Zur damaligen Zeit war es ein unerhört fortschrittlicher Gedanke, der zum friedlichen Zusammenleben der Konfessionen beitragen sollte: 1652 führte Pfalzgraf Christian August in seinem Herzogtum das Simultaneum ein, sodass evangelische und katholische Christen die Gotteshäuser gemeinsam nutzen und verwalten konnten.
Zum Teil erfolgt das bis heute – wie in Altenstadt bei Vohenstrauß. Gerade in der Kirchen- und der Pfarrgemeinde Vohenstrauß wird der ökumenische Gedanke seit Jahrzehnten geschwisterlich gelebt.
Durch den östlichen Landkreis
Ein weiteres Vorzeigeprojekt soll diese Gemeinsamkeit weiter fördern: Rechtzeitig zu Beginn der Fahrradsaison ist jetzt auch die Route 9 des Simultankirchenradwegs auf insgesamt 44,1 Kilometern durch den östlichen Landkreis komplett beschildert. Rund 25 Wegweiser hat Christian Lehner, Mitarbeiter am städtischen Bauhof, an markanten Punkten montiert.
Pfarrer Hans-Peter Pauckstadt-Künkler, Vorsitzender des Fördervereins Simultankirchen in der Oberpfalz, sprach bei der offiziellen Eröffnung im evangelischen Gemeindehaus von einem weiteren Meilenstein in der Geschichte des Radwegs. Stellvertretende Landrätin Margit Kirzinger dankte insbesondere den Ideengebern für die gelungene Umsetzung mit vielen Helfern.
Die Route 9 verläuft von Vohenstrauß über Altenstadt, Pleystein, Waldkirch nach Flossenbürg und zurück über Würzelbrunn, Haupertsreuth, Albersrieth, Waldau nach Vohenstrauß. An der Strecke können die Radler neben der Evangelischen Stadtkirche in Vohenstrauß – die früher bis zum Bau der katholischen Pfarrkirche im Jahr 1928 insgesamt 271 Jahre auch von Katholiken genutzt wurde – die Simultankirche St. Johannes der Täufer in Altenstadt, die bis heute als Simultaneum besteht, und die Kirche St. Pankratius in Flossenbürg besichtigen. In den Gotteshäusern können sich die Radler Momente der Einkehr und der Stille gönnen und die kulturhistorische Bedeutung dieser Kirchen auf sich wirken lassen.
Damit die kultur- und heimatkundlich interessierten Biker auch auf der richtigen Strecke bleiben, wurden entlang der insgesamt 10 Routen des Simultankirchenradwegs eigens 1000 Schilder montiert. Sie weisen den Weg zu den 51 Simultankirchen in der nördlichen Oberpfalz.
Infotafeln an Kirchen geplant
Der Radweg wurde 2015 eröffnet. Initiator und Träger ist der Förderverein Simultankirchen in der Oberpfalz, der es sich zum Ziel gesetzt hat, das kulturelle Erbe der Simultankirchen lebendig zu erhalten. Hand in Hand haben Kirchen und Kommunen, drei Leader-Regionen – Leader ist ein Förderprogramm der Europäischen Union zur Entwicklung des ländlichen Raumes – und Tourismusfachleute zusammengearbeitet, um das ökumenische Vorzeigeprojekt weiter voranzubringen.
Zusätzlich zur Beschilderung ist laut Pfarrer Pauckstadt-Künkler geplant, Infotafeln an den Kirchen aufzustellen, die Wissenswertes über die Gotteshäuser und die Gemeinden vor Ort aufzeigen. Eine neue Webseite mit einem Tourenmodul trage weiter dazu bei, den Service für die Radweg-Nutzer zu erhöhen. Das Tourenmodul sei mit den Angeboten der Tourismusverbände im Amberg-Sulzbacher Land sowie im Oberpfälzer Wald verknüpft, um auf diese Weise Synergieeffekte zu erzielen, berichtete der Vorsitzende.
Außerdem erhalte jede Route eine Möblierung mit Sitzbänken und Tisch sowie Fahrradständer, teilte er mit. Die Gesamtkosten aller Maßnahmen betragen rund 151 000 Euro. Rund 85 000 Euro davon werden über das Leader-Programm gefördert. Die Kirchen und Kommunen tragen je 20 000 Euro bei, die Landkreise je 10 000 Euro, der Bezirk 7000 Euro und der Förderverein 9000 Euro.
Simultankirchenradweg
- 10 Routen durch 40 Kommunen. Gesamtlänge: 400 Kilometer in den Landkreisen Neustadt/WN, Tirschenreuth und Amberg-Sulzbach sowie den kreisfreien Städte Weiden und Amberg
- 160 Pfeil-, 329 Zwischenwegweiser, 463 Routensignets mit Simultankirchenlogo
- Route 1: 30 Kilometer von Hartmannshof zu den Kirchen in Högen, Fünried und Frankenhof
- Route 2: 23 Kilometer von Neukirchen b. Sulzbach-Rosenberg über Kirchenreinbach, Etzelwang und Ernhüll
- Route 3: 26 Kilometer von Edelsfeld nach Niederärndt, Kürmreuth, Königstein, Eschenfelden und Holnstein
- Route 4: 57 Kilometer von Sulzbach-Rosenberg nach Illschwang, Götzendorf und Poppenricht
- Route 5: 37 Kilometer über Mantel, Kaltenbrunn, Thansüß und Freihung
- Route 6: 47 Kilometer von Neustadt/WN nach Wilchenreuth, Weiden, Rothenstadt, Neunkirchen und Parkstein
- Route 7: 37 Kilometer über Rothenstadt, Etzenricht und Kohlberg
- Route 8: 41 Kilometer von Neustadt/WN nach Püchersreuth, Wildenau, Schönkirch, Plößberg und Floß
- Route 9: 44 Kilometer von Flossenbürg nach Altenstadt und Vohenstrauß
- Route 10: bergige 39 Kilometer von Windischeschenbach nach Kirchendemenreuth, Wildenreuth, Erbendorf, Thumsenreuth und Krummennaab
- Neue Radkarte unter dem Motto "Erleben. Erfahren. Entdecken - Wie Kirche bewegt". Kostenlos erhältlich im Simultankirchenbüro, in den Tourismusbüros in der Region sowie den beteiligten Kirchen- und Pfarrgemeinden.
- Mehr im Internet: https://simultankirchenradweg.de/touren/

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