Vohenstrauß
13.03.2020 - 09:44 Uhr

Operette funktioniert auch ohne Tenor

Einen unterhaltsamen Operettenabend erlebt das Vohenstraußer Publikum mit Sopranistin Tamara-Raphaela Hirschmann und Pianist Peter Pollinger. Es gibt nur ein Manko: Es fehlt der Tenor.

Das Publikum bedankt sich bei den Ausführenden Tamara-Raphaela Hirschmann (Sopran und Konzept) und Peter Pollinger (Klavier und Texte). Bild: exb
Das Publikum bedankt sich bei den Ausführenden Tamara-Raphaela Hirschmann (Sopran und Konzept) und Peter Pollinger (Klavier und Texte).

Das Szenario im Rathaussaal hätte sich auch als Stoff für eine abendfüllende Operette geeignet. Denn, ob "Die Fledermaus", "Der Vetter aus Dingsda", "Maske in Blau", "Die lustige Witwe" oder "Der Vogelhändler", allen gemein ist innige Liaison zwischen Liebe und Musik. Aber eben nur "hätte", wie Peter Pollinger als Conférencier des Operettenabends und Klavierbegleiter von Sopranistin Tamara-Raphaela Hirschmann mehrmals betonte. Wäre den beiden nicht kürzlich der Tenor abhanden gekommen.

Das Bedauern über den fehlenden Tenor geriet sehr bald zur Randnotiz, spätestens als sich Tamara-Raphaela Hirschmann als die temperamentvolle und stimmumfänglich perfekte Nachfolgerin des Kellners Leopold "Im weißen Rößl" präsentierte. Denn nicht nur "im Salzkammergut kann man gut lustig sein!" Angesichts der schwungvollen Interpretation fehlte den Kavalieren im Publikum wohl weniger der Mut, denn das Florale, um der anschließenden Aufforderung "Schenkt man sich Rosen in Tirol" nachzukommen. Drei junge "Verehrer" hielt es dann aber dennoch nicht mehr auf den Stühlen, zumal die ihnen scheinbar wohlbekannte "Julischka aus Budapest" allesamt mit unwiderstehlicher Art und feurigem Wesen begeisterte.

Mit der Arie "Kommt ein schlanker Bursch gegangen" aus "Der Freischütz" wechselte das Programm zwar kurz ins Opernfach, blieb aber dem Thema "Liebe" treu. Die aber hatte Tamara-Raphaela Hirschmann aus tiefster Seele spür- und in höchsten Tönen hörbar an die Operette verloren: "Du sollst der Kaiser meiner Seele sein!" Ein Bekenntnis, das sie mit einer der eingehendsten Kompositionen, dem "Lied vom Waldmägdelein", besser bekannt als "Vilja-Lied", eindrucksvoll betonte.

Derart emotional vorgetragen, konnte ein nochmaliges Werben um den ersehnten Tenor doch nicht länger unerhört bleiben. Und siehe da, wie zufällig kam tatsächlich mit einem der anwesenden Herren aus dem Publikum ein Duett zustande: "Lippen schweigen." Aber mehr als kleine gegenseitige Avancen "Ich hab ein Diwanpüppchen, süß und herzig wie du" gönnte das Programm der kurzen Bühnenromanze leider nicht, schon hieß es für die beiden, "Reich mir zum Abschied noch einmal die Hände". "Gefällt er dir?", wollte Peter Pollinger von seiner Sopranistin wissen, als diese den sympathischen Tenor wieder verabschiedet hatte. Auf ihr "Ja!" hin, versprach er, "dann besorg ich dir seine Telefonnummer".

Angesichts dessen hätte die weitere Liedauswahl zum guten Schluss kaum einfühlsamer sein können. Mit "Liebe, du Himmel auf Erden" und "Meine Lippen, die küssen so heiß" erreichte eine amüsante und kurzweilige Reise in die Welt der Operette ihr Finale. Das Publikum bedankte sich bei den Ausführenden Tamara-Raphaela Hirschmann Peter Pollinger sowie den Gästen Johannes Irlbacher, Tobias Schäffler, Gerhard Huber und Holger Popp als Spontan-Tenor, mit langanhaltendem Beifall und Standing Ovations.

 
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