Handwerkernachwuchs wird händeringend gesucht. Das Baugewerbe ist da nicht ausgenommen - trotz Bauboom und guter Löhne. Dabei können sich die Auszubildenden im dualen Studium sogar bis zum Bauingenieur weiterqualifizieren. Josef Reger, Inhaber eines mittelständischen Betriebs in Vohenstrauß (Kreis Neustadt/WN), will trotzdem nicht klagen. Der Bauunternehmer ist bestrebt, den Beruf des Maurers ein besseres Image zu verleihen und jungen Leuten eine gute Perspektive im Baugewerbe aufzuzeigen. Immerhin gehören angehende Maurer zu den bestbezahlten Azubis und als Geselle, Facharbeiter oder Meister können attraktive Gehaltsstufen erreicht werden.
"Ausbildung ist eine Investition in die Zukunft des Unternehmens", sagt Josef Reger. In der Erwartung, sich den benötigten Facharbeiternachwuchs selbst heranzuziehen, bildet der Mittelständler in seinem Betrieb regelmäßig aus. Bislang haben 43 Maurer-Auszubildende und 3 Bürokaufleute bei Josef Reger eine Lehre durchlaufen, rechnet der Unternehmer nach. Dabei bekommen auch Mittelschüler eine Chance, sagt er. Ausschlaggebend seien nicht sehr gute Noten, sondern ein starker Wille für den Beruf.
Lehrlinge bauen Haus
"Soll ein Lehrling nach seiner dreijährigen Ausbildung ein vollwertiger Mitarbeiter sein, muss er frühzeitig Verantwortung übernehmen", vertritt Reger eine eindeutige Meinung. Beim Vohenstraußer Baumeister ist diese Überzeugung seit vielen Jahren gängige Praxis - unter anderem mit dem sogenannten Lehrlingshaus.
Schon vor elf Jahren hatten Lehrlinge erstmals vollkommen eigenverantwortlich ein Haus gebaut. Ein Polier war zwar ständig auf der Baustelle, aber nur als Kranführer und als gesetzlich vorgeschriebene Aufsichtsperson. Selbst die termingerechte Belieferung mit Steinen, Mörtel oder Beton organisierten die Azubis selbst. "Das bringt den Lehrlingen fachlich unheimlich viel und es ist gut für die Entwicklung der Persönlichkeit." Einen solchen Auszubildenden könne er nach der Gesellenprüfung sofort auf der Baustelle als vollwertigen Facharbeiter einsetzen, unterstreicht Reger.
Seither lässt der Unternehmer alle drei Jahre ein Lehrlingshaus errichten. Jeder angehende Mauerer soll zumindest einmal mitbauen können. Zuletzt entstand im vergangenen Jahr ein Lehrlingshaus, in Weihern bei Pfreimd. "Wenn sich die Auszubildenden wie Vorarbeiter fühlen, macht der Beruf einfach große Freude", beobachtet Reger. Außerdem können die jungen Leute so bereits während ihrer Ausbildung zeigen, was in ihnen steckt. "Für alle Tätigkeiten ist es natürlich erforderlich, dass die Auszubildenden eigenständig Entwässerungs-, Werk- und Statikpläne lesen können und diese auch praktisch umsetzen."
Auf Familie eingehen
Wichtig sei aber nicht nur die Ausbildung, sondern auch eine familienfreundliche Unternehmenskultur. "Rückhalt in der Firma und individuelle Arbeitszeiten erleichtern die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Individuell bedeutet dabei, auf jeden einzelnen Mitarbeiter einzugehen." Wie aber kann auf die persönliche Situation der Mitarbeiter eingegangen werden, wenn Baustellen den Takt vorgeben?
"Die Firmenleitung ist ständig bemüht, aufgeschlossen gegenüber Themen der Familienfreundlichkeit zu sein und informiert sich fortwährend über neue mögliche Maßnahmen", versichert Michaela Reger, die ihren Ehemann hierbei unterstützt. In der Verwaltung gebe es längst die Möglichkeit des Home-Office und verschiedene Arbeitszeitmodelle. Auch auf den Baustellen werde das Machbare getan, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu erleichtern. "Wochenendarbeit wird bei uns vermieden, die Baustelleneinteilung mit den Mitarbeitern besprochen." Die Mitarbeiter erstellen ihre Dienst- und Urlaubspläne eigenverantwortlich, lediglich der zweiwöchige Betriebsurlaub sei fix. Und: In der betrieblichen Ausbildung werden Mitarbeiterkinder vorrangig berücksichtigt.
Persönliche Probleme können direkt mit dem Chef besprochen werden: "Ich habe immer ein offenes Ohr für die Anliegen meiner Mitarbeiter und setze mich für sie ein", erklärt der Unternehmer. Das gehe schon einmal soweit, dass bei der plötzlichen Erkrankung eines Kindes oder einer akuten Notsituation eines pflegebedürftigen Angehörigen, der Mitarbeiter frei bekomme.
Wichtig ist für Familien wirtschaftliche Sicherheit, in den Wintermonaten erfolge daher keine Freistellung. Die Geburt eines Kindes werde mit Gutscheinen honoriert, Väter werden ermuntert, Elternzeit in Anspruch zu nehmen. Deshalb finde Reger gerade bei jungen Familienvätern starken Zuspruch. Das Unternehmen organisiert Sommernachtsfeste, zu denen die Partner eingeladen werden, Kirchweih-Essen und Weihnachtsfeiern. "Familienfreundlichkeit kann also in einem Bauunternehmen durchaus gelebt werden, wenn die Firmenleitung diesen Themen gegenüber sensibel ist."
Auch Work-Life-Balance ist Thema in Vohenstrauß: Derzeit baut der Unternehmer auf dem Firmengelände ein Fitness-Studio für seine Mitarbeiter. Und Offenheit gegenüber anderen Kulturen gehört ebenfalls dazu: Gute Erfahrungen machte Josef Reger mit zwei Flüchtlingen. Einer kommt aus Afrika und einer aus dem Irak. "Mit beiden Männern bin ich sehr zufrieden", so Reger. Es geht also auch mehrsprachig zu auf den Reger-Baustellen.
Auf Wachstumskurs
Im Jahr 1998 gründete Josef Reger sein Unternehmen. Heute sind es über 135 Mitarbeiter und aktuell 8 Auszubildende, die im Betrieb beschäftigt sind. Schwerpunkte sind die schlüsselfertige Errichtung von Wohnhäusern in Massivbauweise sowie der Bau von schlüsselfertigen gewerblichen Objekten und Industrie- und Hallenbauten. Sanierungen und viele Einzelgewerke des Bauhandwerks zählen ebenso zum Portfolio des Unternehmens wie der Handel mit hochwertigen Baustoffen.














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