Der Beschluss war schon einmal eindeutig und richtungsweisend. Schon frühzeitig und noch im alten Jahr stimmte die Gemeinschaftsversammlung der VG Kirchenthumbach in öffentlicher Sitzung im großen Saal des Vorbacher Gemeindezentrums dem VG-Haushalt 2021 zu. Auf den ersten Blick zeigte sich das Zahlenwerk von Kämmerer Michael Eisner unspektakulär. Die Verwaltungsgemeinschaft habe keine Schulden, so das Credo des Schatzmeisters.
Pro Kopf-Umlage steigt um 16 Cent
Trotz einkalkulierter und tariflich bedingter Personalkostensteigerungen von drei Prozent zeigt sich die sogenannte Pro-Kopf-Umlage fast unverändert. Kämmerer Michael Eisner kalkuliert für das kommende Jahr mit einem Umlagesoll in Höhe von 870.000 Euro. Im laufenden Jahr sind es 875.000 Euro. Schlussfolgerung ist eine Umlage je Einwohner von 170,99 Euro, 2020 waren es 170,83 Euro. Dass die Pro-Kopf-Umlage trotz der leicht sinkenden Gesamtumlage dennoch steigt, ist der Einwohnerzahl geschuldet. Auf der Basis der Einwohnerzahlen zum 30. Juni 2020 teilte das Einwohnermeldeamt für die VG 5088 Einwohner mit, ein Jahr vorher waren es zum 30. Juni 2019 5127 Einwohner. Das Umlagesoll 2021 beträgt deshalb für den Markt Kirchenthumbach bei 3229 Einwohnern 552.129 Euro, 2047 Euro weniger als 2020, für Schlammersdorf bei 863 Gemeindemitgliedern 247.565 Euro, 821 Euro mehr als 2020. Für die Gemeinde Vorbach beträgt der VG-Anteil 270.307 Euro. Durch die sinkende Einwohnerzahl von 1024 auf 996 Einwohner ergibt sich ein Umlageminus von 4624 Euro.
Hauptausgabeposten sind laut Haushaltsplan die Personalausgaben mit 973.250 Euro. „Ins Geld“ gehen auch die Verwaltungs- und Betriebsausgaben mit 133.950 Euro, die Gebäudebewirtschaftung mit 31.150 Euro, die Erneuerung der Büroeinrichtung des Hauptamtleiters und die nächste Umstellung in eine „papierlose“ Verwaltung. Zur Deckung des Finanzbedarfs ist eine Entnahme aus der Allgemeinen Rücklage in Höhe von 16.000 Euro gepIant. Aus der Rücklage werden auch knapp 23.000 Euro zur Stabilisierung der VG-Umlage entnommen.Dennoch zeigt sich der Rücklagenstand auch nach diesen diversen Entnahmen stabil bei 66.392 Euro, deutlich mehr als die vorgeschriebene Mindestrücklage von 11.290 Euro. Auffallend ist eine Sonderrücklage in Höhe von 10.594 Euro für einen „Vermögenseigenschaden“, wie es in der Rücklagenübersicht heißt.
Nachhaltige Fortbildung
Im Vorbericht verwies Kämmerer Michael Eisner zudem auf vorübergehende Mehrkosten durch personelle Umstrukturierungen. Als Beispiele nannte er Mehrausgaben für Lehrgänge des VG-Personals und Forbildungsmaßnahmen. Zusätzliche Mittel beansprucht die weitere Umstellung der Verwaltung auf das „digitale Rathaus“. Der Stellenplan sieht einen Personalabbau im Angestelltenbereich von 1,3 Planstellen vor. Insgesamt umfasst das Haushaltsvolumen des Verwaltungs- und Vermögenshaushaltes der Verwaltungsgemeinschaft für das kommende Jahr 1.246.800 Euro, ein Plus von 4,59 Prozent im Vergleich zu 2020.
VG-Vorsitzender Alexander Goller empfahl eine Absegnung des Zahlenwerks. Haushaltssatzung und Haushaltsplan, Stellenplan, Finanzplanung und Investitionsprogramm wurden dann auch vom Gremium einstimmig gebilligt. Zur Vollzugsvereinfachung bekam der VG-Vorsitzende für Anschaffungen, die den Verfügungsrahmen übersteigen, von der Versammlung Beschlussbevollmächtigung. Auch die von der Verwaltung vorgeschlagene Verlängerung des Übergangszeitraumes zur Einführung der neuen Umsatzsteuerregelung für kommunale Leistungen bis zum 31. Dezember 2022 billigte das Gremium einstimmig.
VG-Räte verweigern Entlastung
Über die örtliche Rechnungsprüfung für das Haushaltsjahr 2019 berichtete Kämmerer Michael Eisner. Der Finanzchef gab das vorläufige Ergebnis der Jahresrechnung bekannt und erläuterte im Rechenschaftsbericht die Entwicklung der VG-Finanzen. Einwendungen aus der Versammlung wurden zunächst nicht erhoben. Das sollte sich bei der folgenden Entlastung ändern.
Einstimmig verweigerte das Gremium die Absegnung der Jahresrechnung. Hintergrund sind die immer noch ungeklärten Umstände einer Auftragsvergabe des ehemaligen VG-Vorsitzenden und Kirchenthumbacher Bürgermeisters Jürgen Kürzinger. Der Rathauschef hatte 2018 für ein Auftragsvolumen von knapp 14.000 Euro ohne Zustimmung der Gemeinschaftsversammlung und deutlich über seinem Budgetkontingent einen Auftrag an ein Unternehmen zur Datensicherung vergeben, obwohl eine ähnliche Leistung zu einem „Bruchteil“ der Kosten auch der Landkreis angeboten hatte.
„Wir können keine Entlastung erteilen, weil die Entscheidungen von Jürgen Kürzinger nicht durch Beschlüsse gedeckt sind“, erklärte Alexander Goller. Zudem betonte der neue VG-Vorsitzende, dass die Versammlung nicht in ein schwebendes Verfahren eingreifen dürfe. Das lange Verfahren „wurmte“ VG-Rat Josef Schreglmann. „Wir hängen seit zwei Jahren in der Luft, obwohl durch die Datenschutzfirma auch ohne rechtmäßigen Beschluss brauchbare Leistungen erbracht wurden“.
Neuer Hauptamtsleiter
Die VG-Versammlung beschloss auch wesentliche Veränderungen in der Personalstruktur. So wechselt offiziell zum 1. Januar 2021 der bisherige Kassenverwalter Matthias Kroher als Geschäftsleiter in das Hauptamt. Kroher absolvierte 2009 bis 2012 eine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten. Im April 2013 wurde er zum Kassenverwalter bestellt. Zusätzlich ist er seit 2017 Standesbeamter. Ab 2014 begann Kroher die Fortbildung zum Verwaltungsfachwirt, die er 2016 abschloss. Die Krönung seiner Berufslaufbahn ist nun die Beförderung zum Verwaltungschef. Ebenfalls zum 1. Januar 2021 bestellten die Mitglieder der VG-Versammlung Anne Walther zur Kassenverwalterin. Aus diesem Grund wird auch die Stelle des stellvertretenden Kassenverwalters mit Verwaltungssekretär Simon Götz neu besetzt.
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