Völlig überraschend öffnete Tschechien nach fast drei Monaten wieder seine Grenze für Bürger aus Deutschland, Österreich und Ungarn. Das hat das Kabinett am Freitagmorgen in einer Sondersitzung in Prag beschlossen. Die Entscheidung trat nur wenige Stunden später, am Freitagmittag um 12 Uhr, in Kraft. Eigentlich sollten die Lockerungen erst ab 15. Juni gelten. Doch Ministerpräsident Andrej Babis kündigte an, die Grenzöffnung vorzuziehen und ließ Taten folgen.
Vor allem die tschechischen Berufspendler atmeten erst einmal richtig durch. Ab 12 Uhr durften sie wieder frei nach Tschechien ein- oder ausreisen. Erstmals seit knapp drei Monaten wurden sie nicht mehr kontrolliert. Ab 26. März war für die Berufspendler wegen der Corona-Pandemie Schluss mit freier Fahrt, denn ihr Heimatland schottete sich völlig ab, nachdem bereits 14 Tage vorher der Einreisestopp für Ausländer verhängt worden war. Erst am 26. Mai kamen erste Lockerungen und es wurde nur mehr stichprobenartig kontrolliert. Für die Pendler schon eine sanfte Erleichterung. Trotzdem bestand bis Freitag die Verpflichtung, bei der Einreise in die tschechische Republik einen negativen PCR-Test auf CoVid- 19 vorzulegen.
Damit ist nun Schluss. Ohne Probleme können die Reisenden wieder die Grenzen passieren. Die totale Schließung traf vor allem die regionalen Unternehmer ins Mark, denn sie sind auf die Arbeitnehmer aus dem Nachbarland angewiesen. Sägewerksbesitzer Georg Stahl aus Kainzmühle bei Tännesberg zeigte sich – wie viele andere Arbeitgeber – richtig froh über die Abschaffung der Grenzkontrollen. Außer der überbordenden Bürokratie und der teuren Coronatests kamen für die Arbeitgeber und Arbeitnehmer in den vergangenen Wochen die strengen Grenzkontrollen mit teilweise erheblichen Zeitverlusten zum Tragen. „Man wusste nie, wann der Arbeiter auf seinem Posten eintraf“, berichtete Stahl von den kilometerlangen Staus. Sowohl die Beamten der Bundespolizeiinspektion (BPI) als auch die Kollegen der Grenzpolizeiinspektion (GPI) in Waidhaus erfuhren lediglich aus den Medien von der überraschenden Grenzöffnung, wie Johann Miesbeck von der BPI-Pressestelle und Polizeihauptkommissar Norbert Schiener (GPI) berichteten. Bisher sei der alte Grenzübergang an der B 14 mit einem Polizeiauto und einen LKW abgeriegelt gewesen. Am Freitag gegen 11 Uhr stand lediglich im Hintergrund noch ein tschechisches Polizeiauto unterhalb der Duty-Free-Shops. Die Beamten winkten die vereinzelt eintreffenden Fahrzeuge jedoch einfach durch. Der Verkehr war jedenfalls sowohl am alten Grenzübergang als auch auf der Autobahn der A 6 noch sehr verhalten.



















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