Vohenstrauß
25.09.2019 - 11:52 Uhr

Umwandlung in ein Gesundheitszentrum könnte Schließung abwenden

Bürgermeister Andreas Wutzlhofer gibt bei den Bürgerversammlungen Ergebnisse eines Gutachtens über die Vohenstraußer Klinik preis, die nichts Gutes verheißen. Scheuklappen müssen schnellstens abgelegt werden, sonst droht Schließung.

Die Zukunft des Vohenstraußer Krankenhauses steht mehr denn je auf dem Spiel. Ein IGZ könnte die Lösung sein, meint zumindest Bürgermeister Andreas Wutzlhofer. Ob es das Zauberwort ist, muss sich zeigen. Bild: dob
Die Zukunft des Vohenstraußer Krankenhauses steht mehr denn je auf dem Spiel. Ein IGZ könnte die Lösung sein, meint zumindest Bürgermeister Andreas Wutzlhofer. Ob es das Zauberwort ist, muss sich zeigen.

Wie geht es mit dem Krankenhaus in der Pfalzgrafenstadt weiter? Das beschäftigt viele Menschen in der Region. Meldungen wie "50 Millionen Euro für die Kliniken AG", "Eklat um Finanzspritze für Kliniken AG" oder "Kliniken AG: Stabilität schaffen" führten der Bevölkerung die prekäre finanzielle Situation der Kliniken AG für das Vohenstraußer Haus vor Augen.

Fakt sei, sagte Bürgermeister Andreas Wutzlhofer bei den Bürgerversammlungen, dass der Aufsichtsrat den Vorstand aufforderte, jegliches Einsparpotential in allen Häusern zu ermitteln. "Obwohl unser Krankenhaus für die Bevölkerung nach wie vor einen wertvollen Beitrag für die medizinische Versorgung mit niedrigem Schweregrad leistet, befürchte ich, dass aufgrund des Fachärztemangels und der Abhängigkeit von nur zwei Belegärzten die medizinische Versorgung jedoch gefährdet ist", führte Wutzlhofer aus, dem das Krankenhaus in vergangener Zeit viel Kopfzerbrechen bereitete.

Aussagen, er würde sich zu wenig um den Erhalt der Klinik einsetzen, weise er auf das Schärfste zurück. Sehr dankbar sei er Landrat Andreas Meier, der im Aufsichtsrat ein klares Bekenntnis für Vohenstrauß abgab. Der Landkreischef stellte fest, dass in Zeiten, in denen man seitens des Landkreises Tirschenreuth und der Stadt Weiden sowie vom Landkreis Neustadt/WN ein stärkeres finanzielles Engagement einfordere, eine Schließung des Krankenhauses in Vohenstrauß eine "Rote Linie" darstelle. Gleichermaßen forderte der Landrat jedoch auf - und da sei Wutzlhofer seiner Meinung - zukunftsfähige Lösungen zu entwickeln und auch umzusetzen, wie man eine medizinische Versorgung vor Ort dauerhaft gewährleisten könne.

Im Rahmen der Zukunftssicherung für Vohenstrauß sei es unbedingt erforderlich, dass der Landkreis Bereitschaft zeige, sich weiter zu beteiligen, sagte der Bürgermeister. In vielen Gesprächen mit dem Vorstand der Kliniken AG, Josef Götz und dem Landrat als Aufsichtsratsmitglied in der AG als auch mit Belegarzt Dr. Sinisa Markovic wurden bereits unterschiedliche Nachfolgealternativen diskutiert. Unter anderem auch im Bereich der Telemedizin oder über ein Intersektorales Gesundheitszentrum, kurz IGZ, in Ergänzung mit der Versorgung in der Kurzzeitpflege.

Ein IGZ bietet Chancen für den Erhalt der medizinischen Versorgung in diesem Haus.

Bürgermeister Andreas Wutzlhofer

Bürgermeister Andreas Wutzlhofer

Die Zukunft des Vohenstraußer Krankenhauses steht mehr denn je auf dem Spiel. Ein IGZ könnte die Lösung sein, meint zumindest Bürgermeister Andreas Wutzlhofer. Ob es das Zauberwort ist, muss sich zeigen. Bild: dob
Die Zukunft des Vohenstraußer Krankenhauses steht mehr denn je auf dem Spiel. Ein IGZ könnte die Lösung sein, meint zumindest Bürgermeister Andreas Wutzlhofer. Ob es das Zauberwort ist, muss sich zeigen.

