Im Alter von 91 Jahren ist der Steyler-Missionar Pater Oswald Müller in seiner Wahlheimat Japan verstorben. Mehr als 60 Jahre lebte und wirkte er dort in verschiedenen Pfarreien. Seinen letzten Heimaturlaub in Waldershof verbrachte er im Jahr 1998. Die Pfarrgemeinde Sankt Sebastian unterstützte über Jahrzehnte hinweg mit Kollekten die Arbeit von Oswald Müller im Land der aufgehenden Sonne.
Ein Blick zurück in die Geschichte: Die Familie Müller betrieb die bürgerliche Gaststätte „Zur Kösseine“ an der Bahnhofstraße in Waldershof. Vater Wilhelm Oswald und Mutter Rosa hatten mit dem Betrieb genug zu tun. Die zwei Buben und die zwei Mädchen legten früh Hand an, um Haus, Hof, Garten und Gaststätte in Ordnung zu halten, damit die „bürgerliche Küche“ auch schmackhaft und anziehend wirke.
„Schon als kleiner Bub las ich gerne Berichte von Missionaren in Japan“, schrieb Oswald Müller in seinen Jugenderinnerungen. Die monatliche „Stadt Gottes“ bot ihm Gelegenheit dazu. Seine sieben Jahre im Bischöflichen Kleinen Seminar in Straubing weiteten seinen Horizont und seine Suche nach Informationen über die Japanmission. Am Ende des Gymnasiums entschied er sich für die Steyler-Missionare. „Ich habe die Studienjahre in Sankt Augustin nie vergessen. Das Haus ist für mich eine geistige Heimat geblieben“, sagte Müller oft in Gesprächen bei Heimatbesuchen. Hier war seine Liebe zur Mission gewachsen und gereift.
Anfang 1955 band er sich für immer an die Steyler Missionsgesellschaft und ihren weltweiten Dienst. Am 28. August 1955, dem Fest des Hauspatrons, empfing er die Priesterweihe durch Bischof Theodor Schu, einen Steyler China-Missionar. Er erhielt die Missionsbestimmung für Indonesien, bekam aber kein Einreisevisum. Die Umbestimmung nach Japan kam ihm nicht ungelegen. Seine Antwort darauf: „Missionare sind sich einig. Wir dienen alle dem gleichen Herrn und lehren überall die Botschaft vom Reiche Gottes.“
Oswald Müller lernte Englisch in Liverpool. Seine Reise führte ihn über Rom. Mit dem Segen des Generalsuperiors Schütte trat er seine sechswöchige Schiffsreise ins ferne Japan an. Am 29. Juni 1958 hatte er wieder Land unter den Füßen, auf japanischem Boden. Und wieder galt es, die Schulbank zu drücken und zwei Jahre Japanisch zu lernen bei den Franziskanern in Tokyo.
Nach einem Jahr zog es ihn in die direkte Seelsorge. Er fand sie in Akita im Norden des Landes. Ab 1966 war er Regionalvikar im Distrikt Shibata. Die nächste Station war für 16 Jahre Niitsu. Dort war auch ein Kirchenbau fällig. Danach ging es nach Odate in der Akita-Gegend, eine Stadt mit 50 .000 Einwohnern. Über Jahrzehnte begleitete den Pater eine Katechistin. Sie half ihm im Unterricht der Kinder oder bei der Korrespondenz mit Behörden. An seinem 80. Geburtstag bemerkte er: „Hatte zwei Operationen im Rücken, das rechte Hüftbein ist schon recht schwach. Mit dem Stock geht’s noch.“
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