06.08.2019 - 18:07 Uhr

Vanille teurer als Silber

Die Ernte von Vanille auf Madagaskar fällt geringer aus. Das lässt Preise des Gewürzes noch weiter steigen. Nicht nur Eismacher wie Mauro De Pellegrin aus Schwandorf haben damit ein Problem.

Mauro De Pellegrin, Eismacher aus Schwandorf, arbeitet mit einer Mischkalkulation, damit Vanille-Eis nicht mehr kostet als anderes. Bild: Gerhard Götz
Mauro De Pellegrin, Eismacher aus Schwandorf, arbeitet mit einer Mischkalkulation, damit Vanille-Eis nicht mehr kostet als anderes.

Auf Madagaskar als weltgrößtem Vanille-Anbaugebiet ist die Ernte in vollem Gange. Doch das Angebot ist knapp. Der Weltmarktpreis für die "Königin der Gewürze" steigt – "noch weiter", sagt Mauro De Pellegrin und lacht. Der Eismacher aus Schwandorf hat schon einige Jahre mit explodierenden Preisen zu kämpfen – nicht nur bei Vanille.

Das Gewürz ist beliebt, nicht nur für Vanilleeis, die Ernte in diesem Jahr aber knapp. Denn auf der vor Afrikas Ostküste gelegenen Insel Madagaskar deuten erste Anzeichen auf ein knappes Angebot an Rohvanille hin – und damit höhere Erzeugerpreise. "Wir erwarten eine Ernte mit einer 20 bis 25 Prozent geringeren Menge als im Vorjahr", sagt der Chef von Madagaskars Vanille-Exportverband, Georges Geeraerts, der sich aber noch nicht zur Qualität äußern kann. Denn die steigenden Preise führen immer häufiger zu Diebstählen – und damit auch zu früheren Ernten der in ihrer Existenz bedrohten Bauern.

Madagaskar fast Monopol

Der Inselstaat, der nach Schätzungen knapp vier Fünftel des Weltbedarfs abdeckt, bestimmt mit seiner Produktion die Preisentwicklung. Vanille gilt als das beliebteste Gewürz für Süßspeisen aller Art. Es wird aber nicht nur für Produkte wie Eiscreme, Pudding, Kuchen, Kekse, Joghurt, Bonbons verwendet, sondern auch für Duftstoffe, Seifen, Körperlotionen, Shampoos, Badezusätze, Raumdüfte. Vor allem sogenannte Bourbon-Vanille, die nur aus den Anbaugebieten Madagaskar, La Réunion oder auf den Komoren stammen darf, wird selten und damit kostbar.

"Der Preis liegt eh schon bei 500 bis 600 Euro pro Kilo", sagt De Pellegrin, der in Schwandorf die gleichnamige Eisdiele betreibt. Und damit liegt der Vanille-Preis weit über dem für ein Kilogramm Silber. Vor zwei bis drei Jahren habe er noch 180 bis 200 Euro pro Kilogramm Vanille bezahlt, erinnert sich De Pellegrin. "Irgendwann muss das Spiel aufhören." Vor einer Woche habe er mit seinem Vertreter gesprochen: "Im Moment ist der Preis noch stabil." Ähnliche Probleme gebe es mit Nüssen. Pistazienkerne oder Haselnüsse kommen aus der Türkei, alle zwei bis drei Jahre heben die Händler den Preis.

Einige Kollegen verkaufen ihre Vanille-Eis mit dem Zusatz "Premium-Eis" und verlangen einen höheren Preis pro Kugel, erläutert De Pellegrin. "Ich mache eine Mischkalkulation. Aber es wird immer schwieriger, die Preise zu halten." Für Matthias Münz, den „Verrückten Eismacher“ in München, sind die steigenden Vanille-Preise kein Problem. „Bei mir geht Biereis besser als Vanilleeis“, sagt Münz, der in Teublitz (Kreis Schwandorf) aufgewachsen ist und für seine ungewöhnlichen Eiskreationen bekannt ist. Für diese benötigt er wenig Vanille. Wenn dann eine Schote einen Euro mehr kostet, „ist das egal“. Münz weiß aber auch, dass einige seiner Kollegen statt echter Vanille den günstigeren Aromastoff Vanillin für ihr Eis verwenden. Das müssten sie eigentlich deklarieren.

Der Vanille-Importeur Berend Hachmann aus Hamburg glaubt nicht, dass die in diesem Jahr verhältnismäßig kleine Vanille-Ernte auf Madagaskar große Auswirkungen auf die Preise in Deutschland haben wird. "Vielleicht zehn Prozent nach oben oder zehn Prozent nach unten", schätzt er. Denn die Preise seien ohnehin schon hoch. An der Beliebtheit von Vanille habe das aber nichts geändert. "Die Kunden haben sich jetzt an die hohen Preise gewöhnt. Die Nachfrage ist nach wie vor groß", betont er.

Das Mark einer Vanilleschote wird mit einem Löffelstiel herausgeschoben. Bild: Roland Weihrauch/dpa
Das Mark einer Vanilleschote wird mit einem Löffelstiel herausgeschoben.

Nur Safran kostet mehr

Der im Vanille-Geschäft auf Madagaskar stark engagierte niedersächsische Duft- und Aromenhersteller Symrise ist in der Sava-Region mit fünf Standorten vertreten und beschäftigt rund 200 Mitarbeiter – 150 weitere kommen als Saisonkräfte hinzu. Rund 7000 Vanille-Bauern in 84 Dörfern arbeiten auf der Insel mit Symrise zusammen. Der Konzern aus Holzminden verarbeitet etwa zehn Prozent der auf Madagaskar angebauten Vanille, deren Preis seit fünf Jahren kontinuierlich steigt und somit schon heute zu den teuersten Gewürzen der Welt gehört - nur Safran erzielte noch höhere Preise.

Dennoch ist Symrise vor allem an hochwertiger Qualität interessiert. "Für gute Qualitäten zahlen wir daher einen Aufschlag auf den aktuellen Marktpreis", sagt Symrise-Manager Alban Bonnet vor Ort.

Aktuell bewegen sich die Preise für die noch grünen Schoten leicht über dem Vorjahresniveau - eine Entwicklung, die der Exportverband mit einem weinenden und einem lachenden Auge verfolgt. "Mit geringeren Preisen würden wir möglicherweise weniger Neid erzeugen und vor allem wieder bessere Qualität haben – das würde uns auch eine Ausweitung von Produktion und Nachfrage ermöglichen", räumt Geeraerts ein, der einen Preis von 200 Dollar pro Kilo schwarzer Schoten für wünschenswert hält. Denn befeuert vom Trend zu natürlicher Ernährung lag der Kilopreis für Vanille zuletzt bei rund 600 Euro.

Pflanzer wie Judio Beanona, der in der Sava-Region auch eine Exportfirma betreibt, ist sich jedoch nicht so sicher, dass die Preise für die ursprünglich aus Mittelamerika stammende Orchideenart kurzfristig sinken könnten. "Der diesjährige Preis liegt über dem des Vorjahres", sagt er bereits, und weist zugleich auf eine leichte Qualitäts-Verschlechterung hin. Allerdings relativiert er auch, dass 2018 ein Ausnahmejahr gewesen sei: "Seit mehr als zehn Jahren hatten wir nicht mehr so eine Qualität wie 2018, die war außergewöhnlich." (dpa/esa)

 
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