Kaum ist die neue Pfarrerin Carmen Riebl im Amt, steht sie bereits wegen der umfassenden Sanierung des Daches der evangelischen Kirche in engen Gesprächen mit den Juretzka-Architekten aus Weiden. Veranschlagt mit über 1,1 Millionen Euro, ist es ein Projekt, das der evangelischen Kirchengemeinde allerhöchste Anstrengungen abverlangen wird.
Bereits Mitte Mai sollen die Arbeiten am maroden Dach der evangelischen Kirche beginnen. Aus diesem Grund traf sich die Pfarrerin bereits zwei Tage nach ihrer Amtseinführung, am letzten Tag seiner Vakanz-Amtszeit unterstützt von Pfarrer Georg Hartlehnert, mit Diplom-Ingenieurin Melanie Danhof von den Juretzka-Architekten aus Weiden, Ulrike Weich von der Evangelisch-Lutherischen Verwaltungsstelle Sulzbach-Rosenberg/Weiden und Ingeborg Roßmann von der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Neustadt/WN.
Suche nach Fledermäusen
Vor Baubeginn wollten die Verantwortlichen unbedingt abklären, ob sich Fledermäuse im Gebälk des Kirchenschiffes befinden. Denn Fledermäuse, meist die Kleine Hufeisennase, lassen sich allzu gerne auf unbewohnten Dachböden nieder oder suchen dort Zuflucht.
Fledermäuse seien so zu regelmäßigen Kirchengästen geworden, weiß Danhof, die den Besuch anstieß, um keine unliebsamen Überraschungen nach Baubeginn zu erleben. Gerade ab Mai beginne die Brutzeit in sogenannten Wochenstubenquartieren, merkte Roßmann an. Sie nahm deshalb mit einer hellen Stirnlampe auf dem Kopf das gesamte Gebälk des Kirchenschiffes akribisch in Augenschein.
Im Vorfeld hatte bereits Uli Münchmeier, stellvertretender Vertrauensmann des Kirchenvorstands, den Dachboden nach dem Kot der Tiere abgesucht. Wie Münchmeier konnte aber auch die Expertin von der Unteren Naturschutzbehörde keine Spuren der kleinen fliegenden Säugetiere entdecken.
Für die Kirchengemeinde bedeutet das, wie geplant mit der Sanierung und Baumaßnahme beginnen zu können. Danhof spricht eventuell vom Einbau sogenannter Lüfterziegel im Dach, die später Fledermäusen den Einschlupf ermöglichen können.
Schutzdach wird aufgebaut
Zur Ausführung der Arbeiten wird die Kirche außen eingerüstet und ein Schutzdach über dem gesamten Kirchendach erstellt, das zum einen den Innenraum schützt und zum anderen die aufwendige zimmermannsmäßige und denkmalschutzgerechte Sanierung des Dachstuhls ermöglicht. Nach dem Abdecken des Kirchendaches, dem Ausbau der Deckenschalung und dem Ausräumen des vorhandenen Schutts im Bereich des Dachstuhles und der Gewölbe wird der Dachstuhl inklusive der Deckenkonstruktion saniert.
Unter anderem sollen schadhafte Hölzer abgestemmt und durch querschnittsgleiche Neuhölzer ersetzt werden. Die Chorbinder werden zu Hängesprengwerken ausgebildet und die Binderzerrbalken mit Laschen verstärkt, erklärte Danhof. Die Dachgesimse, die im Zuge der Sanierungsarbeiten rückgebaut werden müssen, werden wieder neu erstellt. Außerdem soll die Beleuchtung im Dachbereich eine Optimierung erhalten.
Nach Fertigstellung der statischen Sanierung des Dachstuhles und der Deckenkonstruktion werden die Decken wieder verschlossen sowie das Kirchendach mit einer neuen Schalung als zusätzliches aussteifendes Element versehen. Das Dach wird mit naturroten Kirchenbibern als Doppeldeckung neu eingedeckt. Anschlussbauteile wie Regenrinnen, diverse Einblechungen und auch der notwendige Blitzschutz werden in diesem Zusammenhang im Dachbereich neu erstellt.
