Früher gab es sie noch zuhauf: Streuobstwiesen, die einerseits mit regionalem Obst zur Ernährung vieler Familien beitrugen und andererseits zahlreichen Tier- und Pflanzenarten wertvollen Lebensraum boten. Dann jedoch verschwanden sie Stück für Stück, teils wegen des Strukturwandels in der Landwirtschaft, teils wegen der Agrarpolitik mit Rodungsprämien und Flurbereinigungsmaßnahmen. Und heute? Dieser Frage wollte der Obst- und Gartenbauverein Waldeck auf den Grund gehen. Dazu luden die Verantwortlichen Manuela Pappenberger, Kreisfachberaterin für Gartenkultur und Landschaftspflege, nach Waldeck in den Gasthof Schrembs ein.
In ihrem mit vielen Fotos und Beispielen von hochstämmigen Obstbäumen untermalten Vortrag ging die Referentin auf die zahlreichen Vorteile ein, mit denen der gefährdete Lebensraum Streuobstwiese aufwarten kann: Tiere finden ein Naturparadies vor und so wundert es nicht, dass sich dort Spitzmaus, Igel, Hase, Reh, Fledermaus, Specht und viele Singvögelarten äußerst wohlfühlen. Pflanzen, Moose sowie Flechten genießen wegen des Verzichts auf Spritzmittel und sporadische Wiesenmahden einen idealen Lebensraum. Und auch der Mensch profitiert vom Obst von alten Lokalsorten, die sich durch geschmackliche Vielfalt auszeichnen.
Pappenberger schloss mit einem Blick in die Zukunft. Es sei sehr wichtig, Kinder und Jugendliche mit diesem Thema vertraut zu machen. Zum Beispiel über die Schule oder in Vereinen. Auch die Waldecker leisten hier ihren Beitrag mit der Kindergruppe „Waldfüchse“. Möglichkeiten für entsprechende Aktionen gibt es viele: gemeinsames Pflanzen von Streuobstbäumen, Anlegen von Wildhecken oder Bau von Nistkästen für Singvögel.
Und eine weitere Sache lag der Kreisfachberaterin am Herzen: „Viele Kinder und Jugendliche kennen nur noch das wässrige Einheitsobst aus dem Supermarkt und wissen gar nicht, wie gut ein regionaler, vollreifer Apfel schmeckt.“ Dass dieser vielleicht mal wurmstichig, runzelig oder schorfig ist, sollte dabei nicht ins Gewicht fallen.
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