Dass der Waidhauser Bahnhof eine Geschichte mit Tradition hat, war den Teilnehmern am Vortrag von Andreas Ringholz zum „Tag des offenen Denkmals“ bekannt. Der Vorsitzende des örtlichen Heimatkundlichen Arbeitskreises hatte am Sonntag aber viel mehr zu erzählen, etwa über nicht ausgeführte Streckenplanungen.
Laut Ringholz „war eine Bahnlinie nach Waidhaus schon in den Anfangsplänen der Oberpfälzischen Eisenbahnen vorgesehen“. Neben dem abgelehnten Vorschlag für eine „Böhmische Linie“ aus dem Jahr 1845 nannte er die 1851 geplante 156 Kilometer lange Strecke, „die von Amberg über Waidhaus nach Pilsen führen sollte“. Die Vertreter aus Amberg und Nürnberg hätten diese zwar befürwortet, „die politische Lange mit dem Krimkrieg ließ die Pläne aber weiter ruhen“.
Die Schilderungen Ringholz‘ beinhalteten neben den in den Jahrzehnten darauf erfolgten Planungen die feierliche Einweihung der Teilstrecke Vohenstrauß-Waidhaus. „Da diese Bahn beim Anfahren und Halten stark ruckelte, erhielt sie im Volksmund die Bezeichnung ‚Bockl‘, abgeleitet von einem störrischen Ziegenbock“, wusste der Referent und berichtete unter anderem über die 1908 erfolgte Inbetriebnahme der Teilstrecke Waidhaus-Eslarn.
„Die 1920 geplante Weiterführung nach Schönsee und Waldmünchen kam nicht mehr zum Ausbau“, ließ Ringholz wissen. Das galt seinen Worten zufolge auch für Vorhaben, die Bahnlinie in die jetzige Tschechische Republik weiterzuführen. „Wirtschaftskrise und Inflation in den 1920er-Jahren und die politischen Veränderungen in den 1930er-Jahren verhinderten das aber.“
In der Rückschau des HAK-Vorsitzenden enthalten waren unter anderem ein möglicher Anschluss einer Industriebahn aus der damaligen Tschechoslowakei, die dramatische Lage zum Ende des Zweiten Weltkriegs an der Bahnhaltestelle Pfrentsch oder den Transport von Feldspat über eine Seilbahn von Hagendorf zum Bahnhof.
„Bei der Personenbeförderungen verkauften 1951 die Bahnhöfe Pleystein, Lohma, Waidhaus, Pfrentsch und Eslarn insgesamt rund 98000 Fahrkarten, 1960 nur noch 47000, und 1971 waren es schließlich nur noch 12000“, berichtete Ringholz und ging auf die Einstellung des Personenverkehrs auf der Strecke Floß-Eslarn ein. „1993 wurde der Güterverkehr zwischen Vohenstrauß und Eslarn eingestellt, und mit Wirkung zum 1. Dezember 1995 erfolgte die Stilllegung der gesamten Strecke Neustadt-Eslarn.“
Neben dem Hinweis auf den 2005 bis 2013 errichteten „Bockl-Radweg“ von Neustadt/WN bis Eslarn (etwa 52 Kilometer) wies Ringholz auf den restaurierten Original-Waggon aus dem Jahr 1909 am Bahnhofsvorplatz hin. „Die darin enthaltene Dauerausstellung erinnert an die Geschichte der Bahn in Waidhaus und ist ein beliebtes Fotomotiv für Radfahrer und Touristen.“
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