Eine große Trauergemeinde nahm Abschied von Rektor a. D. Rudolf Frenzel aus Ursensollen. Der im Alter von 91 Jahren verstorbene erste Träger der großen Verdienstmedaille seiner Heimatgemeinde wirkte seit 1969 als Leiter der Volksschule Ursensollen, ab 1970 als Rektor und trat 1993 nach 40-jähriger Dienstzeit in den Ruhestand.
Rudolf Frenzel wurde am 1930 in Leisnitz (Oberschlesien) geboren. Als 15-Jähriger musste er Flucht und Vertreibung aus seiner Heimat erleben. Er irrte quer durch ganz Deutschland und verlor den Kontakt zu seinen Eltern. An Weihnachten 1945 erfuhr er, dass sie in Theuern eine neue Heimat gefunden hatten. Nach dem Besuch der Lehrerbildungsanstalt in Amberg wurde der Junglehrer an vielen Schulorten wie Kümmersbruck, Ammersricht, Großschönbrunn, Raigering, Rieden, Ursulapoppenricht, Floß, Püchersreuth, Winbuch, Hohenkemnath und Theuern eingesetzt. 1956 erhielt er eine feste Anstellung in Süß. Schon dort zeigte er sein vielseitiges Engagement für die Allgemeinheit. 1954 heiratete Rudolf Frenzel Ursula Müller, die wie er aus Oberschlesien stammte. Aus der Ehe gingen drei Söhne hervor. Die junge Familie wohnte in Ursensollen, zuerst im Lehrerwohnhaus, bevor sie 1974 das eigene Wohnhaus bezog.
Monsignore Josef Gehr skizzierte in seiner Trauerrede, wie später auf dem Friedhof alle anderen Sprecher auch, das vielseitige Engagement des Verstorbenen auf der Grundlage seines christlichen Weltbilds und seiner vielen Talente. Rudolf Frenzel prägte demnach als Schulleiter ein Vierteljahrhundert mehrere Generationen von Schülern, aber auch von Lehrern mit.
Für den beliebten Neubürger war es damals selbstverständlich, dass er sich neben seinen beruflichen Tätigkeiten sofort und mit ganzer Kraft in die damals für ihn neue Heimatgemeinde einbrachte. Er übernahm bereits im ersten Jahr den Orgeldienst und die Leitung des Kirchenchors. Beide Dienste füllte er fast 34 Jahre lang aus. Über 20 Jahre hinweg, von 1970 bis 1990, war Frenzel Pfarrgemeinderatsvorsitzender und 25 Jahre in der Kirchenverwaltung tätig. In dieser Zeit wurden mit dank seiner tatkräftigen Mithilfe Kirche, Pfarrhaus und Friedhof renoviert.
Gerade aus dem kirchlichen Dienst heraus nahm der Verstorbene maßgebend Einfluss auf die ganze Gemeinde. Am Bau des Kindergartens etwa war er maßgeblich beteiligt. Lange Jahre war Frenzel ausübender Geschäftsführer. Noch heute erinnern sich alle Mitakteure an die glänzend organisierten Garten-, Weinfeste, Senioren- und Theaterfahrten. Der feine Humor des Organisators bleibt in Erinnerung. Weitere Tätigkeiten waren die Erarbeitung einer Friedhofsatzung und die Organisation von Primizen. Auch war er Festleiter bei der 850-Jahr-Feier der Ortschaft Ursensollen.
Auch politisch war Rudolf Frenzel sehr aktiv. Von 1984 bis 1990 hatte er als Vertreter der CSU Sitz und Stimme im Kreistag Amberg-Sulzbach. Von 1960 bis 1985 war er Zug- und Bereitschaftsführer beim Katastrophenschutz des Landkreises, Er war Mitglied in vielen Vereinen, oft gehörte er auch dem Vorstand an.
Schulamtsdirektor Stephan Tischer als Vertreter des Staatlichen Schulamts Amberg-Sulzbach, der Regierung der Oberpfalz und des Kultusministeriums sowie Margit Hofmann für den BLLV Amberg-Sulzbach würdigten das schulische Engagement des Verstorbenen. Der Einsatz von Rudolf Frenzel sei beispielhaft gewesen. Seit 1974 habe er dem Personalrat angehört und sei von 1978 bis 1992 dessen Vorsitzender gewesen. Erinnert wurde an die Worte, die Altbürgermeister Franz Mädler in seiner Laudatio bei der Verleihung der großen Verdienstmedaille 2003 gesagt hat: „Ich möchte es mit einem Wort zusammenfassen: Du warst und Du bist ein Glücksfall für unsere Gemeinde.“
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