Einen interessanten Vormittag erlebten die Teilnehmer am Business-Frühstück in den Hollerhöfen. Als Gast begrüßten Elisabeth und Leonhard Zintl Paralympics-Star Gerd Schönfelder. Der Kulmainer erzählte in lockerer Art aus seinem bisher zwar erfolgreichen Leben, aber doch auch von den Schicksalsschlägen, die er buchstäblich am eigenen Leib erfahren musste.
Nach einer unbeschwerten Jugend und dem Beginn einer Lehre passierte das Unglück auf dem Hauptbahnhof in Nürnberg, das sein bisheriges Leben total auf den Kopf stellte. In der Zeit im Krankenhaus, als er sich ohne Hilfe nur eingeschränkt bewegen konnte, gefüttert werden musste und selbst einfachsten Dinge des Lebens, wie Zähneputzen, Waschen und Ankleiden nicht mehr selbst erledigen konnte, wuchs in ihm der Wunsch, von diesem Zustand der Hilflosigkeit wegzukommen.
Oberste Priorität war für ihn nicht zu jammern, sondern - so weit es ging - mit der Situation fertig zu werden. Die Unterstützung seiner Eltern, Angehörigen sowie Freunden und Bekannten gaben Schönfelder die Kraft, ins Leben zurückzukommen. Aber es gab Einschränkungen. Viele seiner Hobbys waren nicht mehr möglich. Fußball und Skifahren und sein sportlicher Ehrgeiz regten ihn aber immer wieder an, sich durchzubeißen. Trotz Behinderung kickte er wieder in seinem Heimatverein, dem SV Kulmain, und beteiligte sich intensiv am öffentlichen Leben. Zum Skifahren kam er dann wieder durch Zufall, als er ein Treffen mit dem Physiotherapeuten Klaus Eder in Regenstauf hatte. Durch dessen Erfahrung und Anleitung kam das Gefühl zurück, nicht mehr behindert zu sein und wieder sportliche Herausforderungen annehmen zu können.
So trainierte er wie besessen, und zwei Jahre nach dem Unfall nahm er an den Paralympics-Winterspielen in Albertville/Frankreich teil. Es war für ihn ein kolossales Erlebnis, dort die Goldmedaille zu erringen. Er erinnert sich gern an die Begeisterung und den Empfang in seiner Heimatgemeinde. Es folgten weitere große Erfolge im Behindertensport: 16 Goldmedaillen und 22 Podestplatzierungen bei dem Paralympics, 16 Goldmedaillen und 20 Plätze unter den Top drei bei Weltmeisterschaften sowie mehrfache Siege bei Welt- und Europacups kennzeichnen die beispiellose Karriere des Spitzensportlers. Sein letzter großer Erfolg war die Aufnahme als erster Behindertenathlet in die Hall of Fame des deutschen Sports.
Schönfelder widmet sich seit einiger Zeit, nachdem er zuvor einem normalen Beruf nachgegangen war, mehr der Trainertätigkeit und arbeitet bei der Entwicklung von Fahrzeugen für Behinderte mit. Besonders erfreut zeigte er sich darüber, dass er vor sechs Wochen erstmals wieder mit dem Motorrad gefahren ist. Seine Erfahrungen als Behinderten-Sportler gibt er in Vorträgen weiter. Sein Motto ist dabei: Alles geht - mit der richtigen Einstellung zum Erfolg. Zu einem für ihn unverzichtbaren Anker zählt seine Familie, die ihm Kraft und Durchhaltevermögen gibt.
Sein Leben und sein Weg sollen, so Schönfelder, beispielhaft für andere sein. Allerdings verheimlichte er nicht die negativen Seiten. So habe er auch Neid zu spüren bekommen, was ihn doch geschmerzt habe. Der von ihm vermittelte Optimismus spiegelte sich dann in seinen abschließenden Worten wider: "Ich werde nicht mehr Klavier spielen können, weil ich keine Noten lesen kann."
Schönfelder beantwortete anschließend Fragen der Zuhörern, unter anderem wie er denn beim Skifahren etwa mit der Angst umgehe. Er habe nie Angst bei seinen sportlichen Aktivitäten verspürt. Man sehe sich die Herausforderungen der Strecke an. Es müsse Respekt da sein, aber nie Angst. "Wer Angst hat, der braucht gar nicht an den Start zu gehen."
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