Investoren und Grundstücksbesitzer fühlen sich angegriffen, weil sich Widerstand rührt. Der soll ab Montag noch massiver werden.
"Die Energiewende muss kommen", darin sind sich die Mitglieder der eben ins Leben gerufenen Interessengemeinschaft „Unser Waidhaus“ einig: "Besonders mit Temelin vor der Haustüre. Es ist kein gutes Gefühl, wenn man zurückdenkt, dass man die Nachwehen von Tschernobyl bis heute spürt."
Den Stein ins Rollen habe die Anfrage eines Investors gebracht. Er möchte einen weiteren Solarpark in Waidhaus errichten. Dieser soll aus zwei Anlagen bestehen. Geht es nach dessen Vorstellungen sollen sich die Solarzellen entlang der Autobahn auf Höhe Ziegelweg und hinter der Kläranlage stehen. Teilweise würden die Anlagen nach jetzigem Planungsstand im Landschaftsschutzgebiet liegen.
Tobias Kirner hat die Fläche für die Interessengemeinschaft visualisiert, damit die Mitglieder einen Überblick erhalten, wie das aussehen könnte. "Das wir vorausichtlich massiv", lautet sein Schluss. Bereits genehmigt sei eine größere Anlage bei der Marxmühle und für eine weitere unterhalb der Windräder am Kreßberg sei die Zusage in Aussicht gestellt. Ihren Betrieb aufgenommen hat eine Anlage entlang der Autobahn A6.
"Wir sind der Meinung, Waidhaus hat in puncto Freiflächenanlagen seinen Beitrag bereits geleistet. Wir sehen weitere Photovoltaikanlagen in Waidhaus ausschließlich auf Dächern, aber nicht mehr auf der grünen Wiese", sind sich die Initiatoren von "Unser Waidhaus" einig.
Dafür gebe es einige Gründe. Martin Reichenberger beleuchtete dies bei der Infoveranstaltung aus Sicht der Landwirte: "Immer wieder betont Landwirtschaftsministerin Kaniber, wie wichtig die kleinbäuerliche Struktur in Bayern ist." Die Leute wollten mehr und mehr Nahrungsmittel, die regional erzeugt werden und nicht aus riesigen Landwirtschafsfabriken stammten oder mit dem Flugzeug um die halbe Welt geflogen würden, bevor sie auf den Tellern landen. "Doch genau diese kleinen Betriebe betrifft der Flächenfraß durch Solarparks am stärksten. Überall wo diese Parks entstehen geht landwirtschaftliche Nutzfläche verloren."
Wie mit allen Gütern, die begrenzt sind, stiegen dadurch zwangsläufig die Preise für Acker- und Grünland. Über kurz oder lang werde das immer mehr Klein- und Nebenerwerbslandwirte zwingen, aufzugeben oder auf Flächen ins Nachbarland ausweichen. "Dass letzteres ökologisch nicht sinnvoll sein kann, liegt auf der Hand", sagte Reichenberger: "Es ist ein Nullsummenspiel. Die Flächenbewirtschaftung beispielsweise in Tschechien erzeugt mehr Emissionen, durch längere Anfahrten steigt der Verbrauch an fossilem Kraftstoff und es wird mehr CO2 Ausstoß erzeugt."
Die Landschaft sei das Kapital der Region aus touristischer Sicht. "Wandern und Radfahren sind für viele Menschen, die bei uns Urlaub machen, die Gründe, warum sie nach Waidhaus kommen." Die Solarparkgegner befürchten, dass bei einer steigenden Zahl von Solarparks bald keine Rede mehr sein könne von unberührter Natur. "Die Touristen werden diese anderswo suchen und auch finden", befürchtet Andreas Wagner mit Blick auf den elterlichen Beherbergungsbetrieb.
"Wir machen uns unsere eigene Wirtschaft vor Ort kaputt, wenn wir noch mehr Anlagen dieser Art genehmigen", gab Wagner zu bedenken. "Zumal der Investor kein Ortsansässiger ist. Das mit der Anlage generierte Geld bleibt vermutlich zumindest zum Teil nicht am Ort."
Weitere Sorgen, die die Gemeinschaft umtrieben, drehten sich um die Platten und Fundamente, sollte die "Betreiberfirma aus XY" pleite gehen oder den Betrieb einstellen. "Bleiben wir dann darauf sitzen? Wer übernimmt eine ordnungsgemäße Entsorgung?"
In den nächsten Tagen sollen in den örtlichen Geschäften Unterschriftenlisten ausgelegt werden, in die jeder sich eintragen kann, der keine weiteren Solarparks will. Alle Unterschriften wollen die Initiatoren dem Marktrat vor der nächsten Sitzung übergeben. Die Interessengemeinschaft plant, sich zu einer Bürgerinitiative umzuformieren, falls die Anlagen genehmigt würden.













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