Vilseck. „Wenn‘s so weitergeht, dann passt‘s und alle sind glücklich...“ Fällt die Bilanz fünf Jahre nach einer Betriebsübernahme so aus, dann müssen alle Protagonisten doch zusammen so einiges richtig gemacht haben. Vom alten bis zum neun Besitzer – und nicht zu vergessen dazwischen unverzichtbare Helfer wie Handwerkskammer, Bank oder Steuerberater.
Wie es dazu kam, dass aus dem einstigen Ferienarbeiter Jiri Masek mittlerweile der Chef der Zimmerei Schönl GmbH in Vilseck geworden ist, erzählt er gemeinsam mit seiner Frau Christine und Andreas Schönl, dessen Urgroßvater den Traditionsbetrieb 1875 gegründet hatte.
Kein Nachfolger -und jetzt?
Was tun, wenn sich für ein Familienunternehmen kein Nachfolger in der Familie findet? Dann muss ein „externer“ Nachfolger her. Und bei all den rechtlichen und organisatorischen Fragen drumherum hilft auch die Handwerkskammer. So war es auch im Fall von Jiri Masek. Wenngleich – ganz so extern war der Zimmerermeister ja gar nicht. Schon seit früher Jugend führte ihn sein beruflicher Weg immer wieder in die Zimmerei Schönl.
„Mit 14 oder 15 Jahren bin ich schon als Ferienarbeiter hierher gekommen“, erzählt der heutige Chef. Und auch seine Ausbildung machte er im Vilsecker Betrieb. Dann allerdings… „...rief erst einmal die Bundeswehr.“ Doch auch diese Zeit wusste Masek optimal zu nutzen. Während er nebenbei immer gerne in seinem Lehrbetrieb aushalf, nutzte er die Zeit beim „Bund“, um sich weiterzubilden.
„Ich habe bei der Bundeswehr über den Berufsförderungsdienst meinen Zimmerermeister gemacht“, erzählt Masek. Und dann brauchte er Berufspraxis in der neuen Position. „Andreas Schönl hat damals schon gesagt, ‚Geh‘ in verschiedene Betriebe und sammel‘ Erfahrungen‘“, erzählen Jiri und Christine Masek heute. Und das tat der Zimmerermeister dann auch – bis eines Tages Andreas Schönl den ehemaligen Ferienarbeiter und Lehrling fragte, ob er denn nicht zurückkommen wollte… „Ich dachte damals zuerst, er würde mich als Meister anstellen und hätte das nicht so gemeint, dass er die Firma schließt und ich sie tags darauf als neuer Eigentümer und Selbstständiger wieder aufmache“, erinnert sich Jiri Masek.
Doch genauso war es geplant – und genauso ist es Dank fachkundiger Unterstützung von außen auch gekommen. Da waren zunächst viele Fragen zu beantworten. Beispielsweise „Wie viel Geld brauche ich, um die Fahrzeuge kaufen und die Firma übernehmen zu können – und wollen auch alle Mitarbeiter unter einem neuen Chef bleiben?“
„Ich habe alle Angestellten gefragt – und zum Glück wollten alle“, erinnert sich Zimmerermeister Jiri Masek. Lediglich ein Kollege aus dem Team vom Start ist heute nicht mehr dabei – aber der ist zwischenzeitlich schlicht in Rente gegangen.
Und dann war es vor fünf Jahren so weit: Am 1. Juli 2014 schloss Andreas Schönl sein Zimmerei-Unternehmen und am 2. Juli startete die Zimmerei Schönl GmbH unter der Regie von Jiri Masek neu durch. Ehefrau Christine gab ihren Beruf als Zahnarzthelferin auf und managt seither das Büro. Die Kunden kommen (schon traditionell) aus einem Umkreis von rund 50 Kilometern um Vilseck, man kennt und schätzt sich.
Na also, es läuft
Mittlerweile arbeiten 14 Angestellte im Team, davon sechs Gesellen und drei Lehrlinge. Und auch Andreas Schönl bringt seine Erfahrungen noch immer im Unternehmen ein. Selbst was den Nachwuchs angeht, muss sich das Unternehmen über mangelndes Interesse nicht beklagen und schaut optimistisch in die Zukunft. Für die Ausbildungsplätze gibt es Interessenten – und wer weiß, vielleicht will auch eines der Kinder von Jiri und Christine später mal in den Betrieb einsteigen.
Wie fällt also nun die Bilanz fünf Jahre nach der Betriebsübernahme aus? Definitiv positiv, sagt Jiri Masek. Klar hat es etwas gedauert, bis sich alles komplett eingespielt hat. Aber auch, wenn es zwischendurch mal die eine oder andere schlaflose Nacht als Neu-Unternehmer gegeben hat: „Wenn mich jemand fragen würde, ich würde es genauso wieder machen!“, sagt er. Und das ist doch gut so.
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