Schon lange ist die Verlandung der Creußen ein Aufreger. Als sogenanntes Gewässer II. Ordnung in der Zuständigkeit des Freistaats, kommt nun Bewegung in die Sache. Das Wasserwirtschaftsamt Weiden nahm sich nach der immer lauter werdenden Kritik am Zustand des Wasserlaufes die Wünsche der Gemeinde Speinshart zu Herzen.
Es beauftragte nach einer öffentlichen Ausschreibung das Ingenieurbüro Schlegel aus München, ein Gesamtkonzept zur nachhaltigen Lösung der Probleme im und am Creußenlauf zu erstellen - mit zum Teil überraschenden Vorschlägen für den ökologischen Ausbau des Flussbettes. Dies stellte sich bei einer Ortsversammlung im Gasthaus Schmid in Tremmersdorf heraus.
Bürgermeister Albert Nickl erläuterte eingangs die komplexen Rahmenbedingungen des Projekts, es folgten Ausführungen zum geschichtlichen Hintergrund der Creußen im Ortsbereich Tremmersdorf und Hinweise zu zentralen Wünschen der Gemeinde, etwa zur Bereicherung des Ortsbildes. Dann überraschte die circa 80 Besucher besonders die spektakuläre Idee, den Flusslauf im Bereich Tremmersdorf als Parallelgewässer auszubilden. Diplom-Ingenieur Roland Wach vom Planungsbüro Schlegel ließ in der Versammlung keine Zweifel daran, wieder nach einem naturnahen Gewässerverlauf zu suchen.
Darunter verstand er eine Verschmälerung des Flussbettes, eine Trennung in zwei Wasserläufe und - für viele Zuhörer überraschend - den Rückbau der Wehranlage. Diese "ist nicht natürlich“, urteilte der Wasserbau-Experte. Stattdessen schlug er eine Absenkung der Creußen westlich des Dorfes und ein Parellelgewässer als Zulauf zum Mühlbachkanal vor.
Ausdrücklich betonte Roland Wach: „Wir arbeiten an einer Ideensammlung.“ Das letzte Wort sei deshalb noch nicht gesprochen. Im Gegenteil: Der Ingenieur wollte hineinhören, um die Dorf- und Anliegerinteressen zu erfahren. Auch der Mensch sei ein Gut, der Ansprüche an ein lebendes Gewässer habe, erkläerte der Wasserbauer.
Doch die Wünsche der Anlieger sind zum Teil schon bekannt - und unterschiedlich. Der Referent bezog sich zum Thema "Meinungsbildung" auf eine Anwohner-Befragung mit zum Teil erheblicher Kritik an der Verlandung des Wasserlaufes, an den Strömungsverhältnissen und am geringen Freizeitwert. „Die Tremmersdorfer wünschen sich eine bessere Erlebbarkeit des Gewässers und möchten ohne Beton mehr aus Wasser machen“, fasste Wach die Erkenntnisse aus den Stellungnahmen der Betroffenen zusammen.
Daraus resultierend verwies der Diplom-Ingenieur nach einer Analyse der aktuellen Situation - mit der Aufstauung des Gewässers, der Sediment-Anreicherung durch Cadmium und Zink, der fehlenden Durchgängigkeit des Fischaufstiegs und einer zu geringen Wassermenge im Flussbett - auf die Notwendigkeit, die Creußen wieder naturnah auszubilden. Als unrealistisch befand er wiederkehrende Räumungen des Gewässers: „Diesen Wünschen stehen naturschutzrechtliche und haushaltstechnische Vorgaben entgegen.“
Zu einer nachhaltigen Lösung gehören für den Wasserbau-Experten die Berücksichtigung ökologischer Belange ohne künftiges Umgraben, die Umsetzung auf der Basis wasserrechtlicher Belange, eine sparsame Mittelverwendung und die Einbeziehung von Interessen Dritter, zum Beispiel aus Fischerei- und Gewässerbenutzungsrechten.
Mit Nachdruck empfahlen Behördenleiter Mathias Rosenmüller und Christian Götz, Fachbereichsleiter für Wasserbau, als Vertreter des Wasserwirtschaftsamts Weiden, auf der Suche nach einem gemeinsamen Weg die Ideensammlung des Planungsbüros ernsthaft zu prüfen. Was bedrückt das Wasserwirtschaftsamt? Diese Frage beantwortete Götz mit der klaren Vorgabe: „So wie es früher war ist Räumen wegen der problematischen Materialentsorgung nicht mehr möglich.“ Er empfahl Kompromisslösungen für alle Seiten.
Die vielen Wortmeldungen bewiesen: Das Thema "Creußen-Verlandung" beschäftigt die Tremmersdorfer. Mancher Diskussionsteilnehmer konnte sich nicht mit einem zweiten Bachlauf anfreunden, viele Einwohner forderten ein Absetzbecken oberhalb des Dorfes, und auch begrünte Aufenthaltsbereiche für Anwohner gehörten zu den Vorschlägen.
Immer wieder klang bei der Debatte die Sorge einer Einschränkung von Nutzungsrechten durch. Immerhin sind viele Teiche auf das Frischwasser aus dem Fluss und aus dem Mühlbachkanal angewiesen. Gespannt warten Gemeinde und Anlieger nach dem Erörterungstermin nun auf die weiteren Vorschläge der Wasserbau-Experten.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.