit dieser Künste zu bewahren, indem Sie junge Talente fördern und begeistern". Der Kolpingsfamilie Grafenwöhr dankte Hösl für die Übernahme des Barbetriebs mit Cocktails und Imbissen.
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