Waldershof
07.12.2018 - 10:10 Uhr

Schrauben, tüfteln, helfen

Im Reparatur-Café ist immer etwas los. Seit Juli 2015 ist die Einrichtung in Waldershof in Betrieb. Das Interesse ist groß. Das Helfer-Team hat sich bestens bewährt.

Ein musizierendes Kinderbilderbuch gibt nur noch einige Laute von sich. Der Marktredwitzer Roland Dörfler nimmt vorsichtig die Batterien heraus, und die Fehlerquelle war gefunden. Bild: fpoz
Ein musizierendes Kinderbilderbuch gibt nur noch einige Laute von sich. Der Marktredwitzer Roland Dörfler nimmt vorsichtig die Batterien heraus, und die Fehlerquelle war gefunden.

Das Reparatur-Café im Bürgertreff des alten Waldershofer Rathauses schreibt seit dem Start im Juli 2015 regelrecht Erfolgsgeschichte. Von der Idee bis zur Realisierung führte Bürgermeisterin Friederike Sonnemann damals zahlreiche Gespräche mit handwerklich geschickten Menschen, die sie in ihrem Bestreben nach einem Reparatur-Café unterstützten. Wichtige Grundsätze waren damals – und diese gelten auch noch aktuell – der Wegwerfgesellschaft entgegen zu treten und den Handwerkern keine Kunden wegzunehmen.

Das Reparatur-Café hat in der Regel jeden Montag von 15 bis 16 Uhr seine Türen geöffnet. Die Urlaubszeiten werden jeweils rechtzeitig mitgeteilt. Schon von Anbeginn dabei sind Josef Nachbar aus Waldershof, Ewald Weber aus Poppenreuth sowie Beate Singer und Werner Rudolf aus Mitterteich. Im Laufe der Zeit haben sich Roland Dörfler aus Marktredwitz und Egon Keller aus Neusorg dazu gesellt. Das Team versteht sich hervorragend, ergänzt sich ideal und kümmert sich mit viel Hingabe um alle Besucher mit ihren defekten Gerätschaften oder beschädigten Kleidungsstücken. Während sich die „Profis“ um die Reparaturen oder Diagnosen kümmern, stehen für die Hilfesuchenden Kaffee und Kuchen bereit, die ebenfalls vom Helferteam bereit gestellt werden. Dabei bleibt auch noch genügend Zeit für einen kleinen Plausch.

Die Hilfesuchenden kommen nicht nur aus der Kösseinestadt und seinen 26 Ortsteilen, sondern auch aus Pechbrunn, Wiesau, Konnersreuth, Marktredwitz und Fuchsmühl.

Josef Nachbar führt fein säuberlich Buch über alle Aktivitäten des Helferteams und berichtet von über 350 Besuchen im Reparatur-Café. Stolz ist Nachbar auf die Erfolgsquote: „Über 70 Prozent der defekten Gerätschaften konnten wieder in Gang gebracht werden.“ Und Ewald Weber ergänzt: „Den hilfesuchenden Menschen zu helfen und damit eine Freude zu machen, macht richtig Spaß“.

Zur Reparatur kommen Heckenscheren, Heizlüfter, Lichterketten, Föhne, Staubsauger, Stühle, Schubladen, Kaffeemaschinen und Radios, um nur einige Dinge zu nennen. Bei unserem Besuch war „Action“ angesagt. Neben mehreren defekten Kabeln und Lichterketten standen zwei Schwibbögen, ein sprechendes Bilderbuch, das nur noch einige verquetschte Laute von sich gab, eine Brotschneidemaschine und eine kleine Höhensonne zur Reparatur an. Lange Wartezeiten gibt es dabei im Reparatur-Café nicht. Während sich Ewald Weber der Brotschneidemaschine annimmt und von Josef Nachbar unterstützt wird, kümmert sich Roland Dörfler um das sprechende Bilderbuch und Egon Keller nimmt sich der Schwibbögen an. Deren Besitzerin kam dafür aus Konnersreuth und freute sich riesig über das schnelle Helfen.

Während das Helfer-Quartett am Arbeitstisch fleißig werkelte, wurden die übrigen Besucher von Beate Singer und Werner Rudolf mit Kaffee und Kuchen verköstigt. Im Gespräch machte Beate Singer deutlich, dass zu Beginn des Reparatur-Cafés häufig auch Kleidung abgegeben wurde, an der kleine Risse zu vernähen waren oder Knöpfe fehlten. In diesem Bereich gibt es fast keine Nachfrage mehr, das Angebot bleibt aber bestehen.

Bürgermeisterin Friederike Sonnemann ist mit der Entwicklung des Reparatur-Cafés mehr als zufrieden: „Die handwerklich geschickten Helfer leisten eine fantastische, ehrenamtliche Arbeit.“ Das Engagement in Waldershof war auch richtungsweisend für andere Kommunen. So gab es immer wieder interessierte Gemeinden, die sich ein Bild von der Arbeit der Ehrenamtlichen machten. So entstanden auch in Mitterteich und Kemnath ähnliche Einrichtungen. Für Sonnemann steht fest: „Das Reparatur-Café belebt den Bürgertreff, das Helferteam erntet hohe Anerkennung und beides stellt einen hohen Wert für die Gemeinschaft und das soziale Miteinander dar.“ Auch Ehrenamtler haben eine Pause verdient: Das Reparatur-Café ist deshalb vom Heiligen Abend bis zum 7. Januar geschlossen.

Ewald Weber stellt kurzerhand die Brotschneidemaschine auf den Rücken und sucht den Fehler. Kurz darauf läuft das Gerät wieder. Währenddessen notiert Josef Nachbar die ausgeführten Arbeiten für das Archiv. Bild: fpoz
Ewald Weber stellt kurzerhand die Brotschneidemaschine auf den Rücken und sucht den Fehler. Kurz darauf läuft das Gerät wieder. Währenddessen notiert Josef Nachbar die ausgeführten Arbeiten für das Archiv.
Jedes Licht des Schwibbogens wird von Egon Keller sorgfältig geprüft. Bild: fpoz
Jedes Licht des Schwibbogens wird von Egon Keller sorgfältig geprüft.
 
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