Die Deutschen werden immer älter und bereiten sich wenig darauf vor. Im Jahr 1911 wurde eine Frau gerade einmal 57,5 Jahre alt. 2014 erreichten Frauen bereits ein Durchschnittslebensalter von 83 Jahren und Männer wurden 78 Jahre. Die Altersvorsorge wird deshalb immer wichtiger. Vorstandsvorsitzender der Raiffeisenbank, Karl Völkl, hatte zum Vortragsabend im Raiffeisenbanksaal eingeladen. OTH-Professor Michael Hauer aus Neustadt/WN sprach über das Thema „Wir leben länger als wir glauben! Ohne Rente ist alles nichts“.
Hauer sagte, im Jahr 2009 hat es rund 40,2 Millionen Erwerbstätige gegeben. Heute sind es 45 Millionen, so viele wie noch nie. Bei den Erwerbslosen waren es 2009 noch 3,3 Millionen. Heute beträgt deren Zahl nur noch 1,5 Millionen, so wenige wie noch nie. Das Geldvermögen der Bürger sei um 31 Prozent seit 2008 auf 5,9 Billionen Euro angewachsen. „Es liegt sehr viel Geld umher“, meinte der Professor. Gerade in dieser Phase sollte man für das Alter und für den Ruhestand vorsorgen. „Während der Arbeitszeit hat man Zeit, Geld zurückzulegen. Eine Absicherung ist ungemein wichtig", appellierte der Referent. Das „Geld ist weg und ich bin noch da-Risiko" soll vermieden werden. „Altwerden ist noch immer die einzige Möglichkeit, lange zu leben“, zitierte Hauer den Lyriker Hugo von Hofmannsthal.
Die derzeit errechnete Versorgungslücke beträgt mit Eintritt in die Rente im Schnitt 40 Prozent. Bei Krankheit oder Pflegebedürftigkeit wird es noch teurer. Die gesetzlichen Renten sind nur bis zum Jahr 2025 mit 48 Prozent garantiert. Dann kommt die „Babyboomergeneration“ ins Rentenalter. „Früher hatten die Eltern viele Kinder, heute haben die Kinder viele Eltern.“ Das sei das Problem und die Belastung ist enorm. Die Babyboomergeneration habe nicht genug Kinder bekommen. Politiker müssten ehrlich zugeben, dass sich die Leute privat absichern müssen, um die 40 Prozent Versorgungslücke auszugleichen. Auch Beamte sind nicht zu Hundert Prozent versorgt. „Man kann auf Konsum verzichten und Geld auf die Seite legen.“ Die Lebensstandardlücke gelte lebenslänglich und wir leben länger als wir glauben. „Es kommt nicht darauf an, dem Leben mehr Jahre zu geben, sondern den Jahren mehr Leben.“
Der Professor zeigte das Drei-Schichten-System mit privater Vorsorge, Riester-Rente und Basisrente auf. Nachfolgend beleuchtete Hauer das Marktumfeld. Der Sockel der Versorgung sollte immer eine Leibrente sei. Hauers Rat: „So früh wie möglich mit der persönlichen Altersversorgung anfangen.“
Vor allem Frauen sollten an die ausreichende Altersversorgung denken, denn Frauen sind meistens unterversichert. „Altersvorsorge ist weiblich.“ Noch dazu würden Frauen älter, gab der OTH-Professor zu bedenken. „Man muss was tun, da beißt die Maus keinen Faden ab.“ Abschließend zeigte Hauer anhand von Konsumausgaben auf, „dass es uns gut geht. Nur das glaubt mir keiner.“ 800 Millionen stecken die Deutschen jährlich in Schönheitsoperationen, 3,5 Milliarden Euro in Bekleidung und Schuhe, 14,3 Milliarden Euro geben sie für Weihnachtsgeschenke aus, 15 Milliarden Euro für das Rotlichtmilieu, 23 Milliarden Euro für Alkohol und 25,9 Milliarden Euro für Tabak. Das Glücksspiel lassen sich die Deutschen 32,5 Milliarden Euro im Jahr kosten, der Betrieb des Autos schlägt mit 90 Milliarden Euro zu Buche und Urlaub mit 120 Milliarden Euro. Die Summe all dieser Ausgaben ergibt 320 Milliarden Euro und ist damit größer als der gesamte Bundeshaushalt des vergangenen Jahres. Dagegen flossen an Beiträgen in alle Renten und Lebensversicherungen im Jahr 2017 nur 90 Milliarden Euro. „Da ist eine gewisse Unwucht da.“ Deshalb gab Hauer den vielen Gästen ein Zitat des italienischen Philosophen Dante Alighieri auf dem Weg: „Der eine wartet, dass die Zeit sich wandelt, der andere packt sie an und handelt.“
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