Bei der geplanten Sanierung der Creußen zeichnet sich nach der Sitzung des Gemeinderats eine Lösung ab. Die erste „Vorplanung“ des Ingenieurbüros Schlegel aus München, das im Auftrag des Wasserwirtschaftsamtes Weiden Ende 2019 eine „Ideensammlung“ zum ökologischen Ausbau des Flussbettes in und bei Tremmersdorf vorlegte, war höchst umstritten. Vor allem die spektakuläre Idee, den Flusslauf durch den Ort als Parallelgewässer auszubilden, stieß vielfach auf Unverständnis. Auch bei der Suche nach Alternativlösungen ließen Planer Roland Wach als Vertreter des Ingenieurbüros und mit ihm Christian Götz und Christian Motz vom Wasserwirtschaftsamt Weiden keinen Zweifel an der Notwendigkeit, weit über stets wiederkehrende Entlandungsarbeiten hinaus eine nachhaltige Lösung zur Vermeidung der Sedimentation zu finden.
„Das Ausbaggern eines Fließgewässers passt nicht mehr in die heutige Zeit“, stellte Christian Götz einleitend fest. Zugleich verwies der Fachbereichtsleiter für Wasserbau auf bodenschutzrechtliche Vorgaben und hausrechtliche Zwänge für staatliche Gewässer. Diese Bedingungen hatte die Gemeinde zunächst bei ihrer Intervention zu ersten Vorplanungen hintangestellt und auf ureigene Interessen der Kommune und der Anlieger verwiesen. Die Kernpunkte des Widerspruchs mit Hinweisen zur Löschwasserversorgung, zur Wasserversorgung der Mühlbachanlieger, zur Uferzonenpflege und zu Überlegungen eines Wasserlaufes quer über den Feuerwehrplatz führten in einer öffentlichen Sitzung des Gemeinderates in der Tremmersdorfer Gemeinschaftshalle nun zur Vorstellung einer „Vorzugsvariante“, so die Erklärungen von Planer Roland Wach.
Mit dem neu zu gestaltenden Gewässerbett ergeben sich für die Tremmersdorfer in den Vorlandflächen viele Erholungsmöglichkeiten.
Anspruch auf ein lebendes Gewässer
Bürgermeister Albert Nickl verwies im Zusammenhang mit der Fortschreibung der Machbarkeitsstudie zudem auf weitere Gespräche und eine Besichtigungsfahrt mit dem Gemeinderat und Vertretern des Anglervereins und der Feuerwehr nach Vilseck und appellierte an das Planungsbüro und an die Vertreter der Fachbehörde, den zum Teil existenziellen Anliegen der Betroffenen Rechnung zu tragen. Der Mensch habe Ansprüche auf ein lebendes Gewässer. Auch die Rolle Tremmersdorfs als Wohlfühlort spielte für den Bürgermeister eine wichtige Rolle.
Vorzugsvariante vermeidet zwei Wasserläufe
Für den Vertreter der Wasserwirtschaft war es ein Spagat zwischen der Notwendigkeit einer ökologischen Aufwertung und einer besseren Erlebbarkeit der Creußen. Die beiden Schwerpunkte gehörten dann auch zu den Vorschlägen von Roland Wach in einer „Variante 2“. Diese vom Planer als „Vorzugsvariante“ bezeichneten Überlegungen sehen im Gegensatz zu den ersten Vorschlägen nur noch einen Wasserlauf mit Einengung des Gewässerbettes im Ortsbereich vor. Merkmale sind
- die Erhöhung der Strömungsgeschwindigkeit
- die Anbindung des Mühlgrabens auf Höhe der Wehranlage
- die Gewährleistung eines Hochwasserabflusses bei einem 100-jährigen Hochwasser
- Struktureinbauten in das künftig schmälere Wasserbett
- der Umbau des Wehres zu einer sogenannten rauen Rampe mit Fischaufstiegsanlage
Berücksichtigung fanden auch weitere Tremmersdorfer Anliegen. Auf den durch die Verschmälerung des Flusslaufes entstehenden Vorlandflächen sollen unterschiedliche Nutzungen entstehen. Das Spektrum reicht von einem befestigten Aufenthaltsbereich mit Sitzmöglichkeiten, über einen Wasserspielplatz bis hin zu regelmäßig gepflegten Grünflächen. Der Wegfall der Löschwasserentnahme durch die Auflösung des Staubereiches soll kompensiert werden, versicherte der Planer. Für die vom Bürgermeister vorgeschlagene Fußgängerbrücke östlich der Wehranlage und Wegebauverbesserungen erklärte sich der Vertreter des Wasserwirtschaftsamtes für nicht zuständig.
