Vohenstrauß
10.04.2019 - 12:40 Uhr

Leben auf Rollen verstehen

Für viele Menschen ist das Leben mit einer Behinderung Alltag. Andere können sich meist nicht in deren Leben hineinversetzen. Die Vohenstraußer Realschüler haben die Welt dieser Menschen an einem Vormittag entdeckt.

Mit welchen Schwierigkeiten Behinderte jeden Tag kämpfen, sollen Realschüler bei einem Projekt zum Thema "Mit Behinderung leben" erfahren. Beate Götz (hinten, rechts) und Martina Grüner (orange Jacke) vom HPZ ermöglichen den Schülern einen Einblick. Bild: dob
Mit welchen Schwierigkeiten Behinderte jeden Tag kämpfen, sollen Realschüler bei einem Projekt zum Thema "Mit Behinderung leben" erfahren. Beate Götz (hinten, rechts) und Martina Grüner (orange Jacke) vom HPZ ermöglichen den Schülern einen Einblick.

Mit Rollstühlen über den Pausenhof rollen, Rampen überfahren oder Steine umkurven: kein leichtes Unterfangen. 42 Siebtklässler der Realschule haben sich mit Lehrerin Simona Hauer-Näger zum Thema "Mit Behinderungen leben" in Zusammenarbeit mit Beate Götz und dem Heilpädagogischen Zentrum (HPZ) in Irchenrieth damit beschäftigt. Dazu bauten Beate und Robert Götz sowie Martina Grüner, Leiterin der Offenen Hilfen aus dem HPZ, mit zwei Helferinnen einen Parcours im Pausenhof und Stationen im Eingangsbereich der Schule auf.

Die Schüler übten mit Rollstühlen, und das war anstrengend. Sie durften etwa das Kippen oder das Befahren schräger Kanten ausprobieren. Im Schulgebäude waren weitere fünf Stationen: An einer war der Tastsinn gefragt: Zum Beispiel sollten die Schüler erfühlen, welche Gegenstände sie in ihren Händen halten. Bei einem Hör-Memory sollten dagegen Kaffeebohnen oder Reis in Dosen durch Geräusche ermittelt werden, und beim Dufträtsel war der Geruchssinn gefragt. Per Laufzettel sammelten die Teilnehmer Stempel. Sie mussten auch mit einem Blindenstock durch die Gegend laufen oder gar Treppen steigen. Die Augen waren bei allen Stationen mit Binden oder Brillen verbunden. "Es ist gar nicht einfach, mit einer Behinderung sein Leben zu meistern", waren sich die Realschüler danach bei einer Gesprächsrunde einig.

Beate Götz riet den Schülern, sich einem Rollstuhlfahrer nie von hinten zu nähern sondern immer Blickkontakt zu suchen. "Unbekanntes fürchtet man, aber wenn man bestimmte Verhaltensregeln kennt, trauen sich auch Gesunde eher auf Behinderte zuzugehen", meinte Götz.

Seit dem Jahr 2013 schulten Beate und Robert Götz ehrenamtlich 3000 Schulkinder. "Und es gibt auf diesem Gebiet noch immer viel zu tun", versicherte die engagierte Frau, die mit ihrem Ehemann in der Vergangenheit den Bürgerpreis und den Sozialpreis des Landkreises für ihr ehrenamtliches Engagement erhielt.

Nur mit einem Blindenstock erfühlen die Realschüler den vorgegebenen Weg. Noch schwieriger ist das anschließende Treppensteigen. Robert Götz (links) leitet die Schüler an. Bild: dob
Nur mit einem Blindenstock erfühlen die Realschüler den vorgegebenen Weg. Noch schwieriger ist das anschließende Treppensteigen. Robert Götz (links) leitet die Schüler an.
Was ist in diesem Röllchen? Mit verbundenen Augen und nur mit dem Geruchssinn sollen die Realschüler erraten, um was es sich handelt. Beate Götz (links) ist seit 2015 in den Schulen zum Thema Inklusion unterwegs. Bild: dob
Was ist in diesem Röllchen? Mit verbundenen Augen und nur mit dem Geruchssinn sollen die Realschüler erraten, um was es sich handelt. Beate Götz (links) ist seit 2015 in den Schulen zum Thema Inklusion unterwegs.
Nur mit den Händen Formen zu ertasten, kann ganz schön schwierig sein. Bild: dob
Nur mit den Händen Formen zu ertasten, kann ganz schön schwierig sein.
 
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