Ähnlich eines Bienenstocks glich das Schulgebäude der Pfalzgraf-Friedrich-Mittelschule am Samstag bei der einzigartigen Berufsausbildungsmesse unter dem Motto „Mach dein Ding“, die ganz anders aufgebaut war, als übliche Ausbildungsforen dieser Art. Hinter jeder Klassenzimmertür wurde fleißig gehämmert, geschnitten, gerührt, geschweißt oder gepflanzt. Etwa 90 Jugendliche kamen bei den rund 20 Handwerksbetrieben und verschiedenen Berufsfeldern voll auf ihre Kosten.
Ausbildungsseminare laufen normalerweise so ab, dass die Schüler von einem Stand zum anderen laufen, sich die Taschen mit ein paar Werbegeschenken vollpacken, lange Vorträge hören, die ermüdend wirken und anschließend wieder nach Hause gehen. Berufsberaterin Kerstin Schicker von der Arbeitsagentur Weiden und Mittelschullehrerin Tamara Strobl gingen nun einen anderen Weg und verzahnten die Schule mit der Praxis, was dank der teilnehmenden Betriebe hervorragend gelang. „Handlungsorientierung“, hieß das große Zauberwort, eine Berufsorientierung zum Anfassen und Mitmachen. Die Schüler erfuhren vielfältige Ausbildungs- und Karrierechancen in den verschiedenen Berufszweigen und tauchten in eine faszinierende moderne Berufswelt ein.
Hobeln, pflastern und schweißen
Wie auf einer echten Baustelle wurde gepflastert, ein Haus gebaut, in der Schreinerwerkstätte gehobelt und beim Elektriker die Stromspannung ermittelt. Ein richtiges Allroundtalent wird, wer eine Ausbildung zur Erzieherin durchläuft, heute Trostspenderin und morgen Naturführerin sein kann. Im Keller sprühten die Funken, als Achtklässler ihre erste Naht auf den zurechtgeschnittenen Eisenplatten schweißen. Der Arbeitsschutz mit Lederhandschuhen, -schürze und Handschild hat hier oberste Priorität. Gleich nebenan lässt ein Forstmitarbeiter einen Mittelschüler per Spezialwerkzeug ein kleines Fichtenbäumchen auf dem grünen Areal vor dem Gebäude pflanzen.
In der Schulküche geht der Klinik-Küchenchef der Burg Wernberg mit Schülerinnen ans Werk und lässt sie unter fachmännischer Begleitung ein wohlschmeckendes Menü mit Hilfe des Sous-Vide-Garens zaubern. Mittlerweile sei das eine beliebte Zubereitungsart, die auch noch hervorragend schmeckt. Gezielt habe man in Vorarbeit nach Firmen mit derartigen Workshops Ausschau gehalten, erklärt Schicker, die mit Teamleiterin Margot Salfetter vor Ort ist und dieses beispielgebende Netzwerk bestaunt. „Dieses praktische Tun ist ein großer Baustein der Berufsorientierung schon ab der siebten Jahrgangsstufe“, ergänzt Rektor Hubert Reil. „Deshalb entstand die Idee, die Ausbildungsmesse auf Workshop-Ebene anzubieten.“
Hemmschwellen abbauen
In kleinen Gruppen konnten die Schüler ihre bevorzugten Berufe erleben. Kleine Hemmschwellen, wie sie bei normalen Berufsausbildungsmessen bei den Jugendlichen üblich sind, werden so schnell abgebaut, versicherte Strobl. Vom Kultusministerium werde diese neue Art einer praktischen Ausbildungsmesse als ausgefeiltes Musterbeispiel bestimmt für andere Schulen übernommen. Das Kultusministerium wolle, dass zukünftig jede Mittelschule Handwerksbetriebe einlade, damit Schüler hautnah Handwerk erleben. Vor allem kleineren Betrieben aus Vohenstrauß und Umgebung wolle man mit dieser Veranstaltung auch Chancen bieten, sich zu präsentieren und später Auszubildende zu rekrutieren.
Schulrätin Margit Walter betonte, dass Berufsorientierung im Profil der Pfalzgraf-Friedrich-Mittelschule festgeschrieben sei und die Bildungseinrichtung diesem Grundsatz damit höchst gerecht werde. Die Schulamtsvertreterin zollte dem Vorbereitungsteam ihren größten Respekt und verteilte Komplimente. Jede teilnehmende Firma erhielt abschließend einen frischgebackenen Kirchweihkuchen von der Naturparkbäckerei Spickenreither aus Tännesberg, die sich gerne an der Messe beteiligt hätte, aber wegen des Kirchweihgeschäfts darauf verzichten musste. Obwohl Samstag war, seien die Schüler mit großem Eifer und mit Leib und Seele bei diesem Projekt dabei gewesen, schwärmte der Schulleiter.
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