Wackersdorf
01.09.2024 - 14:54 Uhr

Der Berggeist geht um im Wackersdorfer und Steinberger Revier

Der Knappenverein nimmt Wanderer mit auf eine Reise in die Geschichte der Braunkohleförderung in Wackersdorf und Steinberg am See. Tanz- und Musikeinlagen sowie Szenenspiel lockern die Berggeistwanderung auf.

"Berggeist" Toni (Vordergrund) vermutet hinter den Wanderern Bergleute, die sich von der Arbeit drücken wollen. Schauspieler Michael Zanner begleitet die Gruppe bei der Berggeistwanderung um den Knappensee. Bild: Hirsch
"Berggeist" Toni (Vordergrund) vermutet hinter den Wanderern Bergleute, die sich von der Arbeit drücken wollen. Schauspieler Michael Zanner begleitet die Gruppe bei der Berggeistwanderung um den Knappensee.

Die „Knappen“ begrüßen die Teilnehmer am Samstag auf dem Kalvarienberg in Wackersdorf mit dem Steigerlied und dem Grubentanz und schenken zur Stärkung hochprozentiges „Grubenwasser“ aus. Stellvertretender Vorsitzender Fritz Falter und Ortsheimatpfleger Toni Eiselbrecher lassen auf dem dreistündigen Spaziergang um den Knappensee die Geschichte der Braunkohleförderung Revue passieren.

Am 29. September 1982 war Schluss. Nach der letzten Schicht, so ist es überliefert, spielten Otto Achatz und Ludwig Falter das „Feierabendlied“. Bei der Wanderung am Samstag intonierten es Mitglieder des Musikvereins Wackersdorf-Steinberg am See. Im Lied heißt es: „Und jeder legt sein Werkzeug hin, das Tagwerk ist vollbracht“.

Die Erzähler blicken zurück auf den 5. Februar 1906, als die Geburtsstunde der „Bayerischen Braunkohlen-Industrie“ (BBI) schlägt. Da sind schon 100 Jahre vergangen, seit der Schneidermeister Andreas Schuster zu Beginn des 19. Jahrhunderts beim Graben eines Brunnens „schwarze Erde“ gefunden hatte. Auch an dieses Ereignis wird bei der Wanderung erinnert.

Während des Zweiten Weltkrieges entstand der Plan, Alt-Wackersdorf umzusiedeln. Das Kraftwerk Dachelhofen brauchte mehr Kohle. Ab Oktober 1948 wurde damit begonnen, die Ortschaft mit 1200 Einwohnern zu verlegen. Im Revier förderten bis zu 1700 Beschäftigte insgesamt 185 Millionen Tonnen Braunkohle zutage. 42 Jahre nach dem Ende der Braunkohlenindustrie lässt die Gemeinde Wackersdorf die Bergbaugeschichte mit der Berggeistwanderung seit einigen Jahren wieder aufleben.

Aberglaube war den Bergleuten nicht fremd. Der „Berggeist“ war überall, er strafte und belohnte. Auch in Wackersdorf. Während der Wanderung war immer wieder ein Pfeifen und Klopfen zur Erinnerung an diese mystische Gestalt zu hören. Wenn heute vom Berggeist die Rede ist, dann wisse jeder, „dass damit der erste BBI-Steiger Anton Bauer gemeint war“, erklärt Fritz Falter den Teilnehmern.

In diese Rolle schlüpft bei der Wanderung der Schauspieler Michael Zanner. Er spielt den Berggeist „Toni“, der hinter den Wanderern Bergleute vermutet, „die sich wieder einmal vor der Arbeit drücken wollen“. Es ist die Zeit der Wirtschaftskrise 1932. „Toni“ macht den Umstehenden klar: „Die fetten Jahre sind vorbei“.

Die Teilnehmer erfahren auch etwas von der Technik beim Kohleabbau, von den riesigen Schaufelbaggern und von den Unfällen, die sie ausgelöst haben. Schaufelräder und Turbinen am Wegrand erinnern an diese Zeit. Zur Berggeistwanderung gehört auch die Liebesgeschichte zwischen dem „Toni“ und der „Gustl“, einem Mädchen aus dem Kraftwerksstandort Dachelhofen, gespielt von Christine-Elsa Wagner. Sie verkleidet sich als Bergmann, um ihrem Geliebten nahe zu sein.

Hintergrund:

Berggeistwanderung

  • Veranstalter: Seit 2007 bietet der Knappenverein Wackersdorf die Bergeistwanderung an.
  • Begleiter: Fritz Falter und Toni Eiselbrecher vom Knappenverein, Tanz- und Gesanggruppe des Knappenvereins, Musikverein Wackersdorf-Steinberg am See und Schauspieler.
  • Start und Ziel: Heimatmuseum Wackersdorf
 
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