Wackersdorf
22.10.2019 - 10:07 Uhr

Neue Technik für Sickerwasser

Schwere Saugpumpen sorgen künftig dafür, dass das Sickerwasser aus der sanierten Deponie Westfeld in eine Kläranlage gelangt. Bei der Wasserreinigung geht das Unternehmen Uniper neue Wege.

Große Autokräne hoben die Pumpen und Schachtringe in die vorbereiteten Gruben am Sickerwassersammelbecken.. Bild: exb/Kiver
Große Autokräne hoben die Pumpen und Schachtringe in die vorbereiteten Gruben am Sickerwassersammelbecken..

Die Rekultivierung des Westfelds verfolgt zwei Ziele. Einerseits wird die Deponie abgedichtet, um Auswirkungen auf das Grundwasser zu vermeiden. Andererseits entstehen auf der 80-Hektar-Fläche wertvolle Lebensräume. Aufwändige Naturschutzmaßnahmen unterstützen dieses Ziel. Das Westfeld liegt unmittelbar westlich der Straße von Wackersdorf Richtung Oder.

Das Sickerwasser aus der Deponie muss gereinigt werden, ehe es in den nahen Knappensee fließen kann. Dazu wurde an der tiefsten Stelle der Deponie ein Sickerwassersammelbecken angelegt. In den vergangenen beiden Wochen wurden laut einer Pressemitteilung des Unternehmens Uniper vier große Saugpumpenschächte in den Felsgrund eingesetzt. Die Pumpen haben jeweils eine Förderleitung von 20000 Litern pro Stunde bei einer Förderhöhe von 47,5 Metern. Jeweils zwei Pumpen werden wechselweise laufen. Jeder Schacht wiegt 22 Tonnen, die schwersten Einzelteile knapp 9 Tonnen. Große Autokräne hoben die Teile in die vorbereiteten Gruben. Dazu musste ein Plattform aus tragfähigem Material für die schweren Fahrzeuge mit ihren langen bis zu 60 Meter langen Auslegern aufgeschüttet werden. Die Schächte wurden schließlich mit sogenanntem "Flüssigboden" im Erdreich fixiert.

Das verunreinigte Sickerwasser soll in einer neuartigen Kläranlage ohne Einsatz von Chemie und Energie gereinigt werden, teilte Uniper mit. Das Forschungsvorhaben läuft in Zusammenarbeit der Base Technologies (München) und der Universität Bayreuth. Dazu wurde 2017 eine mehrstufige Versuchsanlage gebaut. Die Ergebnisse des rund zweijährigen Probebetriebs seien außerordentlich vielversprechend, so Uniper-Pressesprecher Jan Kiver. Uniper beabsichtige deshalb, hier die deutschlandweit erste Großanlage nach dieser Technik zu beantragen. Die ersten Schritte dazu haben Base Technologies in Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden bereits angestoßen.

Auch für die Regenwasser-Ableitung werden noch drei Pumpen gebraucht. Sie sollen noch im Herbst samt den zugehörigen Schächten eingebaut werden Das Regenwasser wird in einem Becken gesammelt und über Pumpleitungen und Gräben in den Entwässerungsgraben Nord (zwischen Industriestraße und Westfeld) geleitet und fließt Richtung Hirtlohweiher. Das Grabensystem soll auch dem Hochwasserschutz für das Areal am Bauhof Wackersdorf dienen. Diesem Ziel wird auch mit naturnahen Retentionsräumen und Überschwemmungsflächen Rechnung getragen.

Zu den Rekultivierungsmaßnahmen zählen laut Uniper auch die Entsiegelung und der Rückbau nicht mehr benötigter Abschnitte des früheren Wegesystems. Dadurch könnten verlorene Bodenfunktionen großteils wiederhergestellt werden.

Vorbereitend zu den Maßnahmen wurden auf über acht Hektar Ausgleichsflächen angelegt. Westlich des Rekultivierungs-Areals entstanden neue Laichgewässer- und Landhabitate sowie Verbund- und Vernetzungskorridore, die auch einer Lebensraumvernetzung zum Naturschutzraum Hirtlohweiher dienen. So sind Ersatzlebensräume für wichtige und geschützte Amphibien, Eidechsen, Fledermäuse und andere wertvolle Spezies geschaffen worden, die bereits vor der Rekultivierung aufd em Westfeld lebten. Die Tiere wurden umgesiedelt. Zusätzlich werden auch die westlich des Westfeldes liegenden reinen Nadelholzkulturen zu einem robusten Mischwald umgestaltet.

Eines der Teile wird per Kran an seinen Platz gehoben. Bild: exb/Kiver
Eines der Teile wird per Kran an seinen Platz gehoben.
Arbeiten am Westfeld:

Abraum und Asche

Rund 70 Jahre lang wurde rund um Wackersdorf und Steinberg am See Braunkohle abgebaut. Die Seenlandschaft ist ein Ergebnis des Tagebaus. Auf dem gut 80 Hektar großen, südlichen Tagebaugebiet Westfeld wurden während der Betriebszeit des Kraftwerks Dachelhofen (1930 bis 2002) der Brennstoff Braunkohle erst abgebaut und in Teilbereichen später eigene und tschechische Braunkohle gelagert. Die Tagebaugruben wurden mit Abraum aus dem Braunkohleabbau und mit Kraftwerksasche sowie im Bereich des heutigen Westfeld-Damms mit Bauschutt und Abbruchmaterial einer ehemaligen Brikettfabrik und des Schwandorfer Kraftwerks verfüllt. Die Deponie wurde abgedichtet. Das Westfeld soll sich zu einem wertvollen Lebensraum für Flora und Fauna entwickeln. Dazu wurden aufwändige Naturschutzmaßnahmen ergriffen. Bis 2022 sollen die Maßnahmen abgeschlossen sein. Die Rekultivierung des Westfelds ist Aufgabe des Unternehmens Uniper, als Rechtsnachfolger der bayerischen Braunkohle Industrie (BBI). Uniper ist ein internationales Energieunternehmen mit rund 11000 Mitarbeitern. Zu den wesentlichen Aktivitäten zählen die Stromerzeugung in Europa und Russland sowie der globale Energiehandel. Der Hauptsitz des Unternehmens ist Düsseldorf.

BildergalerieVideo
Wackersdorf04.09.2019
 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.