Im Innenbereich wird die Kirche ebenfalls eingerüstet: Zum einen um die Arbeiten am Chorgewölbe mit der entkoppelten Putzdecke durchzuführen und zum anderen als Sicherungsgerüst für die Arbeiten an den Deckenbalken und Gewölben. Der Hauptkirchenraum sei jedoch weiterhin für Gottesdienste nutzbar, da der Chorbereich räumlich mit einem Folienverbau abgetrennt werde, sagte Danhof. Für die Ertüchtigung des Chorgewölbes wird, in Anlehnung an frühere Maßnahmen im Hauptschiff, ein Putzträger aus Edelstahl auf die Gewölbeflächen aufgebracht, das Gewölbe mit Kalkputz neu verputzt und in Anlehnung an den Bestand neu gefasst.
Anfänge wohl im 13. Jahrhundert
Das Gotteshaus als Raum und Gebäude ist seit Jahrhunderten Begleiter in guten und in schlechten Tagen. Bei Feuer abgebrannt bis auf die Grundmauern, geplündert in Kriegen, bei Stürmen beschädigt, in Mitleidenschaft gezogen durch Beschuss zum Ende des Zweiten Weltkriegs, haben viele Ereignisse der Kirche zugesetzt. Und doch wurde sie immer wieder aufgebaut, restauriert, erweitert und umgebaut: Die Kirche ist immer noch Zufluchtsort für viele Menschen, ein Ort des Trostes, der Trauer und der Hoffnung.
Die Opfer, die frühere Generationen für den Erhalt, Umbau oder Wiederaufbau des Gotteshauses erbrachten, waren oft gewaltig – vor allem, wenn man bedenkt, was der Bevölkerung damals an Vermögen und Besitz zur Verfügung stand.
Die Ursprünge der Kirche an diesem Standort, mitten am Marktplatz, gehen wohl schon in die Anfänge des 13. Jahrhunderts zurück, also in die Zeit der Gründung des Marktes Vohenstrauß. Das Gotteshaus mit seinem Kirchturm war Treff- und Mittelpunkt der Ortschaft.
Die Türmer, die im Turmstüberl des Kirchturmes wohnten, waren Garant für die Sicherheit der Bevölkerung: Sie warnten mit dem Geläut der Glocken vor Feuer und anrückenden Feinden. Durch den Ruf der Glocken zum Morgen-, Mittag- und Abendgebet sowie mit dem Stundengeläut sorgten sie außerdem für einen geregelten Tagesablauf.
Die Reformation und Gegenreformation oder die gemeinsame Nutzung durch beide Konfessionen als Simultankirche haben die Menschen wie die Kirche vor Ort mitgeprägt. Jetzt sollten die Kirchenmitglieder auch in diesen schwierigen Zeiten ihre Kirche nicht im Stich lassen und die Sanierungsmaßnahme wohlwollend begleiten, so die große Bitte der Verantwortlichen.
Spendenaktion
Natürlich braucht diese fordernde Maßnahme jede noch so kleine oder große finanzielle Unterstützung. Spenden können jederzeit getätigt werden, zum Beispiel durch Überweisung auf das Spendenkonto bei der Sparkasse Vohenstrauß, IBAN DE 45 7535 1960 0570 1012 20, mit dem Spendenvermerk „Sanierung Evangelische Stadtkirche“.
Für jede Spende über 100 Euro wird ein Dachziegel mit dem Namen des Spenders versehen, bevor er auf den Spenden-Dachstuhl im Eingangsbereich der Kirche kommt. Die Verantwortlichen des Kirchenvorstands bedanken sich zusammen mit der Pfarrerin schon jetzt für alle Unterstützung.
Evangelische Kirche
- Bis 1928 Simultankirche
- 1839 letztmals abgebrannt
- 1842 bis 1845 unter Verwendung des gotischen Ostchores auf Mauerresten wieder aufgebaut und nach Westen um ein Joch verlängert
- 1846 konsekriert

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