Mitspracherecht soll bleiben
In der lebhaften Diskussion bewertete zweiter Bürgermeister Roland Hörl das Konzept als Kompromiss. „Wir wollen aber weiter ein Mitspracherecht“, erklärte der Tremmersdorfer auch im Namen der direkten Anlieger. Für wichtig hielt Hörl auch den Erhalt der Löschwasserversorgung und Bestandssicherheiten für die Teichzuflüsse. Martin Rodler sah in der Planung einen Verlust an Lebensqualität, weil wegen der höheren Fließgeschwindigkeit die Nutzung eingeschränkt werde. Der Gemeinderat und Feuerwehrvorstand forderte deshalb weitere Gespräche und Verbesserungen. Für den Wasserrechtler Christian Götz ein bisschen zu viel der Wünsche. „Wir tun unser Möglichstes für die Menschen hier, aber auch noch Blumensträuße verteilen, geht nicht.“ Das Wasserwirtschaftsamt müsse klare rechtliche Vorgaben auch mit Blick auf umweltgerechte Lösungen beachten, so Götz. „Wir wollen der Gemeinde und den Tremmersdorfern was Schönes bauen“, versprach der Fachbereichsleiter für Wasserbau. Jeder Wunsch sei allerdings nicht erfüllbar.
Zeit zu handeln
Akzeptanz für die überarbeiteten und verbesserten Vorschläge signalisierte Gabriele Scherl. „Lieber den Spatz in der Hand, als die Taube auf dem Dach“, lautete ihre Bewertung sinngemäß. In diesem Sinne äußerte sich auch Bürgermeister Albert Nickl. „Es muss etwas geschehen“. Die Flussbettausbaggerung, wie früher üblich, sei wegen der problematischen Sedimententsorgung nicht mehr möglich. Und: Heute stehe der Staat den Wünschen der Gemeinde noch wohlwollend gegenüber. Aber niemand könne voraussagen, welchen negativen Einfluss die Corona-Pandemie auf staatliche Förderprogramme habe. Auch Holger Götz merkte an: „Schimpfen allein nützt nichts“. Es sei an der Zeit, zu handeln.
Für die Ratsversammlung war dies ein Signal, die Planungen zu forcieren. Bei einer Gegenstimme von Martin Rodler sagte das Gremium Ja zum „Ausbau mit erlebbarer Gestaltung“ auf der Basis der sogenannten Vorzugsvariante. Enge Abstimmungen versicherten der Planer und die Vertreter des Wasserwirtschaftsamtes. „Wir wollen Gemeinde und Anlieger mitnehmen.“ Christian Götz erläuterte die nächsten Schritte des Planungskonzeptes. Das Wasserwirtschaftsamt werde nun die Entwurfs- und Genehmigungsplanung auf den Weg bringen. In die Planungen eingebunden seien die naturschutzfachliche Untersuchung, Erkundungen des Baugrundes und haushaltsrechtliche Prüfungen.
Die Creußen
- Quelle: Nahe Altencreußen bei Prebitz im Kreis Bayreuth
- Länge: etwa 35 Kilometer
- Verlauf: im Kreis Neustadt durch die Gemeindebereiche Kirchenthumbach, Schlammersdorf, Vorbach, Speinshart, Eschenbach, Trabitz und Grafenwöhr
- Mündung: in die Haidenaab. Das Wasser fließt über Naab und Donau zum Schwarzen Meer
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