Gerade in Corona-Zeiten, so scheint es, ist ein jeder schnell von seinen Mitmenschen genervt und reagiert gereizt auf die kleinste Störung. Abstand ist das Gebot der Stunde. Nur niemanden berühren, nur niemanden zu nahe kommen. Und wehe dem, der das nicht einhält. Aber auch wenn es in diesen Zeiten so scheinen mag, zwei Dinge sind hierzulande noch nicht abhandengekommen: Hilfsbereitschaft und Dankbarkeit. "Wenn man weiß, wie es ist, hilflos zu sein, dann nimmt man die Rücksichtnahme anderer noch einmal ganz anders wahr", erzählt Erich Eichermüller, gebürtiger Ursensollener im Gespräch mit Oberpfalz-Medien. Er möchte seine positiven Erfahrungen mit anderen teilen - und sich bei seinen Helfern bedanken. Der 60-Jährige sitzt seit über drei Jahren im Rollstuhl, seine linke Seite ist als Folge eines Schlaganfalls gelähmt. Ohne die Hilfe von Freunden, Nachbarn und Unbekannten wäre er heute "schon längst unter einem Lastwagen gelandet." Zweimal ist er bereits mit dem Rollstuhl auf der Straße gestürzt und hat sich allein nicht mehr aufrichten können. Beides Mal sind je zwei Fremde herbeigeeilt, um ihn wieder aufzurichten. "Ein Paar hat sogar mit dem Auto angehalten, um mich von der Straße zu klauben." Beides Mal habe er sich bedankt, beides Mal hieß es, das sei doch selbstverständlich. Doch Eichermüller hat genug schlechte Erfahrungen gemacht, um zu wissen, dass das nicht selbstverständlich ist.
"Ich bin überrascht, wie viele Menschen mir von sich aus ihre Hilfe angeboten haben oder sogar darauf bestanden haben, als ich höflicherweise abgelehnt habe", erzählt der gebürtige Ursensollener. Walter H. aus Ammerthal habe ihm seine Tochter mit selbstgemachtem Chili con Cane vorbeigeschickt, als Eichermüller nicht selbst kochen konnte. Der stellvertretende Landrat Franz Mädler, damals noch Bürgermeister von Ursensollen, habe ihn auf der Reha besucht. Beide meinten, das sind doch nur Kleinigkeiten. Beides Mal war es das für Eichermüller nicht. Es waren Taten wie diese, die ihn aus seiner persönlichen Hölle zurück in ein relativ normales Leben geholt haben. Auch seine ehemaligen Arbeitskollegen aus der Siemens GWA 728 haben nicht lockergelassen, ihn beim Umzug in eine rollstuhlgerechte Wohnung geholfen und mit ihm Ausflüge unternommen. „Connie D. und Roswita H. spielen heute noch die Chauffeure für mich“, sagt Eichermüller im Gespräch mit Oberpfalz-Medien.
Positiv überrascht war er auch von der Hilfsbereitschaft der Kinder. Ein paar Mal schon haben Kinder für ihn auch die Rollstuhlrampe im Bus umgeklappt oder ihm ihre Hilfe angeboten. "Die waren bestimmt nicht älter als zehn Jahre, aber aufmerksamer als so mancher Erwachsene." Fabienne L. aus der Nachbarschaft habe ihn sogar einmal einen halben Kilometer mit dem Rollstuhl nach Hause geschoben, weil der Bus an seiner Haltestelle vorbeigefahren ist. "Ich habe ihr Geld als Dank angeboten, aber das wollte sie nicht. Ein Danke genügt, hat sie gesagt", erinnert sich Eichermüller. Er schüttelt den Kopf. Er hätte nicht gedacht, dass es das heute noch gibt.
Deswegen sei es ihm gerade in dieser Zeit ein großes Anliegen gewesen, Oberpfalz-Medien von der Unterstützung zu erzählen, die er erfahren hat. „Ich kann mir nur wünschen, dass anderen Menschen so geholfen wird wie mir.“ Damit in Stadt und Land trotz aller Widrigkeiten zwei Sachen nicht verloren gehen: Hilfsbereitschaft und Dankbarkeit.
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