Das Kreiskrankenhaus Vohenstrauß eröffnete vor über 155 Jahren. Die Gebäude, so wie sie jetzt zu sehen sind, stehen heuer exakt 125 Jahre. Zur Eröffnung gab es einzig eine kurze Mitteilung im Vohenstraußer Amtsblatt – mehr nicht. So mag es nicht verwunderlich sein, dass in den vergangenen Jahrzehnten niemand die Jubiläen des 125-jährigen oder 150-jährigen Bestehens beachtete. Heimatforscher Klaus Bäuml fasste einzig im Jahr 1990 viele Fakten zu einer umfassenden Chronik für die „Heimatkundlichen Streifzüge“ zusammen. Dabei schrieb er gleich vorneweg: „Mein Beitrag soll an die mühsamen und armseligen Anfänge der Vohenstraußer Krankenanstalt erinnern.“ Satte 21 Jahre dauerte es nämlich zunächst, bis sich die Verantwortlichen und damaligen Politiker für den Bau entschieden.
Ein Krankenhaus für Arme
In den ersten Jahren hatte dadurch die „unterste soziale Schicht“ endlich eine Anlaufstation. Wie Autor Bäuml weiter schreibt, änderte sich daran lange Zeit wenig: „Dienstboten, Gewerbsgehilfen und Fabrikarbeiter beiderlei Geschlechts tragen ab ihrer Kindheit mit Pflichtbeiträgen diese Einrichtung.“ Die Vohenstraußer Krankenanstalt habe sich so, von Anfang an nicht selbst tragen können. Während sich die Honorare der Ärzte innerhalb der ersten zehn Jahre verdreifacht hätten, seien die von der Gemeinde bezahlten Vergütungen unverändert geblieben. Nötige Umbauten, Reparaturen und Ergänzungen verursachten zudem regelmäßige Defizite – bereits vor 150 Jahren. Reichte das Geld nicht, wandte sich die Gemeinde Vohenstrauß an das Bezirksamt. Dazu berichtet die Chronik von „harten Kämpfen“ zwischen Kommune und Bezirksamt.
Lazarett im Ersten Weltkrieg
Kurz vor der Jahrhundertwende fiel dennoch die Entscheidung zu einem Neubau. Das jetzige Gebäude datiert vom August 1895. Es kann also akkurat jetzt seinen 125. Geburtstag begehen. Es hatte anfangs 25 Planbetten, und die durchschnittliche Belegzahl in den ersten Jahren belief sich auf 220 bis 250 Patienten. Während des Ersten Weltkriegs diente das Krankenhaus fast durchgehend zusätzlich als offizielles Lazarett. Die dann 1938 beschlossene Erweiterung scheiterte wenig später am Veto der neuen nationalsozialistischen Machthaber. Es wurden einfach die Mittel gesperrt und damit die Baumaßnahme verhindert. Gegen die ständige Überbelegung behalf man sich vor Ort mit der Aufstellung von Notbetten, welche bis in den zweistelligen Bereich gingen.
1955: 112 Betten inklusive Geburtsstation
Endlich kann der Landkreis Vohenstrauß als neue Zuständigkeitsbehörde 1951/1952 den Erweiterungsbau mit Kosten von einer dreiviertel Million D-Mark durchführen. Damit ging eine Erhöhung der Bettenzahl auf 86 einher, was aber den Mangel noch nicht behob. Bereits 1955 startete der nächste Erweiterungsbau und mit einer weiteren viertel Million D-Mark standen nach der Fertigstellung nunmehr 112 Betten parat, inklusive Geburtsstation. Wie sehr dem einstigen Landkreis an seinem Aushängeschild lag, zeigte sich in den Folgejahren. Schon 1962/1963 folgte auch noch eine Bäderabteilung und die Erweiterung um Personal- und Sanitärräume; wenig später eine Hauskapelle.
Wegen Coronavirus ein Monat Gnadenfrist
Der vom bayerischen Staat 1978 angeordnete Krankenhaus-Bedarfsplan läutete dann den allmählichen Niedergang ein. Noch im gleichen Jahr musste die Bettenzahl auf 80 verringert werden. Für einen kurzen Aufschub sorgte zuletzt die aktuelle Situation, da die Schließung zunächst für den 30. Juni verkündet war. Die Corona-Beschränkungen verhinderten zudem schon seit März die geduldete Nutzung der vergrößerten Hauskapelle mitsamt Sakristei für die Feier von evangelischen, katholischen und ökumenischen Gottesdiensten.
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