Der Goldsteig durchquert viele schöne Regionen. Gudrun Müller hat den Wanderweg durchstreift und in eine Novellensammlung eingebettet. Die Oberpfälzer Schriftstellerin, die im Stiftland lebt, war zu Gast im Leseclub, um daraus vorzulesen.
Die Bücherstunden im Alten Rathaus sind zu einer schönen Gewohnheit geworden. Seit 2015 gibt es diese Einrichtung, die großen Anklang findet. Dazu gehören auch regelmäßige Autorenbesuche, über die sich die Organisatorin Michaela Härtl, die nun Gudrun Müller begrüßen konnte, stets besonders freut. Müller ist Physiotherapeutin und wohnt in Tirschenreuth. Beschäftigt ist sie in der Steinwaldklinik in Erbendorf, erzählt sie beim Besuch im Alten Rathaus. Der Gast hat neben sich das Erstlingswerk „Maggies Goldschatz“, daneben einige Exemplare des Folgebandes „Marthas Goldregen“ liegen und verspricht, einige Passagen daraus vorzulesen. Zunächst aber folgt sie einer besonderen Einladung: Müller probiert einige der delikaten Fischhäppchen, die Carmen Altermann von zu Hause mitgebracht hat. Noch ein kleiner Schluck und die Stimme ist bereit. Unter den gespannten Zuschauern sitzt auch Ilona Pirner, die im Leseclub gut zwei Jahre lang – zusammen mit Annemarie Maier – Deutschkurse für Menschen mit Migrationshintergrund geleitet hat.
Die Goldsteig-Trilogie, in der die Schriftstellerin Gudrun Müller ihre persönlichen Wandererlebnisse, aber auch Märchen eingebettet hat, spielt in den Jahren 2015 bis 2017. „Man kann jeden Band extra lesen.“ Man müsse nicht zwangsläufig „Maggies Goldschatz“ kennen. „Für das bessere Verständnis wäre es aber sinnvoll“, umreißt Müller die Zusammenhänge. „Ich wollte den Goldsteig einmal alleine gehen. Am Abend schrieb ich alles in ein Wandertagebuch, daheim dann ins Reine.“ Nicht einmal im Traum habe sie sich vorstellen können, dass daraus eine Trilogie werden könnte, in der sich Phantasie und Wirklichkeit vermischten. Dann sei sie auf die Suche nach einer Lektorin gegangen, die ihr wertvolle Ratschläge gab. Schließlich folgten weitere Kontakte mit dem Ziel, das Erstlingswerk auf den Markt zu bringen. „Ein kleiner Verlag aus Norddeutschland sagte mir dann zu“, berichtet sie.
Gudrun Müller nimmt das erste Buch, „Maggies Goldschatz“, zur Hand. Sie blättert ein wenig, um die gesuchte Stelle zu finden. Das Kapitel entführt in einen Wald. „Ich bin im entlegensten Wald und im entlegensten Eck Nordostbayerns“, beschreibt die Autorin das Unheimliche, das die Hauptperson in diesem Augenblick erlebt. Im Leseclub, wo kein Stuhl mehr frei ist, ist es still geworden.
Die Geschichte wechselt ihren Schauplatz. Auch der Bärnauer Geschichtspark kommt darin vor. Eine besondere Rolle kommt einem Getränk zu, von dem Maggie erfahren wird, das man Zoigl nennt und eine Art Bier sein soll. „Es spielt keine Rolle, ob man arm oder reich ist. Im Herzen muss es stimmen“, lässt Gudrun Müller ihre Buchfigur sprechen. „Dou“ – in der Oberpfälzer Mundart – wird zu einem geheimnisvollen Begriff, von dem Maggie nicht weiß, wie sie ihn deuten soll. „Bei meiner zweiten Goldsteig-Wanderung regnete es“, erinnert sich Müller. „Daher auch die eher trübe Stimmung in „Marthas Goldregen“. Langsam meint man zu ahnen, welches Märchen Gudrun Müller hier eingeflochten hat. Sie aber verrät es nicht. „Gold“ wird zu einem Schlüsselwort und nicht nur, weil der Wanderweg so heißt. Melancholie macht sich breit. „Anfang vom Ende“ heißt das Einstiegskapitel ihres zweiten Bandes und ist die Vorwegnahme der gesamten Geschichte, die von einer verlorenen Liebe handelt. „Den Schluss aber verrate ich nicht!“ Die Wanderung endet in der Dreiflüssestadt Passau, in der die Sopranstimme einer Goldammer das Finale einläutet.
Im Leseclub wurde deutlich: Gudrun Müller schreibt nicht nur schön. Sie ist auch eine gute Zuhörerin, die es versteht, die ihr gestellten Fragen in einer sympathischen Art zu beantworten.
Dritter Band fertig
Der (vielleicht vorläufige) Schlussband 3 ist bereits fertig. Anders als in den vorherigen Werken ist der Hauptdarsteller ein Mann. „Der Schluss der Trilogie ist ganz anders“, beschreibt Müller ihr Buch, dessen Titel aber noch nicht verraten wird. „Aber auch hier ist wieder ein Märchen eingearbeitet, auf dessen Suche man sich selber machen muss.“ „Maggies Goldschatz“ und „Marthas Goldregen“ sind im Masou-Verlag erschienen und kosten je 10,90 Euro. Welches Buch sie als nächstes schreiben wird, weiß die Tirschenreutherin noch nicht. „Wenn man schreibt, fühlt man sich, als wäre man ein einsamer Wolf.“ (wro)
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