Vohenstrauß war einst Mittelpunkt der "Verbotenen Straße"

Vohenstrauß
21.12.2022 - 09:36 Uhr
OnetzPlus

Der Heimatforscher Rainer Christoph aus Weiden begibt sich in seinem neuen Buch "Die ,Verbotene Straße' von Hirschau nach Kladruby“ auf eine spannende Reise durch unsere Heimat. Die Stadt Vohenstrauß steht dabei im Fokus.

Vohendreze, Vohendraz oder auch Vohendraetz hieß damals im Mittelalter die Ansiedlung, durch welche die vielbefahrene „Verbotene Straße“ führte. Kein Wunder, wenn nicht viele Vohenstraußer mit der Bezeichnung „Verbotene Straße“ etwas anfangen können, denn es gab bisher kein einziges Buch darüber. Diesen Mangel hat nun Rainer Christoph aus Weiden, Heimatforscher und Autor mehrerer Bücher, behoben und das erste Buch mit dem Titel "Die ,Verbotene Straße' von Hirschau nach Kladruby“ geschrieben.

Da Vohenstrauß der Mittelpunkt dieser Verbotenen Straße war, stellte Rainer Christoph sein neues Buch dem Landrat von Neustadt/WN, Andreas Meier, vor. Als Landrat war ihm die Bezeichnung „Verbotene Straße“ ein Begriff, jedoch war er überrascht, dass diese gleich 40 Kilometer durch den Landkreis ging. Mit großem Interesse folgte er einigen Geschichten aus dem Buch, die der Autor durch viel Recherchearbeit interessant und kurzweilig beschrieben hat.

Vor allem der Streit zwischen den Pleysteinern und den Vohenstraußern vor vielen hundert Jahren war selbst für damalige Zeiten ein Kuriosum und landete vor Gericht. Mehrfach rissen nämlich die Pleysteiner die Straßen auf, mal um die Durchfahrt zu verhindern, mal um Zolleinnahmen zu erhalten. Viele Geschichten, Sehenswürdigkeiten und Besonderheiten ranken sich in dem Buch um die Bewohner und ihren Glauben, über die Historie der Städte, Dörfer und Weiler entlang der Straße.

Der Begriff „Verbotene Straße“, so erläuterte der Autor, geht auf den Altstraßenforscher Anton Dollacker zurück. Für das Verbot, die Straße zu befahren, ist Kaiser Karl IV. verantwortlich. Dieser erwarb um 1353 durch Hochzeit, Kauf und Tausch Ländereien (Neuböhmen mit der Hauptstadt Sulzbach), die bis vor die Tore Nürnbergs (Erlenstegen) gingen. Nun konnte er sicher in eigenen Landen von Nürnberg nach Prag reisen. Die ehemals vielbefahrene Handelsstraße nach Prag war zwar kürzer, ging aber durch das Gebiet der Grafen von Leuchtenberg und gehörte nicht zu seinen Ländereien. Daher verbot er sie, nicht zuletzt, um die Zolleinnahmen auch für sich zu bekommen.

Die „Verbotenen Straße" beginnt in Hirschau, führt nach Schnaittenbach, Wernberg, Leuchtenberg, Vohenstrauß, Pleystein und an den Grenzübergang Waidhaus. Von dort geht es weiter nach Rozvadov, Primda, Bor und mündet vor Kladruby wieder in die Goldene Straße ein. Sie ist knapp 100 Kilometer lang und verläuft teilweise auf der Bundesstraße 14, auch parallel zur neuen Autobahn Via Carolina. Vohenstrauß selbst ist die größte Stadt und liegt ziemlich genau in der Mitte.

Vorher und auch später, nachdem das Verbot in Vergessenheit geraten ist, nutzten viele berühmte Persönlichkeiten diese kürzere Verbindung nach Prag. Unter ihnen waren Kaiser Karl V (1523), Kaiser Ferdinand I (1558), Kaiser Maximilian II (1562) und viele Kardinäle und Bischöfe. Wertvolle Waren und sogar die Reichskleinodien wurden auf ihr transportiert und alle zogen durch Schnaittenbach. Das Buch beschreibt nicht nur die Strecke, es gibt auch Einblicke in das schwierige Leben der Menschen damals. Auch von Mord und Totschlag, von König Wenzels Saufgelagen, von ansässigen Adelsgeschlechtern, von Klöstern, Schlössern und Burgen erzählt das Buch.

Fazit des Buches ist, dass die „Verbotene Straße“ gleichwertig zur „Goldenen Straße“ sei. „Auf beiden Wegen wurden Waren und Ideen befördert. Beide Wege stärkten in Zeiten des Friedens die Orte. In Zeiten von Kriegen brachen Not und Tod aus“, wie der Autor selbst im Schlusswort schreibt. Gegenüber der "Goldenen Straße“ stellte die „Verbotene Straße“ bisher immer ein literarisches Schattendasein dar, da bisher kein Buch über sie erschienen war. Landrat Meier gratulierte dem Autor zu dem Buch, beklagte sich aber auch, dass der Geschichtsunterricht an den Schulen die heimatkundliche Historie immer stärker zurückdränge. Auch dazu hat Rainer Christoph mit seinem Buch Unterstützung angeboten.

Das Buch ist in den örtlichen Buchhandlungen zum Preis von 23,50 Euro erhältlich und kann auch per E-Mail an rjchristoph[at]t-online[dot]de bezogen werden (plus Porto).

OnetzPlus
Schnaittenbach14.12.2022
Hintergrund:

Reisende auf der Verbotenen und Goldenen Straße

  • 1124 Bischof Otto von Bamberg, Missionsreise nach Pommern über Prag
  • 1346 Kaiser Karl IV. reist nach seiner Krönung in Bonn zurück nach Prag.
  • 1350 Reichskleinodien (Krone, Zepter, Reichsapfel, Schwert, Krönungsornat) wurden auf Befehl von Karl IV. in geheimer Mission auf einem Wagen versteckt und von der Burg Karlstein nach Nürnberg gebracht.
  • 1558 Kaiser Ferdinand I. reist nach Frankfurt.
  • 1562 Kaiser Maximilian II. fährt von Prag kommend nach Frankfurt.
  • 1612 Böhmenkönig Matthias reist aus Prag zur Kaiserkrönung nach Frankfurt mit mehr als 600 Personen, sogar Elefanten sollen dabei gewesen und durch Schnaittenbach gezogen sein.
  • 1658 Leopold I., König von Ungarn und Böhmen, fährt zur Kaiserkrönung nach Frankfurt. Sein Hofstaat zählte 730 Personen und 360 Pferde mit dem Regiment von 800 Mann und 1650 Reitern sowie viele Lastkutschen mit Pferden.
Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
 
 

Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.