Eine Sitzung im Mai, da ruft der Gemeinderat Juchhei. In Abwandlung dieses Spruches ist die Freude der Ratsmitglieder verständlich. Statt zu befürchtender überbordender Rekordpreise für den Musterbau der Kommune halten sich die Angebote für zahlreiche Gewerke in Grenzen. Nach der Vergabe der Baumeisterarbeiten an die Firma Greger in Pullenreuth (470.000 Euro) kam es bei der Angebotseröffnung für weitere acht Gewerke Grund zum Staunen. Bis auf das Leistungsangebot für die Elektroinstallation blieben alle Gewerke zum Teil deutlich unter der Kostenberechnung des Architekturbüros Lenk.
Möglicherweise liegt die positive Überraschung an der findigen Ausschreibungspraxis des Bürgermeisters. Werner Roder entdeckte im Bayerischen Ministerialblatt eine ab 14. März 2019 gültige Bekanntmachung des Innenministeriums für die Vergabe von Auftragen im kommunalen Bereich. Die Ausnahmeregelung beinhaltet auch eine „Verhandlungsvergabe“ bis zu einer Wertgrenze von 100.000 Euro ohne Umsatzsteuer bei Bauleistungen für Wohnzwecke. Diese Neuerung unverzüglich anwendend eröffnete sich für die Gemeinde die Möglichkeit einer raschen und doch fairen freihändigen Vergabe, wie Bürgermeister Roder betonte.
Der Gemeindechef verwies auf insgesamt 113 Aufforderungen an leistungsfähig und zuverlässig bekannte Firmen aus verschiedenen Landkreisen zu rechtsverbindlichen Angeboten. Schließlich seien in der Gemeinde 21 Angebote abgegeben worden, erläuterte der Bürgermeister und verwies auf die strenge Beachtung der vergaberechtlichen Bestimmungen und der Transparenz des Wettbewerbs.
In einer sechsseitigen Tischvorlage informierte Roder am Dienstagabend in einer öffentlichen Ratsversammlung über die Verhandlungsergebnisse. Als „mindestnehmende Bieter“ mit den aus Sicht der Gemeinde wirtschaftlichsten Angeboten listete die Verwaltung folgende Handwerksbetriebe auf: Wiesnet Holzbau, Schlammersdorf mit einer Vergabesumme von 78.703 Euro für das Gewerk Zimmereiarbeiten. 71.715 Euro ebenfalls Firma Wiesnet für die Dachdecker- und Spenglerarbeiten. 67.870 Euro Siegbert Wiesent, Kemnath für Schreinerarbeiten. 95.972 Euro Lutz, Thurnau für die Sanitärinstallation. 103.799 Euro Günthner, Speichersdorf für die Heizungs-und Lüftungsinstallation. 87.422 Euro Elektro-Höller, Auerbach für die Elektroinstallation. 38.950 Euro Hermann Paul, Weiden für die Innenputz- und Stuckarbeiten. 30.440 Euro Peter Hauenstein, Hummeltal (Estricharbeiten).
Die Gesamtvergaben summierten sich auf 574.875 Euro bei einer Kostenberechnung des Architekten von 680.000 Euro. Die Einsparungen von insgesamt zirka 105.000 Euro seien allerdings mit einer für solche Projekte gebotenen Vorsicht zu betrachten, betonte der Bürgermeister. Erfahrungsgemäß ergebe sich bei der Bauausführung ein gewisser Umfang an Nachträgen. Als Beispiel nannte er die noch nicht vorgesehene mechanische Belüftung des künftigen Mietwohngebäudes mit 9 Wohneinheiten. Beim Vergabebeschluss herrschte im Gremium Einstimmigkeit.
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