Unübersehbar war die Zuhörerschar im Orgelkonzert am Sonntag in der Vohenstraußer Stadtpfarrkirche, dessen Erlös der Aktion „Lichtblicke“ zu Gute kam.
Es ist schon erstaunlich, welchen Strauß höchst anspruchsvoller Werke sich die beiden erst siebzehnjährigen Organisten vorgenommen hatten. Eine Reihe großer Werke aus der Feder bekannter Komponisten von Bach bis Rutter, ein Programm ohne Netz und doppelten Boden. Selbst die komplette Konzertorganisation bewältigten die Newcomer in Eigenregie.
Nicht nur das gleiche Alter, sondern auch die unverkennbar tiefe Beziehung zu Orgel und Orgelmusik verbindet die beiden Jugendlichen. Beide dürfen sich „Jungstudent an der Hochschule für katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik“ nennen, beide haben die D- und C-Prüfungen in Regensburg absolviert.
Überzeugender Mendelssohn
David Kirschsieper begann seine musikalische Karriere mit Klavierunterricht bereits im Alter von 10 Jahren. Örtliche und überörtliche Lehrer vermittelten ihm das nötige musikalische Rüstzeug. Er steht im Augustinus-Gymnasium Weiden in der 12. Jahrgangsstufe und ist als Organist und Chorleiter in seinem Heimatort Pleystein präsent.
Klangvoll eröffnete er das Konzert mit Johann Sebastian Bachs Präludium und Fuge C-Dur BWV 545 in klarer Artikulation und Struktur. Drei Charakterstücke von Dubois nutzte er höchst einfühlsam und geschickt, um den Farbenreichtum der im Jahr 2000 geweihten Kubak-Orgel zu präsentieren. Bei Mendelssohn-Bartholdys Sonate in c-Moll fühlte sich das 38 Register große Instrument mit seinem eher deutsch-romantisch gefärbten Klangkonzept hörbar am wohlsten. Kirschsieper gelang es überzeugend, den Gesamtbogen der vier kompositorisch sehr unterschiedlich angelegten Einzelsätze musikalisch und spieltechnisch zu gestalten.
Flinke Finger, Spielfreude und eine sichere Spieltechnik erfordern die beiden Toccaten von Bélier und Rutter – Kirschsieper hat das alles und auch noch den nötigen Schwung dazu.
Sportliches Guilmant-Finale
Markus Mathy widmet sich dem Klavierspiel bereits seit seinem 6. Lebensjahr und stieg erst 2015 in die Organistenszene ein. Auch er profitierte von dem Netzwerk fähiger Orgellehrerinnen und -lehrer in unserer Region. Aktuell bereitet er sich in der 12. Klasse im musischen Zweig des Neustädter Gymnasiums auf das Abitur vor (mit Additum im Hauptfach Orgel). Als Organist ist er in Waidhaus und Etzgersrieth aktiv.
Markus Mathy wählte das wohl bekannteste Orgelwerk von Bach für seinen Einstieg: Toccata und Fuge d-Moll BWV 565. Gezielt aufgebaute Spannung sowie ein sehr flottes und gut durchgehaltenes Tempo beeindruckten die aufmerksam lauschenden Zuhörer. Als klangliche Ruhepunkte hatte er das Prière von Boëlmann und „Le Banquet céleste“ von Messiaen ausgewählt, die das plenumgesättigte Gesamtprogramm angenehm gliederten.
Es gehört schon eine gute Portion Mut dazu, sich in diesem Alter das „Carillon de Westminster“ vorzunehmen, aber wer wagt gewinnt. Alles auf eine Karte setzte Mathy im Finale aus der 1. Orgelsonate von Alexandre Guilmant. Schon die Tempowahl war höchst sportlich, wurde aber scheinbar mühelos bewältigt.
Geschickte Klangregie
Eine besondere Erwähnung verdient die klangliche Umsetzung der verschiedenen Kompositionen durch beide Organisten. Geschickt passten sie die klanglichen Erfordernisse der jeweiligen Werke dem Klangkonzept der Vohenstraußer Orgel an und fanden individuelle und überzeugende Registrierlösungen, die sicher und ohne klangliche Brüche im Laufe des Konzertes abgerufen wurden. Dynamikbedingt wurde im Laufe des Konzertes wohl kaum eine der rund 2.200 Pfeifen ausgelassen.
Zum Abschluss setzten sich beide Organisten gemeinsam auf die Orgelbank und präsentierten mit vier Händen und vier Füßen in gelungener Harmonie zwei Sätze aus dem Stimmungsbild „Ein ländliches Hochzeitsfest“ des eher unbekannten Komponisten Franz Berwald. Der anschließende Beifallssturm mit Standing Ovations war mehr als verdient und motiviert sicherlich dazu, bald wieder gemeinsam gute Orgelmusik so überzeugend zu präsentieren.
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