Im hohen Gras leben Rehkitze und viele weitere Wildtiere gefährlich. Meist entdecken Landwirte das Jungwild beim Mähen nicht. Die Mähmaschinen werden so zur tödlichen Gefahr. Damit Kitz & Co. nicht überfahren werden, gibt es in Tremmersdorf ein Bündnis zwischen Landwirten und Jagdpächtern. Ein Pakt, der funktioniert.
Die Grünschnitt-Termine werden rechtzeitig abgestimmt, versicherten sich „Genossen“ und Waidmänner bei der Jagdversammlung im Gasthaus Schmid in Tremmersdorf. Das beiderseitige Aktionsbündnis zum Absuchen des Grünlandes rettet viele Wildtiere. Überhaupt: Die Zusammenarbeit der Land- und Forstwirte mit den Jagdpächtern klappe in den Jagdbögen Tremmersdorf Ost und West hervorragend, stellte Jagdvorsteher Martin Wiesend fest.
Das harmonische Beziehungsgeflecht zwischen Grundstückseigentümern und Jagdpächtern bestätigte sich in der Versammlung bei vielen weiteren jagdlichen Themen und fand schließlich in der Verlängerung der Jagdpachtverträge seinen Ausdruck. Die „Genossen“ des 360 Hektar großen Jagdbogens Tremmersdorf Ost bestätigten Thomas Walter für weitere neun Jahre als Pächter. Alfred Petratschek, langjähriger Pächter des Reviers Tremmersdorf West, ersuchte aus Altersgründen um eine Verlängerung des Pachtverhältnisses für den 377 Hektar großen Jagdbogen um fünf Jahre. Auch diesen Wunsch akzeptierten die 24 Teilnehmer einstimmig. Dank zollte Wiesend dem ausscheidenden Mitpächter Mario Gittler.
Mit besonderer Genugtuung nahmen die Land- und Forstwirte auch die weitere Garantie für Entschädigungsleistungen der Revierinhaber bei Wildschäden zur Kenntnis. Eine Garantie, die nicht mehr alltäglich sei, wie der Jagdvorsteher anmerkte: „Da sind wir in Tremmersdorf auf einer Insel der Glückseligen.“ Hier stehe der Jäger hinter den Bauern und umgekehrt, lobte Wiesend.
In seinem Tätigkeitsbericht beleuchtete er ein Jahr mit vielen Lichtblicken. Besondere Erwähnung fand die Akzeptanz des neuen Holzspalters, dessen Betreuung durch die Familie Reinl und die Wegebaumaßnahmen der Jagdgenossenschaft. Wiesend verwies dabei auf circa 300 Tonnen Schottermaterial mit Einbau-Einsätzen durch die Landwirte. Anerkennung ernteten auch Martin und Christian Rodler für die Rückschnitt-Aktionen an den Wald- und Flurwegen.
Einstimmigkeit herrschte in der Versammlung, was die Verwendung des Jagdpachtschillings für gemeinschaftliche Zwecke betrifft. Erwähnung fanden auch die Abschusszahlen. Dabei freute sich Wiesend mit Blick auf die Gefahren der Schweinepest besonders über das gute Ergebnis bei der Wildschweinjagd. „Die könnte allerdings bei den Staatsforsten besser ausfallen“, erklärte er und kritisierte die jagdliche Passivität in den angrenzenden Staatsrevieren. Bei 90 Prozent Waldanteil genüge eine einzige Treibjagd jährlich nicht, befand der Jagdvorstand.
Als weiteren Wermutstropfen bezeichnete er die freilaufenden Hunde. „Viele Hundebesitzer bekommen oft gar nicht mit, was ihre Vierbeiner im Revier anrichten“, sagte Wiesend und verwies auf vier gerissene Rehe. Als weiteres Problem bezeichnete er den Hundekot in den Feldern, der zur gesundheitlichen Gefährdung landwirtschaftlicher Nutztiere führe.
Ein Thema, dem sich auch Bürgermeister Albert Nickl zuwandte. „Bei soviel Tierfrevel tut einem das Herz weh“, zeigte sich der Gemeindechef mit Genossen und Jagdpächtern einig, die Untugenden mancher Hundebesitzer einzudämmen. Nickl verwies auf die Verpflichtungen und Vorgaben nach dem Bayerischen Jagdgesetz und appellierte an alle Beobachter, Missachtungen der Gemeinde zu melden. Der Bürgermeister würdigte zudem die wertvollen Beiträge der Jagdgenossenschaft für gemeinnützige Zwecke und als Kümmerer bei Wegebaumaßnahmen. "Möge dieser Gemeinschaftsgeist auch in Zukunft die Jagdgenossenschaft prägen", wünschte sich Albert Nickl.
Von einem zufriedenstellenden Kassenstand berichtete Schatzmeister Peter Hösl. Bestens aufgehoben fühlte sich die Jagdgenossenschaft bei Wirtin Hildegard Schmid. Zur Versammlung gab es als Dreingabe der Jagdpächter zum Pachtschilling leckeres Wildbret von Reh und Wildschwein. Sollten es die weiteren Lockerungen der Corona-Infektionsschutzbestimmungen zulassen, versprach Thomas Walter eine weitere Wildsau-Spende. Auch das traditionelle Jagdessen für die Ehefrauen der Jagdgenossen soll folgen.













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