Ergebnis vernichtend

Erst in der vergangenen Woche erhielt Wutzlhofer ein von der Kliniken Nordoberpfalz in Auftrag gegebenes Gutachten der Firma Oberender, die in der Managementberatung im Gesundheitswesen aktiv ist. Das Ergebnis sei vernichtend. Darin heißt es: Der Standort Vohenstrauß sieht sich seit Jahren sinkenden Leistungszahlen gegenübergestellt und spielt inzwischen in der stationären Versorgung nur noch eine untergeordnete Rolle. Die meisten der Patienten entsprechen einem Spektrum einer Pflegeeinrichtung.

Aktuell ist das Defizit gemessen an den behandelten Patienten deutlich zu hoch. 2018 brachte jeder vollstationäre Fall rund 560 Euro Verlust. Der Rückgang der Patienten in den Jahren von 2016 auf 2018 von 1375 auf 1184 sei belegt. 1184 vollstationäre Patienten mit 560 Euro Verlust multipliziert, ergebe 663 000 Euro Defizit, rechnete der Bürgermeister vor. "Eine Weiterführung der vollstationären Versorgung am Standort Vohenstrauß kann deshalb nicht empfohlen werden", heißt es in diesem Gutachten. "Ein IGZ bietet Chancen für den Erhalt der medizinischen Versorgung", warb der Bürgermeister für eine Umwandlung. Man müsse die Scheuklappen ablegen, denn ein "Weiter so" kann es nicht geben.

Wutzlhofer forderte zum Perspektivwechsel auf, ansonsten werde die Tür abgesperrt, ließ er keine Zweifel offen. Beim IGZ handle es sich zudem um einen bayern- und sogar deutschlandweiten Modellversuch. "Ein IGZ wird es nur dreimal in Bayern geben, eines wäre dann in Vohenstrauß", pries das Stadtoberhaupt die neue Klinikform an. "Die Zimmer werden zu Einbettzimmern mit Nasszelle umgebaut." Trotz steigender Verweildauer von 7,15 auf 8,04 Tage pro Patient (Vorgabe wären 6,06 Tage) sind die Belegungstage und die Auslastung zurückgegangen. "Ein Weiterbetrieb des stationären Angebots ist angesichts der Kennzahlen nicht mehr vertretbar", hieß es weiter, auch im Hinblick auf Ärztemangel und Sanierungsstau am Standort. Selbst der Versuch, durch eingesetzte Headhunter gute Ärzte an Land zu ziehen, habe keinen Erfolg gebracht.

Erweiterte Ambulanz

Wutzlhofer führte auch die Personalzahlen vor Augen: "Derzeit sind im Krankenhaus (aufgerechnet mit Teilzeitkräften) 17,7 Vollzeitkräfte beschäftigt und nach der Umwandlung in ein IGZ würden 12 Vollzeitkräfte plus zusätzliches Personal für die Kurzzeitpflege berechnet." Das IGZ sichere die regionale Grundversorgung mit allgemeinärztlichen und internistischen Angeboten, was eine "erweiterte ambulante Versorgung" darstellen würde. "Man versteht darunter eine bettenführende Einheit zur medizinischen und pflegerischen Versorgung."

Das IGZ biete die Möglichkeit, Patienten ohne stationäre Indikation weiterhin wohnortnah zu versorgen. Aufgrund des Kostendrucks und der Gefahr einer Insolvenz der AG oder deren Verkauf, zum Beispiel an Asklepios, oder die Rosinenpickerei mit Schließung der kleinen Häuser, sehe der Bürgermeister die Zukunft des Standorts Vohenstrauß nur in Form des IGZ mit angeschlossener Kurzzeitpflege. "Dass man hier auf einem guten Weg wäre, wurde erst kürzlich am 10. September bei einem Termin im Ministerium für Gesundheit und Pflege bestätigt, denn sowohl Ministerium, die Kassenärztliche Vereinigung Bayern (KVB) und die Krankenkassen könnten sich diese Umstrukturierung vorstellen", fasste das Stadtoberhaupt zusammen.

Bürgermeister Andreas Wutzlhofer Bild: dob
Bürgermeister Andreas Wutzlhofer
 
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