Vorbach
30.10.2019 - 12:54 Uhr

Finanziell in voller Blüte

Das Alte Testament berichtet im Buch Mose von sieben fetten Jahren. Ein Blick in den Vorbacher Gemeindehaushalt zeigt: Auch die Kommune befindet sich im Stadium des Wohlstandes. Doch schon warnt der Bürgermeister vor dürren Zeiten.

Größter Einzelposten im Haushalt 2019 ist das kommunale Wohnungsbauvorhaben mit neun Wohneinheiten. Für das knapp zwei Millionen Euro teure Hochbauprojekt rechnet die Gemeinde mit einer bayernweit einmaligen Förderung von 90 Prozent. Bild: do
Größter Einzelposten im Haushalt 2019 ist das kommunale Wohnungsbauvorhaben mit neun Wohneinheiten. Für das knapp zwei Millionen Euro teure Hochbauprojekt rechnet die Gemeinde mit einer bayernweit einmaligen Förderung von 90 Prozent.

Bürgermeister Werner Roder und seine Gemeinderäte waren in der Oktober-Sitzung des Gremiums gut gelaunt. Kein Wunder: Der wegen krankheitsbedingter Personalausfälle in der Verwaltungsgemeinschaft Kirchenthumbach verhältnismäßig spät verabschiedete Haushalt 2019 glänzt wie nie zuvor mit Rekordzahlen. Sein Volumen von nahezu zehn Millionen Euro ist für die Kommune einsame Spitze. „Es ist mit Abstand der größte Gemeindehaushalt in der Geschichte Vorbachs“, bestätigte der Bürgermeister.

Das Zahlenwerk, das Roder und Kämmerer Michael Eisner dem Gemeinderat vorlegten, ist für eine 1000-Einwohner-Gemeinde wohl oberpfalzweit und vielleicht auch bayernweit einmalig. 4,2 Millionen Euro sind im Verwaltungshaushalt veranschlagt. Noch gewaltiger ist der Vermögenshaushalt: Mit 5,8 Millionen Euro setzt er ein Ausrufezeichen hinter die mutige Investitionsbereitschaft der Kommune. Im Haushaltsjahr 2019 verdreifachen sich im Vergleich zum Vorjahr die Investitionen.

Für diese Entwicklung haben die Kommunalpolitiker hart gearbeitet. Bürgermeister Werner Roder nannte zusammenfassend Eckpunkte der Investitionstätigkeit: 2 Millionen Euro für den Bau des kommunalen Mietwohngebäudes im Zuge der Dorferneuerung, 1 Million Euro für die Dorferneuerung in Höflas, 620.000 Euro an Beiträgen als Vorausleistung für gemeindeeigene Wohnbaugrundstücke, 400.000 Euro für die Anschaffung eines neues Feuerwehr-Löschfahrzeugs, 382.000 Euro für den Ausbau des Höflaser Weges im Zuge des Radweg-Lückenschlusses, 331.000 Euro für weiterführende Baumaßnahmen im Zuge der Dorferneuerung, 535.000 Euro für die Erschließung des Baugebiets "Dornäcker II", 120.000 Euro an Restkosten zur Erschließung des Baugebiets "Eisweiher" in Oberbibrach.

Zur Gesamtbetrachtung des Bürgermeisters gehörte auch ein Blick in den Verwaltungshaushalt. Werner Roder beleuchtete dabei vor allem die steuerlichen Aspekte. Veranschlagt sind unter anderem zwei Millionen Euro an Gewerbesteuereinnahmen. Eine verlässliche Vorhersage über die tatsächliche Höhe dieser Steuer sei allerdings nie möglich, betonte Roder mit Verweis auf zurückliegende turbulente Jahre.

Der Gemeindechef freute sich zudem über die gute Entwicklung des Gemeindeanteils an der Einkommenssteuer von 702.000 Euro (2018: 659.000 Euro). Gleichzeitig verwies er auf steigende Personalkosten (330.000 Euro gegenüber rund 300.000 Euro im Vorjahr), auf Mehrausgaben unter anderem für den Straßenunterhalt, auf die deutlich gestiegene Kreisumlage von 651.000 Euro (2018: 391.000 Euro) und auf die Gewerbesteuerumlage von 500.000 Euro.

Als äußerst findig erwies sich Vorbach bei der Suche nach immer neuen Fördermöglichkeiten. Besonders zum Thema "kommunaler Wohnungsbau" lassen sich viele Kollegen beim Gemeindechef beraten.

Die erfreulichen Zahlen machen den Bürgermeister stolz. „Etwa zwei Drittel aller Investitionen des laufenden Haushaltsjahres sind durch staatliche Förderungen gedeckt“, stellte er fest und verwies auf 3,3 Millionen Euro an Zuwendungen. Dafür sei im Vorfeld hart gearbeitet worden, machte Roder deutlich, um dann auf „härtere“ Zeiten zurückzublicken. Bei seinem Amtsantritt im Jahr 1996 sei die Gemeinde hoch verschuldet gewesen und habe über keine nennenswerte Umlagen verfügt.

Ein vollkommen verändertes Bild zeichnete der Rathauschef für das Haushaltsjahr 2019. Bis Ende Dezember kündigte er die Tilgung des letzten Darlehens an. „Dann sind wir schuldenfrei“, strahlte Roder. Damit entfällt auch die obligatorische Aussage über die Pro-Kopf-Verschuldung. Vielmehr kann die Gemeinde ihren Bürgern Ungewöhnliches mitteilen: Der Haushalt verzeichnet quasi ein „Pro-Kopf-Guthaben“. Dank gewaltiger Gewerbesteuer-Vorauszahlungen im Laufe des Jahres 2019 wird die sogenannte Allgemeine Rücklage zum Jahresende 7,2 Millionen Euro betragen.

Allerdings verbleibt dieser Betrag nicht gänzlich im Gemeindesäckel. Als Beispiel für das komplizierte Umlagesystem verwies der Bürgermeister auf die im nächsten Jahr fällig werdende Kreisumlage von circa 2,8 Millionen Euro. Roder warnte deshalb vor zu viel Euphorie: „Es kommen auch wieder dürre Jahre“, stellte er mit Blick auf mögliche Steuerrückzahlungen und ausbleibende Steuersegnungen fest. Deshalb sei das hohe Rücklagenpolster auch eine Garantie für magere Zeiten.

Nach ausgiebigen Vorberatungen verabschiedete der Gemeinderat das Haushaltswerk 2019 einschließlich Finanzplanung und Investitionsprogramm einstimmig.

 
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