Vohenstrauß
18.09.2019 - 14:40 Uhr

Neurologe Dr. Martin Brand zu Demenz: "Es kann jeden treffen"

Zur Entstehung und Behandlung von Demenz referierte der Weidener Neurologe Dr. Martin Brand im katholischen Pfarrheim in Vohenstrauß. Sein Vortrag fand im Rahmen der ersten Bayerischen Demenzwoche statt.

Dr. Martin Brand, Neurologe in Weiden, sprach am Dienstag in Vohenstrauß im Rahmen der Bayerischen Demenzwoche vor rund 40 Zuhörern über die Entstehung und Behandlung von Demenz. Bild: jak
Dr. Martin Brand, Neurologe in Weiden, sprach am Dienstag in Vohenstrauß im Rahmen der Bayerischen Demenzwoche vor rund 40 Zuhörern über die Entstehung und Behandlung von Demenz.

Der Neurologe nannte am Dienstag vor rund 40 Zuhörern einige Risikofaktoren für Demenz. Demnach gelten neben einem höheren Alter Diabetes, Bluthochdruck, Schlaganfälle, hohe Cholesterinwerte und Down-Syndrom dazu. In einem Lebensalter von 65 bis 69 Jahren sei jeder 100. Mensch dement, ab 90 Jahre sei es jeder dritte.

Wesensveränderungen bei Betroffenen führten oft zu sozialer Isolation und seien eine Herausforderung für die betreuenden Personen. Diese sehen sich beispielsweise mit aggressiven Durchbrüchen, nächtlicher Aktivität oder Orientierungsstörungen der dementen Person konfrontiert. Für das Erkennen von Demenz sei es wichtig, die Angehörigen zu hören. Bei der Anamnese müsse berücksichtigt werden, wie die Wohnung aussieht, wie es um die Körperhygiene steht, wie der Haushalt geführt wird. Der Betroffene selbst neige zur Bagatellisierung.

Martin Brand stellte Tests vor, mit denen eine Demenz nachgewiesen oder ausgeschlossen werden kann. Er favorisiert den „Mini Mental Status Test“ (MMST). Dabei werden unter anderem Fragen zur zeitlichen und örtlichen Orientierung gestellt, Merkfähigkeit und Aufmerksamkeit getestet, Rechen-, Schreib- und Malaufgaben gelöst. Vom sogenannten Demtect-Test, der zugelassen sei und von vielen Hausärzten durchgeführt werde, riet der Neurologe ab. Das Ergebnis hänge zu sehr von Bildung und Konzentration der getesteten Person ab. Eine EEG-Untersuchung sei nicht geeignet, Demenz festzustellen oder auszuschließen.

Bei Verhaltensauffälligkeiten, Eigen- oder Fremdgefährdung sei eine medikamentöse Therapie unumgänglich. Ergotherapie könne helfen, Alltagskompetenzen wie Einkaufen und Kochen aufrecht zu erhalten. Außerdem sollten pflegende Personen auf einen gleichen Tagesrhythmus achten und dafür sorgen, dass der Betroffene viel trinkt: „Das macht sich kognitiv sofort bemerkbar.“

„Dringend notwendig“ sei die Entlastung der Pflegenden durch eine ambulante Pflege, Kurzzeitpflege oder den Besuch von Selbsthilfegruppen. Brand sprach von einem „25-Stunden-Job“. Er empfahl Pflegekräfte, die mit den Patienten und Angehörigen zusammen wohnen und meist aus Osteuropa kommen. „Das sind sehr gut ausgebildete Pflegekräfte mit viel Erfahrung bei Demenzerkrankungen, und sie vertragen sich sehr gut mit dem Oberpfälzer Charme.“ Allerdings seien sie sehr teuer und brauchen eigenen Rückzugsraum innerhalb der Wohnung. Weil eine Demenz voranschreite, sei früher oder später eine Unterbringung im Heim angebracht. Nach vorbeugenden Maßnahmen gefragt, sagte Brand: „Es gibt wahrscheinlich keine. Es kann jeden treffen.“ Geistige und körperliche Aktivität sei jedoch hilfreich.

Bei der Anamnese sei es wichtig, neben dem Betroffenen auch die pflegenden Angehörigen zu hören, um die Situation bewerten zu können, so Neurologe Dr. Martin Brand aus Weiden. Bild: jak
Bei der Anamnese sei es wichtig, neben dem Betroffenen auch die pflegenden Angehörigen zu hören, um die Situation bewerten zu können, so Neurologe Dr. Martin Brand aus Weiden.
Info:

Vortrag zu Pflegeleistungen bei Demenz

Der letzte Vortrag im Rahmen der Bayerischen Demenzwoche (13. bis 22. September) in Vohenstrauß findet am heutigen Donnerstag um 14 Uhr im katholischen Pfarrheim, Pestalozzistraße 6, statt. Ab 14 Uhr referiert AOK-Pflegeberaterin Gerti Späth auf Einladung des Gesundheitsamts Neustadt/Weiden zum Thema "Pflegeleistungen zur Unterstützung bei Demenz". Die Teilnahme ist kostenlos. Um Anmeldung wird gebeten unter 09602/79-6010 oder per E-Mail an gesundheitsamt[at]neustadt[dot]de.

 
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